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Betroffene: Individuelle Entschädigungen zu niedrig

Nach Schlammkatastrophe in Brasilien – Unternehmen müssen zahlen

Rio de Janeiro  ‐ Die „Tragödie von Mariana“ im Jahr 2015 gilt als größte Umweltkatastrophe der brasilianischen Geschichte. Jetzt gibt es eine Einigung in der Entschädigungsfrage.

Erstellt: 28.10.2024
Aktualisiert: 14.11.2024
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Neun Jahre nach der Schlammkatastrophe im brasilianischen Mariana liegt eine Einigung über Entschädigungszahlungen vor. Die drei verantwortlichen Bergbauunternehmen, die Zentralregierung sowie zwei betroffene Gliedstaaten unterzeichneten am Freitag (Ortszeit) in Anwesenheit von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva die umgerechnet rund 28 Milliarden Euro schwere Vereinbarung. Opfervertreter zeigten sich von der Einigung enttäuscht.

Durch den Dammbruch eines Abraumbeckens des Unternehmens Samarco waren am 5. November 2015 über 40 Millionen Kubikmeter Schlamm freigesetzt worden, die mehrere Dörfer überschwemmten. 19 Personen starben. Der Schlamm gelangte über drei Flüsse bis in den Atlantik, die Spur der Verwüstungen war 650 Kilometer lang. Das Unglück gilt bis heute als eine der größten Umweltkatastrophen der brasilianischen Geschichte.

Samarco sowie die australische BHP Billiton und die brasilianische Vale sollen über die nächsten 20 Jahre umgerechnet 16 Milliarden Euro an die betroffenen Familien, Städte und Gemeinden zahlen. Zudem stünden weitere 5,3 Milliarden Euro an bereits eingegangenen Verpflichtungen aus. Bisher hätten die Unternehmen schon rund 6,2 Milliarden Euro gezahlt. Die Regierung schätzt, dass rund 300.000 Bürger Entschädigungszahlungen erhalten werden.

Vertreter von Opferorganisationen kritisierten die Einigung. Viele Geschädigte würden aufgrund fehlender Dokumente über ihr verlorenes Hab und Gut nicht entsprechend entschädigt. Zudem seien die individuellen Zahlungen zu niedrig. Präsident Lula da Silva verwies auf die sich über Jahre hinziehenden Verhandlungen zwischen der Justiz und den Unternehmen. In den vergangenen Wochen hatte die Regierung Druck gemacht, damit die Einigung vor Beginn eines Prozesses in England zustande kommt.

Enttäuscht über die Langsamkeit der brasilianischen Justiz hatten sich Betroffene 2018 an die englische Justiz gewandt. In der vergangenen Woche war in London ein Prozess angelaufen, in dem Familien von der BHP Billiton 36 Milliarden Pfund Entschädigungen fordern. Insgesamt sollen demnach rund 620.000 Betroffene Aussicht auf Zahlungen haben. Experten denken jedoch, dass die nun in Brasilien verhandelte Einigung die Aussichten auf einen Erfolg in England schwächt. Ein Urteil wird dort für Mitte 2025 erwartet.

In Brasilien wurde bisher niemand wegen der Katastrophe verurteilt. Neben vier Unternehmen waren 2016 ursprünglich 22 Personen angeklagt worden. Ihnen wurde neben Umweltdelikten auch Mord vorgeworfen. Mittlerweile sind es nur noch sieben Personen, die sich wegen Umweltdelikten verantworten müssen.

KNA

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