Lula: Reiche Länder müssen ihre Klimaschulden bezahlen
Frankfurt ‐ Wie können die weltweiten Klimaziele erreicht werden? Das beraten ab Montag Tausende Delegierte bei der Weltklimakonferenz. Der brasilianische Präsident fordert im Vorfeld finanzielle Unterstützung von Industrieländern.
Aktualisiert: 07.11.2025
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Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat vor der Weltklimakonferenz die reichen Länder aufgefordert, ihre Klimaschulden zu begleichen. „Wir müssen anerkennen, dass das Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten nach wie vor die unverhandelbare Grundlage jedes Klimapakts ist“, schrieb Lula in einem Gastbeitrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Um der Klimakrise gemeinsam zu begegnen, seien Ressourcen erforderlich.
Die UN-Klimakonferenz COP30 findet in der kommenden Woche im brasilianischen Belém statt. Die USA haben angekündigt, keine Delegation zu entsenden. Dagegen wendet sich Lula mit dem Plädoyer für eine gemeinsame Verantwortung. Der Globale Süden fordere einen besseren Zugang zu Ressourcen, „nicht als Wohltätigkeit, sondern aus Gerechtigkeit“. Die reichen Länder hätten am meisten von der kohlenstoffbasierten Wirtschaft profitiert. „Sie müssen sich nun ihrer Verantwortung stellen, nicht nur, indem sie Verpflichtungen eingehen, sondern auch durch die Begleichung ihrer Schulden“, schreibt Lula.
Er kündigte an, sich auf der Klimakonferenz dafür einzusetzen, einen UN-Klimarat zu schaffen, der mit der Generalversammlung verbunden ist. „Dies wäre eine neue Governance-Struktur mit der Kraft und Legitimität, um sicherzustellen, dass die Länder ihre Versprechen einhalten, und ein wirksamer Schritt zur Überwindung der derzeitigen Lähmung des multilateralen Systems.“
Klimaforscher Mojib erwartet keinen Durchbruch bei der COP30
Der Klimaforscher Mojib Latif hat derweil wenig Erwartungen an die Weltklimakonferenz COP30. „Es wird in Brasilien eine schöne Abschlusserklärung voller hehrer Absichten geben“, sagte er der Mediengruppe Bayern. Konkrete Inhalte würden jedoch wie so häufig schwach ausfallen. Denn eine „Abschlusserklärung erfordert eine Einstimmigkeit von fast 200 Ländern, und das heißt, wenn man sich überhaupt einigt, dann bestenfalls auf den kleinsten gemeinsamen Nenner“.
Kritik übte Latif an der Politik. Politikerinnen und Politiker hätten erst jetzt so richtig erkannt, „welche Herausforderung das Ziel darstellt, die globale Erwärmung zu begrenzen“. Das lange Festhalten vieler am 1,5-Grad-Ziel einer maximalen Erderwärmung bezeichnete der Wissenschaftler als geradezu lächerlich - „denn da sind wir schon ungefähr“.
Doch auch das Zwei-Grad-Ziel werde man reißen. Es sei kaum noch strittig, die Pariser Klimaziele krachend zu verfehlen. „Dieses Ziel weiterhin wie eine Monstranz vor sich herzutragen, stellt eine Form der Realitätsverweigerung dar“, so der Meteorologe.
Dass Klimaschutz erst einmal hinten angestellt wurde, hat laut Latif mit einer Zeit der multiplen Krisen zu tun: „Erst die Finanzkrise, dann Corona, dann der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Nahost-Krieg und die schwache wirtschaftliche Entwicklung.“ Diese Entwicklung sei verhängnisvoll. „Denn auch in der Wirtschaft weiß man, dass ein ungebremster Klimawandel enorme und teure Auswirkungen haben wird. Das ist auch den Spitzenmanagern in den Unternehmen klar, zumindest was die lange Frist betrifft.“ Dennoch schaffe man es nicht, die notwendigen Konsequenzen aus Forschungsergebnissen zu ziehen.
KNA
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