Flagge Übergangsregierung Syrien
Hilfswerk fordert Bundesregierung zu mehr Einsatz für Religionsfreiheit auf

Missio: Christen in Syrien haben große Angst vor der Zukunft

Aachen/Damaskus  ‐ Die Christen in Syrien verlieren ihr Vertrauen in den Reformwillen ihrer Regierung. Das berichten die Partner des katholischen Hilfswerks Missio Aachen in dem Land. Das Hilfswerk richtet daher Forderungen an die EU und die Bundesregierung.

Erstellt: 14.10.2025
Aktualisiert: 14.10.2025
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Christen in Syrien verlieren das Vertrauen in den Reformwillen ihrer Regierung und haben große Angst vor der Zukunft – das ist das Ergebnis einer Befragung, die das katholische Hilfswerks Missio Aachen unter seinen syrischen Partnern durchgeführt hat. Demnach empfinden viele Christen die von der Regierung als politischen Neuanfang dargestellten jüngsten Wahlen als Enttäuschung. Auch würden sie als ein weiterer Schritt hin zu Marginalisierung, Recht- und Schutzlosigkeit gesehen. „Wir fühlen uns wie Fremde im eigenen Land“, zitiert Missio Aachen die Partner in den christlichen Gemeinden. Es seien knapp ein Dutzend Priester, Ordensleute und Bischöfe befragt worden, hieß es auf Nachfrage der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

Das Hilfswerk fordert die Europäische Union und die Bundesregierung auf, sich stärker für Christen und andere religiöse Minderheiten in Syrien einzusetzen. „Bei politischen Gesprächen zum Wiederaufbau muss Syrien die volle Religionsfreiheit für alle religiösen Minderheiten garantieren“, forderte der Präsident von Missio Aachen, Dirk Bingener, am Sonntag. Er richtet seinen Appell vor allem an das Außenministerium und den Beauftragten der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Thomas Rachel (CDU).

Nach Berichten der Missio-Partner ist die Lage in syrischen Regionen wie Homs, Hama und Suwayda besonders dramatisch: In der Provinz Suwayda wurden 36 Dörfer geräumt, Häuser geplündert und Kirchen niedergebrannt. Sechs Dörfer sind völlig zerstört.

Das Fehlen spürbarer Reformen stärke extremistische Kräfte, hätten die Kirchenvertreter in der Umfrage gesagt. Radikale Gruppen mit islamistischen Ansichten prägten zunehmend das öffentliche Leben, Bildungseinrichtungen und die Verwaltung. Dies erhöhe einen Auswanderungsdruck auf Christen. Die Missio-Partner wollten sich aber weiterhin für Versöhnung, Bürgerrechte und Hoffnung in der syrischen Gesellschaft einsetzen, hieß es.

Von 210 Parlamentssitzen wurden bei den „Wahlen“ Anfang Oktober ein Drittel (70) von Interimsbräsident Ahmed al-Scharaa selbst besetzt. Bei 23 Millionen Einwohnern gaben, entsprechend den Regeln in der Übergangsverfassung, nur wenige Tausend ihre Stimme ab. Frauen und Christen sind im neuen Parlament kaum vertreten. Die syrische Regierung plant laut Berichten der BBC, für jene Sitze, die vom Präsidenten direkt besetzt werden dürfen, verstärkt Frauen und Angehörige ethnischer wie auch religiöser Minderheiten auszuwählen.

KNA/weltkirche.de

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