Gröhe folgt auf Hasselfeldt an Spitze des Deutschen Roten Kreuzes
Berlin ‐ Mit Hunderttausenden Engagierten ist das Deutsche Rote Kreuz ein echter Tanker in Sachen Hilfs- und Sozialarbeit. Jetzt hat es einen Wechsel im Präsidentenamt gegeben – in Zeiten wachsender Herausforderungen.
Aktualisiert: 04.12.2025
Lesedauer:
Zum Abschied wurde Gerda Hasselfeldt noch einmal deutlich. In einem „Tagesspiegel“-Interview am Freitag kritisierte die bisherige Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, dass die schwarz-rote Koalition im Bundeshaushalt 2026 die Mittel für humanitäre Hilfe weltweit erneut kürzen will. „Von 2024 auf 2025 war es eine Kürzung um mehr als die Hälfte. Dies wird 2026 fortgeschrieben, obwohl die Zahl der Krisen und Notleidenden zunimmt“ so Hasselfeldt. Dieses Vorgehen entspreche auch nicht dem Koalitionsvertrag: „Da heißt es sinngemäß: Wir stärken die humanitäre Hilfe.“
Bemerkenswert ist diese Kritik vor allem vor dem Hintergrund, dass Hasselfeldt lange Jahre für die CSU selbst an politisch wichtigen Schaltstellen saß. Die 75-Jährige war unter anderem Vizepräsidentin des Bundestags und Bundesgesundheitsministerin. Die Enttäuschung über den aktuellen Kurs der Verantwortlichen in Berlin scheint groß. Projekte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) etwa in Bangladesch ließen sich nicht mehr in der notwendigen Weise finanzieren. Setze die Bundesregierung wie geplant den Rotstift an, „werden mehr Menschen krank und sterben früher“.
Das Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ war eine der letzten Amtshandlungen von Hasselfeldt. Sie kandidierte nach zwei Amtszeiten nicht erneut für das Präsidentenamt und hat nun den Staffelstab an Hermann Gröhe weitergegeben, ebenfalls ehemaliger Gesundheitsminister. Der 64-Jährige wurde am Wochenende bei der Bundesversammlung erwartungsgemäß an die Spitze des Deutschen Roten Kreuzes gewählt. Das Amt bleibt damit in den Händen der Union: Hasselfeldts Vorgänger Rudolf Seiters (88) gehört wie Gröhe der CDU an.
Gut vernetzt in den Kirchen
Als früherer Minister und ehemaliger Generalsekretär seiner Partei kann der in Neuss am Rhein lebende Gröhe wie seine beiden Parteifreunde aus einem reichen Erfahrungsschatz in Sachen Organisation und politischer Lobbyarbeit schöpfen. Er ist vielfältig vernetzt, beispielsweise auch in den kirchlichen Bereich hinein als langjähriges Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Als Präsident leitet Gröhe künftig das ehrenamtlich besetzte Präsidium des Roten Kreuzes, das die strategische Ausrichtung der Hilfsorganisation verantwortet. In gesellschaftlichen Debatten von der Pflegeversicherung bis hin zur Entwicklungshilfe wird seine Stimme Gewicht haben.
Denn das Deutsche Rote Kreuz ist Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung – des weltweit größten humanitären Netzwerks mit 191 anerkannten Nationalgesellschaften. In Deutschland setzt sich die Hilfsorganisation im Zivil- und Katastrophenschutz ein – angesichts möglicher Konflikte in Europa ein Aufgabenbereich mit neuer Dringlichkeit.
Große Herausforderung
Zugleich bietet das Rote Kreuz eine Vielzahl von Leistungen an, darunter Rettungsdienst, Katastrophenhilfe, soziale Dienste, Erste-Hilfe-Ausbildung und internationale Hilfe. Dabei machen momentan über 457.000 Ehrenamtliche mit. Weiterhin zählt der Wohlfahrtsverband mehr als 211.000 hauptamtliche Mitarbeitende sowie rund 2,5 Millionen Fördermitglieder.
Auf den neuen DRK-Präsidenten warten große Herausforderungen. Die Konflikte in der Welt nehmen zu, gleichzeitig wird das Geld für Hilfsorganisationen knapper. Und in der Gesellschaft weht ein schärferer Wind, wie seine Vorgängerin Hasselfeldt dem „Tagesspiegel“ sagte.
Manchmal sei sie froh, dass sie in den vergangenen Jahren nicht mehr in die direkte politische Auseinandersetzung habe gehen müssen. „Mir macht das rauere politische Klima aber trotzdem Sorge, denn ich bin ja eine Bürgerin dieses Staates.“ Was die CSU-Politikerin dann hinzufügte, klang schon fast wie ein Vermächtnis: „Wir haben viel Kraft in unserer Zivilgesellschaft. Diese Kraft müssen wir nützen. Das gilt nicht nur für das Deutsche Rote Kreuz.“
Gröhe folgt auf Hasselfeldt an Spitze des Deutschen Roten Kreuzes
Kritik an Wehrdienstreform – Lob für Stärkung von Freiwilligendiensten
Hohe Erwartungen vor Israelreise von Bundeskanzler Merz
Eine-Erde-Mitglieder pochen auf strengeren Klimaschutz
Kritik an geplanter Umstrukturierung im Auswärtigen Amt
Menschenrechtsbeschwerden gegen Hamburger Metall-Konzern Aurubis
Gröhe folgt auf Hasselfeldt an Spitze des Deutschen Roten Kreuzes
Entwicklungsministerin will Wirtschaft stärker einbinden
Österreichs Weltkirche-Organisationen: Globale Kooperation als Antwort in einer zerrütteten Welt
Außenminister Wadephul fordert mehr Geld für humanitäre Hilfe
Menschenrechtsbeauftragter Castellucci: Müssen in die Offensive