Erzbischof aus Syrien warnt vor Tod der Kirche in dem Land
München ‐ Jacques Mourad ist syrisch-katholischer Erzbischof von Homs. Sein kriegsgeplagtes Heimatland verliert immer mehr Christen, wie er sagt. Die Kirche versucht ihm zufolge, gegenzusteuern.
Aktualisiert: 07.11.2025
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Droht dem Christentum in Syrien das Aus? Das fürchtet der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad. Immer mehr Christen verließen das Land, sagte Mourad laut Mitteilung des Hilfswerks „Kirche in Not“ vom Freitag aus München. „Die Kirche in Syrien stirbt. Es gibt keine Freiheit, weder religiöse Freiheit noch irgendeine andere.“
Die Kirche in Syrien versuche seit Jahren, die Abwanderung zu verhindern, ergänzte Mourad. Dies stoße jedoch an Grenzen. „Es ist nicht möglich, eine Migrationswelle einzudämmen, ohne zuvor ein klar definiertes Regierungssystem und ein solides Sicherheitssystem zu etablieren.“ Die Menschen litten unter Gewalt und Repressalien. „Es gibt zwar nicht diese Gewalt wie in Afghanistan, aber wir sind nicht weit davon entfernt. Es wird viel Druck auf die Menschen ausgeübt. Glauben Sie nicht, dass wir auf dem Weg zur Freiheit sind.“ Der Weg von einem „autoritären, unipolaren Regime“ hin zur Demokratie sei noch weit.
Mourad forderte mit Blick auf die Anschläge und blutigen Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten die internationale Gemeinschaft auf, eine „klare Haltung zu den Ereignissen in Syrien“ einzunehmen. Politische Vertreter, Hilfsorganisationen, Schulen, Universitäten und Kultureinrichtungen im In- und Ausland sollten zusammenarbeiten, „um die in der Gesellschaft herrschende Angst zu überwinden und Schulungen über die Rolle der Gesetzgebung und die Durchsetzung von Gerechtigkeit und der Unabhängigkeit der Justiz durchzusetzen“.
Die Kirche gehe dabei mit gutem Beispiel voran: So würden in Aleppo Christen ausgebildet, um „eine politische Rolle zu übernehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt“, erklärte Mourad.
Der Erzbischof war während des syrischen Bürgerkriegs 2015 von Kämpfern des „Islamischen Staats“ entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten worden. Nach Schätzungen von „Kirche in Not“ aufgrund lokaler Angaben lebten bei Kriegsbeginn 2011 rund 2,1 Millionen Christen im Land, heute seien es noch um die 500.000. Das seien etwas mehr als zwei Prozent der syrischen Bevölkerung.
KNA
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