
Pfarrer von Aleppo: Syriens Christen haben Angst
Aleppo/Jerusalem ‐ Der Anschlag auf eine Kirche in Damaskus im Juni hat unter den Christen Syriens Schrecken verbreitet. Einschränkungen, Absperrungen und Wachen sollen mehr Sicherheit bringen – doch viele wollen darauf nicht vertrauen.
Aktualisiert: 26.08.2025
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Die Stimmung unter Syriens Christen ist nach Worten des lateinischen Pfarrers von Aleppo, Bahjat Karakach, angespannt. Die Hoffnung auf positive Veränderungen nach dem Sturz des Regimes von Baschar Al-Assad sei „weitgehend enttäuscht“ worden, sagte der Franziskanerpater in einer Videobotschaft, die mit dem jüngsten Newsletter der Franziskaner in Syrien verbreitet wurde.
Nach dem tödlichen Terroranschlag auf die griechisch-orthodoxe Elias-Kirche in Syriens Hauptstadt Damaskus am 22. Juni haben die Christen in Syrien laut Karakach Angst vor weiteren Anschlägen. In Aleppo habe man Absperrungen an der Kirche sowie Wachen aufgestellt, um den Zugang zu beschränken. Man versuche, einen sicheren Platz zu schaffen, „an dem auch Kinder spielen können“.
Der in Aleppo geborene Franziskaner beklagt auch die anhaltende Notlage im Land. Zwar hätten die USA die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben, es seien jedoch vor Ort weiterhin keine greifbaren Ergebnisse zu sehen. Stattdessen herrsche wirtschaftlich eine große Instabilität.
Auch in Damaskus ist die Stimmung nach dem Anschlag von Juni laut den Franziskanern vor Ort „in Bestürzung gesunken“. Der erste große Anschlag gegen die christliche Minderheit in Syrien seit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 habe „das letzte bisschen Sicherheit, das noch geblieben war, zunichte“ gemacht. Als Folge habe die lateinische Gemeinde ihre Aktivitäten stark eingeschränkt. Unter anderem wurde demnach das traditionelle Sommerlager aus Sicherheitsgründen abgesagt. Auch in Damaskus sei ein Wachdienst aus Freiwilligen aus der Gemeinde eingerichtet worden.
Der lateinische Bischof und apostolische Vikar von Aleppo, der syrische Franziskanerpater Hanna Jallouf, erklärte, das Klima der wachsenden Unsicherheit habe den Wunsch nach Abwanderung bei vielen Christen wachsen lassen. Im Vergleich zu rund 50 Prozent, die vor dem Anschlag eine Auswanderung aus Syrien in Betracht gezogen hätten, sei die Zahl nach dem Anschlag auf 90 Prozent gestiegen.
KNA

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