Ein Holzkreuz wirft Schatten auf eine rustikale braune Wand
Weltkirche-Bischof: Gewalt nimmt zu

Kirchen gedenken Opfer religiöser Gewalt

Hannover/Aachen/Bonn ‐ Verfolgung aus religiösen Gründen ist weiterhin ein weltweites Problem. Kirchenvertreter aus Deutschland rufen zur Solidarität mit den Opfern auf. Mahnungen gibt es auch zur Situation in Deutschland.

Erstellt: 22.08.2024
Aktualisiert: 22.08.2024
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Weltweit werden Menschen wegen ihrer Religion Opfer von Verfolgung und Gewalt. Die beiden großen Kirchen in Deutschland weisen auf das Schicksal dieser Menschen hin und rufen zu Solidarität auf.

Für den Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), ist das Anliegen dieses Gedenktages von anhaltender Aktualität. „Leider stellen wir statt eines Rückgangs eine stetige Zunahme von Gewalt gegen Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer Religionszugehörigkeit fest. Wir müssen mitansehen, wie religiöse Intoleranz und Diskriminierung immer wieder zu Angriffen auf Andersdenkende führen“, so Meier.

Bild: © Kathedrale_Jolo_Philippinen_Terroranschlag-c_Albert_Alcain-Presidential_Photo-Kennzeichnung_Gemeinfrei

Anschlag auf die Kathedrale von Jolo (Philippinen) 2019

Dabei denke er nicht nur an die christlichen Glaubensgeschwister weltweit, die unter Ausgrenzung und Verfolgung leiden, sondern an alle Menschen, die von religiös motivierter Gewalt betroffen seien, sagte der Augsburger Bischof, der in der Deutschen Bischofskonferenz der Kommission Weltkirche vorsitzt. Als Christinnen und Christen könne man dem Leid der Opfer gegenüber nicht gleichgültig sein, denn die Übergriffe seien auch immer ein Angriff auf die Würde der Menschen, die die Basis der Menschenrechte sei und die in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen gründet, so Meier weiter, der im Schutz des Menschenrechts auf Religionsfreiheit auch eine kollektive Aufgabe sieht. Zunächst obliege es jedem Staat, die religiöse Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu garantieren. „Wo dies nicht passiert oder gar der Staat selbst diese Rechte angreift, sind Diskriminierung und am Ende auch Gewalt insbesondere gegenüber religiösen Minderheiten nicht weit“.

Manche Probleme sind hausgemacht

Weitere Verantwortung sieht Bischof Meier aber auch bei den Religionen selbst. Diese stünden in der Pflicht, der Instrumentalisierung des eigenen Glaubens und der Diskriminierung Andersgläubiger entschieden entgegenzutreten. „Daher kann ich nur immer wieder betonen, wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen für ein friedliches Miteinander ist. Dort, wo wir beginnen, einander zu verstehen und zu respektieren, können wir Hass und Gewalt den Nährboden entziehen.“

Dass in Deutschland und weltweit der politische Missbrauch von Religion für ideologisch motivierte Gewalt ein zunehmendes Problem geworden ist, betont auch der Vizepräsident des katholischen Hilfswerkes Missio Aachen, Gregor von Fürstenberg. Das Hilfswerk wies in einer Pressemitteilung auf politische Gewalt gegen religiöse Minderheiten in verschiedenen Ländern hin, etwa die Verfolgung und Diskriminierung anderer Religionen durch Hindu-Nationalisten in Indien, islamistischen Terrorismus in Afrika oder die Unterstützung des russischen Angriffs auf die Ukraine durch die russisch-orthodoxe Kirche. Das Hilfswerk rief zu Solidarität mit verfolgten Christen weltweit auf.

Zugleich warnte Missio-Vizepräsident von Fürstenberg, dass es auch in Deutschland einen politischen Missbrauch von Religion gebe. Islamisten und Rechtsextreme animierten sich wechselseitig zu immer radikaleren Ansichten. So schürten Rechtsextreme politische Vorurteile gegen Muslime und verunglimpften sie pauschal als Terroristen. „Dies nutzen Islamisten dann ihrerseits, um vor allem junge Muslime in Deutschland zu radikalisieren. Diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen“, betonte von Fürstenberg.

EKD fordert Bleiberechtsregelung für Jesiden

Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, erinnerte besonders an den Völkermord an den Jesiden durch die Terrormiliz Islamischer Staat. Ihnen fehle in ihrer Heimat im Irak und Syrien inzwischen jegliche Lebensgrundlage. „Wer zurückkehrt, steht vor zerschossenen Häusern und blickt auf vom IS verminte Felder“, so Bosse-Huber. „Dazu kommt die Angst, ehemaligen Peinigern wieder zu begegnen, denn sowohl IS-Mitglieder als auch Nachbarn, die mit ihnen kollaboriert haben, leben weiterhin in der Region.“

Vor diesem Hintergrund sei die Abschiebung von Jesiden nicht zu rechtfertigen, betonte die Bischöfin. In Deutschland lebe mit schätzungsweise 250.000 Menschen die größte jesidische Diasporagemeinschaft der Welt. Die Bundesrepublik habe zudem mit der Anerkennung des Völkermordes eine Verantwortung übernommen, die Angehörigen der Minderheit zu schützen. „Insofern ist es nur folgerichtig, dass es einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden geben muss und eine dauerhafte Bleiberechtsregelung gefunden wird.“

Weltkirche-Bischof Meier, Missio Aachen und die EKD äußerten sich zum Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens an diesem Donnerstag (22. August).

dr/weltkirche.de mit Information von DBK, Missio und KNA

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