Gewalt gegen Christen in Pakistan
Seit dem 16. August kommt es in der pakistanischen Region Punjab zu Ausschreitungen gegen christliche Gemeinden. Auslöser der Gewalt waren Blasphemie-Vorwürfe.
Aktualisiert: 29.08.2023
Lesedauer:
Die gewalttätigen Übergriffe gegen christliche Gemeinden in der pakistanischen Region Punjab am 16. August 2023 mit der Zerstörung von Kirchen und Friedhöfen drohen sich auf andere Städte und Regionen auszuweiten. Dies berichtete ein pakistanischer Projektpartner des katholischen Hilfswerks Missio Aachen. Demnach sind die evangelischen, katholischen und anglikanischen Christen in der Region in höchstem Maß verängstigt und fliehen aus Furcht vor weiteren Attacken.
„Im ökumenischen Geist versichern wir unsere Solidarität mit den Betroffenen. Wir fordern das Auswärtige Amt auf, sich unverzüglich gegenüber der Regierung in Pakistan dafür einzusetzen, dass alle notwendigen Maßnahmen für die Sicherheit der Christen in der betroffenen Region ergriffen werden. Darum hat uns unser Partner ausdrücklich gebeten“, so Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen.
Vorwurf der Blasphemie Auslöser für Unruhen
Am Mittwoch (16. August 2023) kam es zu gewalttätigen Übergriffe fanatisierter muslimischer Mobs gegen christliche Gemeinden in Jaranwala im Punjab. Die Region ist eines der Zentren der christlichen Minderheit in Pakistan. Anlass war der Vorwurf der Koran-Schändung gegen die zwei junge Christen Rocky und Raja Masih. Die beiden wurden der Blasphemie angeklagt und der Polizei überstellt.
Laut dem Missio-Partner skandierten die Angreifer bei den Gewaltexzessen extremistische Parolen und forderten die sofortige Hinrichtung der beiden jungen Angeklagten. „Um ihre Sicherheit machen wir uns die größten Sorgen. Es besteht ein hohes Risiko, dass sie getötet werden“, berichtet der Missio-Partner. „Wir sind in ständigem Kontakt mit den Menschen in der betroffenen Region und versuchen, ihnen zu helfen“, so der Partner weiter.
Blasphemie steht in der islamischen Republik unter Strafe. Entsprechende Vorwürfe lösen in Pakistan regelmäßig Gewalt gegen Christen aus. Todesurteile wurden in der Vergangenheit zwar verhängt, allerdings noch nicht vollstreckt. Die jetzigen Übergriffe sind die schwerwiegendsten in der jüngeren Zeit.
Erzbischof Arshad spricht von abscheulicher Tat
Nach Berichten internationaler Medien flohen hunderte Menschen in Folge der Unruhen aus ihren Heimatorten. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Pakistans, Erzbischof Joseph Arshad, beschrieb die jüngsten Angriffe als „abscheuliche Tat, die dem Wesen des Friedens, des Respekts und der Toleranz widerspricht, die unsere Nation zu wahren versucht“. Er forderte die Regierung der Provinz Punjab auf, gegen die Verantwortlichen vorzugehen. Die Täter müssten identifiziert, gefasst und vor Gericht gestellt werden.
Medienberichten zufolge sind Verfahren gegen rund 600 Menschen eingeleitet und weit über 100 Verdächtige festgenommen worden. Zudem sollen in der Region über 3.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Die Behörden verhängten ein einwöchiges Versammlungsverbot. Die Regierung habe versprochen, so heißt es, die zerstörten Gebäude umgehend wiederaufzubauen. Im Süden Pakistans seien Menschen aus Solidarität mit den betroffenen Christen auf die Straße gegangen.
weltkirche.de/Missio Aachen/KNA