
Österreichs Weltkirche-Organisationen: Globale Kooperation als Antwort in einer zerrütteten Welt
Auch Österreich verzeichnet rückläufige Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit. Die katholische Zivilgesellschaft in unserem Nachbarland fordert, Mittel zur Entwicklungsfinanzierung langfristig abzusichern.
Aktualisiert: 08.10.2025
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Die katholische Zivilgesellschaft in Österreich hat die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und Solidarität angesichts weltweiter Krisen unterstrichen. Bei der Vollversammlung der KOO-Interessenvertretung – dem Zusammenschluss aller katholischen entwicklungspolitischen Organisationen, Einrichtungen und Orden in Österreich – zeigten sich die Teilnehmenden bestürzt über den Rückgang an internationaler Entwicklungszusammenarbeit und Solidarität, weltweit und in Österreich.
Ähnlich wie in Deutschland verzeichnete auch die österreichische Entwicklungszusammenarbeit zuletzt einen Rückgang staatlicher Mittel. 2024 lagen die Gesamtausgaben in diesem Bereich bei rund 1,682 Milliarden Euro und damit um rund 128,8 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Die sogenannte ODA-Quote (Official Development Assistance), also das Volumen öffentlichen Gelder für Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen, sank nach Angaben des zuständigen Bundesministeriums für Europäische und internationale Angelegenheiten von 0,38 Prozent im Jahr 2023 auf 0,34 Prozent im Jahr 2024.
In den 1970er Jahren hatten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zum Ziel gesetzt, auf eine ODA-Quote von 0,7 Prozent zu kommen. Wie Österreich erreicht aktuell auch Deutschland diesen Wert nicht – obwohl beide Länder neben der internationalen Projektarbeit beispielsweise im Inland entstehende Kosten für die Integration von Geflüchteten einrechnen.
„Die dahinterstehende neu erstarkende Auffassung, die Probleme unserer Zeit könnten mit einer Abschottung auf nationaler und regionaler Ebene gelöst werden, ist erschreckend wirklichkeitsfern“, erklärte Anja Appel, Leiterin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Zusammenarbeit und Weltkirche KOO. „Es ist eine Darstellung, die auf Unwahrheiten basiert und wissenschaftlich nachgewiesene Zusammenhänge globaler Herausforderungen ignoriert.“
Österreich müsse gerade in dieser Zeit seinen Beitrag für Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit leisten. Angesichts der globalen Krisen sei es notwendig, die Mittel zur Finanzierung der entwicklungspolitischen und humanitären Strategie langfristig abzusichern und zu erhöhen.
Für Klima-Hilfe ohne Verschuldungsgefahr
In einer Mitteilung nahm die KOO auch Bezug auf eine von Papst Leo XIV. und Arnold Schwarzenegger kürzlich in Castel Gandolfo einberufene Klimakonferenz mit dem Titel „Raising Hope for Climate Justice“. Dort hatte der Papst die Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Eröffnungsrede gestellt. „Wir müssen uns vom Umweltdiskurs hin zu einer ökologischen Bekehrung bewegen, die das persönliche und gemeinschaftliche Leben verwandelt“, forderte er.
Jedes Mitglied der Gesellschaft, paraphrasierte Leo XIV. auf der Konferenz die Enzyklika Laudato si' (Nr. 179), müsse durch Nicht-Regierungsorganisation und Anwaltschaftsgruppen Druck auf die Regierungen ausüben, damit diese strengere Vorschriften, Verfahren und Kontrollen entwickelten und in Kraft setzten. Bürgerinnen und Bürger müssten eine aktive Rolle in politischen Entscheidungsprozessen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene einnehmen. Nur dann werde es möglich sein, die Auswirkungen der Umweltzerstörung zu lindern.
Die österreichischen Weltkirche-Institutionen sehen sich durch diese Aussagen gestärkt. „Die KOO und die zivilgesellschaftliche Arbeit erfährt durch den Aufruf des Papstes Rückenwind“, betont Erwin Eder, Sprecher der KOO-Interessenvertretung. Mit Blick auf die im November stattfindende UN-Klimakonferenz in Brasilien betone man die Notwendigkeit einer Verbesserung der staatlichen Klimaziele, um das Pariser 1,5°C Ziel zu erreichen. Die Weltgemeinschaft müsse ein klares und differenziertes Enddatum für die Förderung und Verwendung von fossiler Energie festsetzen, so Eder. Weiters müssten rasch ausreichende schuldenfreie Finanzmittel für die notwendigen Klimamaßnahmen in den armen Ländern des Globalen Südens bereitgestellt werden.
Angesichts dieser globalen Herausforderungen seien die weltkirchlichen Initiativen der KOO-Organisationen von besonderer Wichtigkeit, betont Eder: „Auf allen Ebenen adressieren katholische Akteurinnen und Akteure den Schutz der Menschenrechte und der gemeinsamen Lebensgrundlagen und entwickeln daraus konkrete politische Forderungen für die Staatengemeinschaft.“ Sie zeigten, wie die Lebensrealitäten der Menschen in Ländern des Globalen Südens durch Wirtschaftsformen und Lebensstile im Globalen Norden negativ beeinflusst würden, etwa durch ausbeuterischen Bergbau oder Landrechtskonflikte indigener Gemeinschaften.
Informationen zur KOO
Aktuelles zur Arbeit der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Zusammenarbeit und Weltkirche (KOO) finden Sie unter dieser Adresse:
weltkirche.de /dr

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