Ein Holzkreuz wirft Schatten auf eine rustikale braune Wand
Nach Vorfällen in Indien und Nigeria

Missio: Immer mehr Gewalt gegen Geistliche im Globalen Süden

Aachen  ‐ Christliche Geistliche in bestimmten Weltregionen sind zunehmend Zielscheibe von Gewalt. Damit versuchten die Täter auch, die Religionsgemeinschaften einzuschüchtern, vermutet ein Hilfswerk.

Erstellt: 15.06.2025
Aktualisiert: 16.06.2025
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Im Globalen Süden häufen sich nach Einschätzung des katholischen Hilfswerks Missio Angriffe auf katholische Priester. „Zunehmend nutzen Täter die Gewalt gegen Geistliche auch dafür, um christliche Gemeinschaften einzuschüchtern und ihre Religionsfreiheit zu beschneiden. Diese Entwicklung beunruhigt uns“, sagte Missio-Pressesprecher Johannes Seibel am Sonntag in Aachen. Er verwies insbesondere auf Ereignisse in Indien und Nigeria.

Anfang Juni überfielen laut dem Missionswerk Kriminelle im indischen Bundesstaat Jharkhand drei Priester. Sie raubten nicht nur das Pfarrbüro aus, sondern zwangen die Geistlichen mit Waffengewalt, nicht-christliche religiöse Parolen zu rezitieren. Kurz zuvor hätten Täter im Bundesstaat Odisha Geld von zwei Priestern erpresst und sie brutal misshandelt. „Das sind keine einfachen Diebstähle. Es ist eine gezielte Verfolgung, um christliche Gemeinschaften zu stören und ihre Arbeit zu behindern“, erklärte Erzbischof Anil Joseph Thomas Couto, Generalsekretär der Indischen Bischofskonferenz.

In Indien breitet sich laut Missio seit Jahren eine hindu-nationalistische Ideologie aus, die nur Hindus als rechtmäßige Bürger Indiens anerkennen will. Christen und Muslimen werde vorgeworfen, Hindus bekehren zu wollen. Einige Bundesstaaten haben entsprechende Anti-Konversions-Gesetze erlassen.

Kriminalität bedroht auch Religionsfreiheit

Auch in Nord- und Nordwestnigeria kidnappen Kriminelle nach Angaben des Hilfswerks Priester, um Lösegeld zu erpressen. „Viele Priester werden entführt, weil Terroristen und Banditen sie für wohlhabend und leicht angreifbar halten“, sagte Erzbischof Fortunatus Nwachukwu dem Portal Vatican News. Nwachukwu beobachtet, dass Banden sich zunehmend einen religiösen Anstrich geben, um von Vorurteilen zu profitieren, was christliche Gemeinden und Priester noch verwundbarer mache. „Kriminalität bedroht die Religionsfreiheit der Christen in Nigeria“, schätzt Missio-Sprecher Seibel die Lage ein.

Auch in Kenia kam es nach seinen Angaben jüngst zu Überfällen auf Priester; zwei Gemeindepfarrer wurden Ende Mai im Kerio-Tal getötet. Danach habe ein Frauenorden in der Region vorübergehend seine Arbeit eingestellt, so Missio. Maurice Muhatia Makumba, Erzbischof von Kisumu und Vorsitzender der Kenianischen Bischofskonferenz, verweist auf weitere Fälle ermordeter Priester in der Vergangenheit und fordert eine staatliche Aufklärung.

Laut dem Nachrichtendienst Fides der Päpstlichen Missionswerke wurden zwischen 2014 und 2024 in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika rund 160 katholische Priester getötet.

KNA

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