Senegal als Vorbild für religiöse Toleranz in Westafrika
Aachen ‐ Während Extremismus viele Regionen Westafrikas erschüttert, bleibt der Senegal stabil. Laut einem neuen Bericht von Missio Aachen sorgen dort Sufismus und Dialog zwischen den Religionen für Frieden – doch Reformen sind nötig, um das zu bewahren.
Aktualisiert: 11.11.2025
Lesedauer:
Während viele Länder Westafrikas unter religiösem Extremismus leiden, bleibt der Senegal eine bemerkenswerte Ausnahme. Das westafrikanische Land wahrt weitgehend Religionsfreiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt – zu diesem Ergebnis kommt der neue „Länderbericht Religionsfreiheit: Senegal“ des katholischen Hilfswerks Missio Aachen.
„Der interreligiöse Dialog und das politische Modell Senegals sichern eine außergewöhnliche Stabilität. Doch angesichts aktueller Herausforderungen müssen sie sich bewähren“, betont Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von Missio Aachen.
Mit rund 19 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist der Senegal eines der wenigen Länder der Region, das bislang weitgehend von religiös motivierter Gewalt verschont bleibt. Grundlage dieser Stabilität ist laut Bericht ein tief verwurzelter Geist des Miteinanders zwischen Muslimen und Christen, geprägt durch sogenannte sufistische Bruderschaften..
Sufismus als Fundament des friedlichen Miteinanders
Der Sufismus, eine spirituelle Strömung innerhalb des Islams, betont Frieden, Spiritualität und Gottesnähe. Die meisten senegalesischen Muslime gehören einer dieser Bruderschaften an, die das öffentliche Leben prägen und Offenheit sowie gegenseitigen Respekt fördern. Auch die christliche Minderheit ist fest in die Gesellschaft integriert und gestaltet das soziale und politische Leben aktiv mit.
„Die senegalesische Ausnahme ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Austauschs eines ganzen Volkes in der Begegnung mit unterschiedlichsten Ideen“, erklärt Sr. Anne Béatrice Faye CIC aus Dakar. Die senegalesische Ordensfrau ist Professorin für Philosophie am Centre Saint Augustin in Dakar, Senegal, am ökumenischen Institut für Theologie Al Mowafaqa in Rabat, Marokko sowie Initiatorin der École de Synodalité in Senegal und hat den Länderbericht Religionsfreiheit verfasst.
Religiöse Führungspersönlichkeiten, so Faye, hätten einen „Geist der Koexistenz“ geschaffen, der bis heute trage. Auch die Politik bekenne sich zu dieser Haltung: Bereits 2023 stellte der damalige Präsident Macky Sall klar, radikaler Islamismus habe im Senegal „keinen Platz“.
Gelebter Dialog im Alltag
Besonders sichtbar wird das friedliche Zusammenleben im Alltag. Geistliche verschiedener Religionen treten gemeinsam auf, beraten sich gegenseitig und vermitteln in Konflikten. Schulen und Universitäten fördern das interreligiöse Miteinander gezielt, ebenso wie die kommunale Jugendarbeit, in der Muslime und Christen Hand in Hand arbeiten.
Ein starkes Symbol dieser Kultur ist für Sr. Anne Béatrice Faye auch das gemeinsame Fastenbrechen im Ramadan, das sogenannte Ndogou – „ein Ort der Begegnung und freiwilligen Solidarität“.
Trotz dieser positiven Entwicklungen benennt der Bericht auch Herausforderungen. Kinder traditioneller Koranschulen (Daaras) leben oft in prekären Verhältnissen. Ihre Ausbildung wird staatlich kaum anerkannt, was die Chancen auf eine berufliche Zukunft schmälert. Sr. Anne Béatrice Faye sieht hier dringenden Reformbedarf, um Armut und Radikalisierung vorzubeugen.
Religionsfreiheit im Senegal
Den Länderbericht Religionsfreiheit im Senegal können Sie hier herunterladen (PDF).
Weitere Länderberichte Religionsfreiheit finden Sie hier.
weltkirche.de
Senegal als Vorbild für religiöse Toleranz in Westafrika
Bundesbeauftragter für Religionsfreiheit besorgt über Lage in China
Medienbericht: China verhaftet Dutzende Pastoren
Weiter kaum Sicherheit für Jesiden
Pakistans Regierung soll Missbrauch der Blasphemiegesetze untersuchen
Beauftragter für Religionsfreiheit Rachel: Friedenspotenzial von Religionen nutzen
Missio: Immer mehr Gewalt gegen Geistliche im Globalen Süden
Estlands Präsident stoppt Gesetz gegen Russland-Kontakte von Kirchen
Missio Aachen: Amt des Religionsfreiheitsbeauftragten beibehalten
Senegal als Vorbild für religiöse Toleranz in Westafrika
Kein Ruhmesblatt: Die katholische Kirche und der Sklavenhandel
Westafrika arbeitet die Zeit des Sklavenhandels auf
Oppositionskandidat im Senegal als Wahlsieger gefeiert
Senegal wählt neuen Staatschef