Pakistan auf der Landkarte
Nach Ausschreitungen

Christen in ganz Pakistan demonstrieren gegen Islamisten-Gewalt

Auf Blasphemie steht in Pakistan die Todesstrafe; bislang wurde aber kein Todesurteil vollstreckt. In dem Land mit 241 Millionen Einwohnern, von denen nur 1,6 Millionen Christen sind, gibt es aber immer wieder Lynchjustiz.

Erstellt: 28.05.2024
Aktualisiert: 28.05.2024
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Christen sind im muslimisch geprägten Pakistan auf die Straße gegangen, um gegen einen neuerlichen Mob-Angriff auf Christen wegen angeblicher Blasphemie zu protestieren. Landesweit hätten Christen in großer Zahl gegen den Angriff auf zwei Häuser, eine Fabrik und deren Besitzer im Bezirk Sargodha in der Provinz Punjab protestiert, berichtet der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag). Der Besitzer einer Schuhfabrik sei von mehr als 400 mit Schlagstöcken, Ziegeln und Steinen bewaffneten Personen angegriffen worden und nur knapp einer Lynchjustiz entgangen.

In Karatschi forderten Christen die Entlassung hochrangiger Polizeibeamter. Videoaufnahmen des Mob-Angriffs auf die Christen in Sargodha hätten gezeigt, dass die Polizei trotz Präsenz vor Ort zunächst nicht eingegriffen habe. Nach eigenen Angaben brachte die Polizei aber zwei christliche Familien vor der Gewalt in Sicherheit.

Der Vorfall in Sargodha weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff auf Christen wegen angeblicher Blasphemie in Jaranwala im Punjab. Hunderte Muslime wüteten im August 2023 in einem überwiegend christlichen Viertel und steckten Dutzende Häuser und Kirchen in Brand.

Die Polizei in Sargodha hat inzwischen 26 Personen wegen Mob-Gewalt und versuchten Lynchmordes an einem christlichen Mann verhaftet sowie Anzeige wegen Terrorismus gegen rund 400 mutmaßliche, namentlich noch nicht identifizierte Mittäter erstattet; das berichteten pakistanische Medien am Montag. Ein Vertreter der radikal-islamischen Partei Tehreek-i-Labbaik Pakistan habe umgekehrt den christlichen Fabrikbesitzer wegen Blasphemie angezeigt.

KNA

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