Symbolbild Indien auf Globus
Wegen angeblicher Konversion von Hindus

Indien: Erstmals Christen zu Gefängnis verurteilt

Neu Delhi  ‐ In zwölf indischen Bundesstaaten gelten strikte Gesetze gegen religiöse Bekehrung. Sie werden oft selektiv gegen die Minderheiten der Christen und Muslime angewendet.

Erstellt: 23.01.2025
Aktualisiert: 23.01.2025
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Erstmals hat in Indien ein Gericht Christen wegen angeblicher Konversion von Hindus zum Christentum zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Ein Sondergericht in Uttar Pradesh verhängte gegen einen Pastor und seine Frau je fünf Jahre Gefängnis und jeweils umgerechnet knapp 300 Euro Geldstrafe, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Donnerstag) berichtet.

„Dies ist das erste Mal, dass wir ein solches Urteil für einen mutmaßlichen Bekehrungsversuch erleben“, zitiert Ucanews den Menschenrechtsaktivisten A.C. Michael. Ein Bekehrungsversuch sei nach dem Gesetz kein anerkanntes Verbrechen, und weder Urteil noch Strafmaß würden der Prüfung eines höheren Gerichts standhalten, meint Michael. Pastor Joy Mathew, der das Paar unterstützt, kündigte an, das Urteil vor dem obersten Gericht des Bundesstaates anzufechten.

Uttar Pradesh im Norden ist der bevölkerungsreichste der 28 Teilstaaten Indiens. Christen machen weniger als ein Prozent der mehr als 200 Millionen Menschen aus. Regiert wird der Bundesstaat seit 2017 von dem hindu-nationalistischen Hardliner Yogi Adityanath. Uttar Pradesh hat das schärfste Gesetz gegen Bekehrungen. Von 585 christenfeindlichen Vorfällen in Indien im abgelaufenen Jahr wurden 156 von dort gemeldet.

„An vielen Orten konnten Christen Weihnachten nicht friedlich feiern. Sie wurden durch aggressive Parolen und Unruhen gestört“, teilte zuletzt der katholische Bischof von Allahabad, Louis Mascarenhas, Ucanews mit. Ministerpräsident Yogi Adityanath lehne ab, sich mit Christen zu treffen, so der Bischof weiter.

Allahabad, das heute Prayagraj heißt, ist seit 15. Januar Schauplatz des hinduistischen Mega-Events Maha Kumbh Mela. In dessen Mittelpunkt steht ein Bad im als heilig geltenden Fluss Ganges. Bis 26. Februar werden mehr als 400 Millionen Pilger zu der nur alle zwölf Jahre stattfindenden Veranstaltung erwartet.

KNA

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