Pakistan auf der Landkarte
Nach Gewalt durch religiöse Extremisten

Missio startet Solidaritätsaktion für Christen in Pakistan

Die Ausschreitungen islamistischer Fanatiker gegen Christen mit Kirchenzerstörungen und Vertreibung der Menschen in der pakistanischen Provinz Punjab haben weltweit Entsetzen ausgelöst. Missio Aachen ruft zur Teilnahme an einer Briefaktion auf.

Erstellt: 28.08.2023
Aktualisiert: 29.08.2023
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Seit Jahren leiden in Pakistan zahlreiche christliche Gemeinschaften und andere religiöse Minderheiten unter Verfolgung und Diskriminierung. Am 16. August 2023 verschlechterte sich die Situation dramatisch. Nach bislang unbestätigten Vorwürfen gegen zwei junge Christen, eine Koran-Ausgabe zerstört zu haben, kam es am 16. August im Distrikt Faisalabad (Provinz Punjab) zu schweren Ausschreitungen gegen christliche Einrichtungen. Daher startet das katholische Hilfswerk Missio Aachen nun eine Eilbriefaktion zum Schutz der Christen in Pakistan.

Der Appell, der über die Seite www.missio-hilft.de/eilaktion unterschrieben und verschickt werden, richtet sich an den Innenminister Pakistans sowie den pakistanischen Botschafter in Berlin. „Unsere Partner bitten in einer sehr kritischen Lage um unsere Solidarität und Unterstützung. Sie sind darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Menschen bei der pakistanischen Regierung für sie einsetzen“, berichtet Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von Missio Aachen. Sie brauchten wirksamen Schutz, damit sie nicht Opfer von Fanatikern werden.

ZdK-Präsidentin: Religion darf nicht als Brandbeschleuniger für Konflikte missbraucht werden

Unterstützt wird die Eilbrief-Aktion vom Zentralkomitee der deutschen Katholischen (ZdK). „Wo Religion als Brandbeschleuniger missbraucht wird, zerstört das eine Gesellschaft nachhaltig – weltweit. Deshalb finde ich es wichtig, sich aktuell für die bedrohte christliche Minderheit in Pakistan einzusetzen“, sagte ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp.

Auch Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Konferenz Weltkirche und der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, begrüßt das Engagement. „Die Staatengemeinschaft ist aufgerufen, religiöse Intoleranz zu bekämpfen und sicherzustellen, dass diejenigen, die aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen leiden, angemessenen Schutz und Unterstützung erhalten“, so Bischof Meier.

Missio: Angriffe aufklären, fairen Prozess garantieren

Missio Aachen fordert in dem Eilbrief von dem pakistanischen Innenminister nun neben dem Schutz der Christen, die Angriffe auf die christliche Gemeinschaft in Jaranwala aufzuklären und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig soll eine faire und objektive Verhandlung für die der Blasphemie bezichtigten Brüder Rocky und Raja Masih garantiert werden, in der Polizei und Justiz geschützt vor dem Druck von Islamisten arbeiten können. Schließlich solle Pakistans Regierung dafür sorgen, dass die Blasphemiegesetze des Landes nicht als Mittel zur Einschüchterung religiöser Minderheiten missbraucht werden, heißt es in dem Schreiben.

Religionsfreiheits-Beauftragter: „Werden Prozess genau beobachten“

Der Beauftragte der Bundesregierunf für Religions- und Weltanschauungsfreiheit weltweit, der SPD-Politiker Frank Schwabe, nannte die Angriffe auf Christinnen und Christen im pakistanischen Jaranwala „zutiefst verstörend“. Den jetzigen Prozess gegen die beiden jungen Männer werden man daher genau beobachten, so Schwabe, gegenüber Missio Aachen.

Das Hilfswerk Missio Aachen arbeitet mit der Kirche und Nichtregierungsorganisationen in Pakistan eng zusammen. Es fördert den interreligiösen Dialog und setzt sich für die Rechte aller Minderheiten im Land ein. „Wir schätzen die Bemühungen der pakistanischen Regierung um interreligiöse Harmonie und wissen, dass es nicht einfach ist, radikale islamistische Organisationen in Schach zu halten. Umso mehr hoffen wir, dass die Regierung jetzt diese Ausschreitungen zum Anlass nimmt, alles dafür zu tun, dass auch die Minderheiten in Pakistan in Frieden und Sicherheit leben können“, so Pfarrer Bingener.

Eilbrief unterzeichnen

Missio fordert gegenüber dem Innenminister von Pakistan und gegenüber dem pakistanischen Botschafter in Berlin:

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass die Angriffe auf die christliche Gemeinschaft in Jaranwala vom 16. August 2023 aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
  • Treffen Sie bitte umfassende Vorkehrungen, um Christinnen und Christen in der Region und im ganzen Land vor Gewalt zu schützen.
  • Stellen Sie eine faire und objektive Verhandlung für die wegen Blasphemie angeklagten Brüder Rocky Masih und Raja Masih sicher und sorgen Sie dafür, dass Justiz und Polizei objektiv und geschützt vor dem Druck von Islamisten arbeiten können.
  • Setzen Sie sich dafür ein, dass die Blasphemiegesetze ihres Landes nicht als Mittel zur Einschüchterung religiöser Minderheiten missbraucht werden.

weltkirche.de/Missio Aachen

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