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Umstrittenes Gesetz

Christin in Pakistan wegen Blasphemie zum Tod verurteilt

Islamabad ‐ In Pakistan wurde eine 40-Jährige Christin in erster Instanz zum Tode verurteilt. Der Verteidiger kündigte Berufung an.

Erstellt: 23.09.2024
Aktualisiert: 23.09.2024
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Ein Gericht in Pakistan hat eine Christin wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilt. Der Richter sah es als erwiesen an, dass die vierfache Mutter vor drei Jahren im Internet abfällige Bemerkungen über den Propheten Mohammed geteilt hat, wie der asiatische katholische Pressedienst Ucanews (Freitag) berichtete.

„Wir halten es für ein falsches Urteil, das auf Vorurteilen beruht“, wird der Anwalt der Frau zitiert. „Der Richter hat sich nicht die Mühe gemacht, die Beweise zu prüfen.“ Die Verteidigung werde gegen das Urteil Berufung einlegen.

Die pakistanische Menschenrechtsgruppe „Voice for Justice“ äußerte ebenfalls Kritik: „Religiöse Minderheiten, insbesondere Christen, werden zunehmend mit falschen Anschuldigungen konfrontiert, die auf persönlichem Groll, Eigentumsstreitigkeiten oder religiöser Diskriminierung beruhen.“

Pakistans Gesetze gegen Gotteslästerung gehören zu den strengsten der Welt. Im pakistanischen Strafrecht gilt Blasphemie, verstanden als Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed, als schwere Straftat und kann mit lebenslanger Haft oder Todesstrafe geahndet werden. Der entsprechende Gesetzesartikel stammt ursprünglich aus den 1920er-Jahren, als Pakistan noch britische Kolonie war.

Dunkles Erbe der Kolonialzeit

Neben Christen wurden in der Vergangenheit in Pakistan auch Muslime wegen Blasphemie verurteilt; vollstreckt wurde bislang keines der Todesurteile. Internationales Aufsehen erregte insbesondere der Fall von Asia Bibi. Sie war die ersten Frau, die je nach den umstrittenen Paragraphen 295 B und C des pakistanischen Strafgesetzbuches verurteilt wurde. Nach einem überraschenden Freispruch in letzter Instanz konnte sie 2019 nach Kanada flüchten. Vor dem Urteil hatte die internationale Gemeinschaft die schnelle Freilassung gefordert.

Zuletzt war ein Blasphemie-Prozess Anfang des Jahres glimpflich ausgegangen: Zwei wegen angeblicher Verunglimpfung des Korans inhaftierte Männer wurden überraschend freigesprochen. Gerüchte über angebliche Taten der beiden Brüder aus dem Bezirk Faisalabad hatten 2023 zu gewalttätigen Übergriffen auf die örtliche christliche Gemeinschaft geführt.

Das katholische Hilfswerk Missio Aachen forderte zuletzt Anfang Juli die deutsche Bundesregierung auf, sich bei ihren pakistanischen Partnern für den Schutz christlicher und anderer religiöser Minderheiten im Land stark zu machen.

weltkirche.de/KNA /dr

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