Wegen Christenverfolgung: Missio fordert mehr Druck auf Pakistan
Aachen ‐ Verfolgung, Gewalt und Todesdrohungen – in Pakistan sind religiöse Minderheiten wie die Christen immer wieder radikalen Mobs ausgesetzt. Das Hilfswerk Missio Aachen sieht auch die Bundesregierung in der Pflicht.
Aktualisiert: 04.07.2024
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Die Bundesregierung muss nach Ansicht des katholischen Hilfswerks Missio Aachen ihren Einfluss auf Pakistan stärker zum Schutz der christlichen und anderer religiöser Minderheiten in dem Land nutzen. In der entwicklungspolitischen wie in der wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit müsse die Situation der Christen, die in Pakistan Verfolgung ausgesetzt seien, stets thematisiert werden, forderte das päpstliche Missionswerk in einer Erklärung am Donnerstag.
„Deutschland ist innerhalb der Europäischen Union der größte Handelspartner Pakistans, nutzt diese Zusammenarbeit aber unzureichend, um den Schutz der christlichen Minderheit im Land einzufordern“, kritisierte Missio-Präsident Dirk Bingener. „Man kann nicht Handel treiben, ohne fundamentale Menschenrechtsfragen zu benennen.“
Das Hilfswerk beruft sich für seine Forderungen auf Schilderungen seiner pakistanischen Partnerorganisation CLAAS. Diese betreut Betroffene religiös motivierter Diskriminierung und Verfolgung in dem mehrheitlich muslimischen Land. Sie berichtet von Gewalt gegen Christen durch radikalisierte islamistische Gruppen bis hin zu Todesdrohungen. Anlass seien zumeist Blasphemie-Vorwürfe gegen Angehörige der Minderheiten.
Die Polizei, so Missio-Partner CLAAS, greife oft zu spät ein oder verfolge die Täter angesichts des Drucks islamistischer Gruppierungen nicht energisch genug. Den Sicherheitskräften fehle es zudem an Ausbildung, ausreichender Ausstattung und genauen Instruktionen für das angemessene Verhalten zum Schutz der Minderheiten. Hier müssten die zuständigen Ministerien unbedingt aktiv werden, Vorschriften erlassen und diese auch durchsetzen. Das sei ein erster konkreter Schritt, um Christen und andere Minderheiten besser zu schützen.
Bingener: Gewalt gegen Minderheiten auf die Tagesordnung setzen
Missio-Präsident Bingener schloss sich dem CLAAS-Appell nach einer Reform der Polizeiarbeit in Pakistan an. „Die Bundesregierung muss bei Gesprächen mit Pakistan immer wieder die Frage der Gewalt gegen die christliche Gemeinschaft und andere Minderheiten auf die Tagesordnung setzen“, sagte er laut einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung. Bingener selbst kennt die Situation vor Ort aus eigener Anschauung. Im vergangenen Jahr hatte er das asiatische Land besucht. Dabei habe er Opfer von Überfällen, Brandschatzung und Todesdrohungen getroffen, berichtete er. Was diese Gewalt mit Menschen anrichte, sei kaum zu beschreiben. Sie brauchten endlich wirksamen Schutz, forderte er.
Die Bedeutung des Anliegens hatte sich zuletzt im Juni gezeigt, als ein islamistischer Mob eine Polizeistation überrannte. Die Menge erschoss und verbrannte einen dort inhaftierten Mann, dem Blasphemie unterstellt worden war. Wenige Wochen zuvor, am 25. Mai dieses Jahres, war der christliche Unternehmer Lazar Gill nach Blasphemievorwürfen auf offener Straße gesteinigt worden. Er verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.
Mit Schrecken erinnert sich die christliche Gemeinschaft in Pakistan auch an den August 2023, als ein Mob die christliche Gemeinschaft in Jaranwala im Bezirk Faisalabad überfiel. Die Täter brannten zahlreiche Häuser und insgesamt 26 Kirchen nieder.
Pakistan ist mit rund rund 241 Millionen Einwohnern das Land mit der fünftgrößten Bevölkerung weltweit. Über 95 Prozent davon sind Muslime, 1,5 Prozent Hindus. Die Christen machen ca. 1 Prozent aus. Die meisten Christen leben laut Daten des Pakistan Bureau of Statistics in der Provinz Punjab im Osten des Landes.
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weltkirche.de mit Information von KNA und Missio