KZ-Gedenkstätte Dachau
Bei Gottesdienst in KZ-Gedenkstätte

Bischöfe mahnen in Dachau zum Wachhalten der Erinnerungen

Dachau  ‐ Deutsche und polnische Bischöfe haben bei einem Gottesdienst in der KZ-Gedenkstätte Dachau vor dem Vergessen gewarnt. Im Fokus standen die Opfer – besonders die vielen inhaftierten Polen.

Erstellt: 28.04.2025
Aktualisiert: 28.04.2025
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In der KZ-Gedenkstätte Dachau hat am Samstag ein Gedenkgottesdienst anlässlich der Befreiung der dort inhaftierten Menschen durch US-Soldaten vor 80 Jahren stattgefunden. Der stellvertretende Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Kupny, betonte laut Redemanuskript, die Kirche werde immer an der Seite der Opfer stehen. Gerade Polen und Deutschland hätten angesichts ihrer Erfahrungen mit totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts die Verantwortung, die Welt vor fatalen Folgen zu warnen, wenn versucht werde, das Evangelium durch menschengemachte Ideologien zu ersetzen, so der Erzbischof.

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Fuldaer Bischof Michael Gerber, sagte: „Als Christinnen und Christen hören wir die Schreie derer, die heute im Osten Europas und in anderen Gegenden der Welt Furchtbares erleiden.“ Seinen Worten nach sind Christen der Geschichte aber nie nur ausgeliefert. Er erinnerte an einen Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Kollegen aus dem Jahr 1965. Darin baten diese um Vergebung für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und betonten, dass auch sie Vergebung gewährten. Von diesem Schreiben gehe die Botschaft aus: „Friede ist möglich, wo erfahrenes Leid bleibend anerkannt und Unrecht bekämpft werden.“

Zugleich erinnerte Gerber an die zurückgehende Zahl der Zeitzeugen. Doch die Erinnerung müsse wachgehalten werden - etwa an die in Dachau inhaftierten Priester, die ihren Mithäftlingen Trost gespendet hätten. Auch der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Christoph Klingan, mahnte zur Erinnerung. Diese müsse „nicht bloß bewahrt, sondern weitergetragen werden. In unseren Worten. In unserem Handeln. In unserer Haltung“, so der Stellvertreter von Kardinal Reinhard Marx. Dieser konnte beim Gedenken selbst nicht anwesend sein, weil er an der Beerdigung von Papst Franziskus in Rom teilnahm.

Das Konzentrationslager Dachau war im März 1933 als eines der ersten KZs eingerichtet worden und bestand von allen am längsten. Dort lernte die SS, Menschen systematisch zu entrechten; Dachau galt lange Zeit als „Musterlager“. Rund 41.500 Personen starben dort in zwölf Jahren. Mehr als 200.000 Menschen aus über 40 Nationen waren in Dachau und seinen Außenlagern inhaftiert. Mit mehr als 40.000 Gefangenen bildeten die Polen die größte nationale Gruppe. Ab 1940 pferchte die SS im Dachauer „Priesterblock“ Geistliche aus ganz Europa zusammen, um die 2.800 Männer aus 20 Ländern. Darunter waren rund 1.800 polnische Priester, von denen etwa die Hälfte ums Leben kam.

Am Gedenkgottesdienst in deutscher und polnischer Sprache nahmen nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz rund 1.400 Menschen teil, darunter zehn Bischöfe aus Deutschland und Polen. Die meisten Teilnehmer seien aus Polen gekommen oder gehörten zu einer der polnischen katholischen Gemeinden in Deutschland.

KNA

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