Renovabis: EU-Probleme nicht outsourcen
Freising ‐ Vor zwei Tagen sind die ersten Geflüchteten aus Italien in Lager in Albanien gebracht worden. Pfarrer Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis kritisiert das Vorgehen scharf.
Aktualisiert: 18.10.2024
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Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis übt scharfe Kritik am Umgang Italiens mit Geflüchteten. „Italiens ausgelagertes neues Asylbewerber-Lager in Albanien löst nicht die Migrations-Not der EU“, erklärte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz gestern in Freising. Staaten der Europäischen Union dürften Asylverfahren nicht außerhalb der EU-Grenzen abwickeln, um leichter abschieben zu können, forderte er. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte kürzlich damit begonnen, Asylsuchende in ein Lager in Albanien zu transportieren. Andere EU-Staaten betrachten das Modell mit Interesse und verfolgen ähnliche Pläne.
Dort wurde speziell dafür ein gefängnisartiges Rückführungslager für Asylbewerber in Betrieb genommen. Nach Ansicht von Renovabis werden Probleme damit unmittelbar an die nordalbanische Adriaküste outgesourct. „So können die Migrationsprobleme der EU aber nicht gelöst werden“, ist Pfarrer Thomas Schwartz, überzeugt. Die Europäischen Union sei der Sehnsuchtsort vieler Menschen, die sich wegen Verfolgung, Armut, Perspektivlosigkeit und Folgen des Klimawandels auf die Flucht machten. Das rechtfertige allerdings kein Abwälzen dieser Migrations-Sorgen auf schwächere Länder vor den Toren der EU. Die Europäische Union solle keine ärmeren Staaten in ihre Probleme hineinziehen. Das sei unsolidarisch und ein Zeichen von Überheblichkeit.
Zudem bezeichnete es Schwartz als „unehrlich“, dass die Ankunfts- und Zielländer von Geflüchteten durch solche ausgelagerten Rückführungszentren in größerem Stil die Not von Migrantinnen und Migranten vor der eigenen Bevölkerung verstecken wollten. Dies mache die menschliche Not lediglich unsichtbar.
Von der Europäischen Union fordert der Renovabis-Chef eine ehrliche Bestandsaufnahme, Solidarität untereinander sowie mit den Ländern Osteuropas und des Globalen Südens, um den Herausforderungen der Migration fair zu begegnen. Dafür brauche es echte Anstrengungen, damit Menschen nicht ihre Heimat verlassen müssten. „Es braucht zuverlässige Entwicklungshilfe anstelle von Deals, die der lokalen Bevölkerung keinerlei Perspektiven bieten.“
In der Vergangenheit hatten bereits die italienischen Bischöfe die Einrichtung der Lager in Albanien scharf kritisiert. Sie warfen der Meloni-Regierung vor, mit der Einrichtung des Lagers Geld zu verbrennen. Zudem zeige sich deren Unfähigkeit, ein Aufnahme-System innerhalb Italiens aufzubauen, so der Migrationsbischof des Landes, Erzbischof Gian Carlo Perego.
weltkirche.de/Renovabis