
Internationales Chorfest: „I am Traudi – we are yodeling together“
München ‐ „Cantate Domino – Vielstimmig für den Frieden“, lautet noch bis Sonntag das Motto des Internationalen Pueri-Cantores-Festivals in München. An Tag zwei wähnt man sich klanglich irgendwo zwischen Alm und Afrika.
Aktualisiert: 18.07.2025
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„Hodaräiriai“ statt „Hosianna“ – beim Internationalen Kinder- und Jugendchorfestival Pueri Cantores in München geht es nicht nur fromm, sondern auch zünftig zu. Am zweiten von fünf Tagen stehen Workshops auf dem Programm. Und tatsächlich haben sich 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, fast ein Viertel von allen, zum Jodeln angemeldet. Allmächtiger! Also auf in die Theresia-Gerhardinger-Grundschule am Jakobsplatz.
Vor der Tür im dritten Stock heißt es erst mal Schuhe ausziehen. Kursleiterin Traudi Siferlinger empfängt den ersten Schub von rund 50 Stimmen im Tanzsaal: „I am Traudi and we are yodeling together.“ Die Kinder und Jugendlichen sind ausweislich ihrer T-Shirts aus Grenoble, dem Friaul und Granada. Sie sollen einander so begrüßen: „You say hello hollaräiti.“ Kann das gut gehen?
Kyrie, Gloria, Sanctus - Das ist das Standardrepertoire eines katholischen Kirchenchors. Latein wird in den Messgesängen bis heute gepflegt, auf der ganzen Welt, auch von zeitgenössischen Komponisten. Jetzt aber sollen die jungen Stimmen sinnlose Silben wie „Djäi di ri di ai ho“ aneinanderreihen, und das auch noch in der richtigen Tonfolge. Doch die anfängliche Schüchternheit verfliegt schnell.
Wer das Jodeln für eine bairische Spezialität hält, irrt. Der schnelle Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme wird auch in Afrika gepflegt, etwa bei diesem Kanon: „Am bari bo ui jähi“. Damit ist das Eis gebrochen. Nach einer kurzen Anleitung klappt es gleich. Mit rhythmischem Klatschen und Stampfen sogar dreistimmig.
Durch die offenen Fenster grüßt der Kirchturm des Alten Peter. Eine kreischende Steinkreissäge von der Baustelle vor der Schule mischt sich unter den Gesang der Pueri Cantores. Manchmal auch ein „Tatütata“ vom Rettungswagen. Der Sound der Großstadt.
„Come closer, i do not bite“
Traudi Siferlinger ist im normalen Leben Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk, aber Jodelkurse hat sie schon etliche gegeben, vorwiegend jedoch für Erwachsene. „Die Leute kommen geschafft von der Arbeit und gehen danach glücklich wieder nach Hause“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. „Die jungen Leute hier sind sofort dabei und machen mit – echt stark.“ Dann ist die nächste Schicht dran. Die Vorgänger jodeln im Treppenhaus weiter. Schnell wird zur Stärkung ein Quetschie verdrückt oder eine Breze verputzt.
In der Aula wartet Magnus Kaindl vom städtischen Kulturreferat in Haferlschuhen und modischem Trachtenhemd auf einem Podest. Gleich wird neben ihm Martin, der auf einem Stuhl steht, in die Tasten seiner Quetschkommode greifen. „Bavarian Line Dancing“ ist angesagt. Unter den etwas müden Augen von Theresia Gerhardinger, der auf einem Wandbild verewigten Gründerin der Armen Schulschwestern, gibt der Vortänzer die Kommandos: „Heel, toe, heel, toe, Galopp, Galopp, Galopp, Galopp.“ – Übersetzt: Hacke, Spitze, Hacke, Spitze und dann vier Hopserschritte zur Seite.
Die Spezial-Variante des bayerischen Volkstanzes wurde in der Corona-Krise geboren. Man braucht nur ein wenig Abstand um sich herum, dafür keinen Partner. Das senkt die Hemmschwelle fürs Mitmachen. Bayerische Tanzschritte samt Elementen aus dem Schuhplatteln gehen eine muntere Liaison ein mit der US-amerikanischen Countryszene.
„Das hat so gut funktioniert, dass wir damit auch nach der Pandemie weitergemacht haben“, erzählt Kaindl in einer Pause. In Parks und auf den Plätzen Münchens, vorwiegend im Sommer: ohne Anmeldung, immer kostenlos und mit Live-Musik. „Die Leute mögen sich bewegen, etwas gemeinsam in der Gruppe erleben“, sagt der Vortänzer. Und dass die meisten Teilnehmer weder gebürtige Münchner noch Bayern seien.
„Come closer, i do not bite“, bittet der fesche Typ auf dem Podium die jungen Sängerinnen und Sänger näher zu sich, damit sie seine Schrittfolgen besser sehen. Und dann vergeht auch diese halbe Stunde wie im Flug.

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