Missio München fordert verstärkten Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung und Kinderehen
München ‐ Millionen junger Frauen und Mädchen weltweit sind bis heute von Genitalverstümmelung betroffen. Zwar gibt es Aufklärungsinitiativen, doch die Praxis ist mancherorts tief verankert.
Aktualisiert: 06.12.2023
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Missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber kritisiert die anhaltende Praxis von Genitalverstümmelung und Kinderehen. Nach wie vor seien unerträglich viele Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen, so Huber. Auch die schiere Zahl von Mädchen, die als Kinder verheiratet werde, sei erdrückend. „Aber wir dürfen nicht aufgeben: Jedes einzelne Mädchen, jede einzelne Frau zählt“, sagte er anlässlich des Tages der Menschenrechte am Sonntag (10. Dezember).
Weltweit sind nach Angaben von Missio München etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Etwa drei Millionen Mädchen jährlich – meist unter 15 Jahren – werden Opfer der grauenvollen Praxis.
Das Hilfswerk kritisiert zudem die noch immer vielfach praktizierte Kinderehe, etwa im Norden Tansanias. Ein Grund dafür sei die bittere Armut der Herkunftsfamilien, so Missio. Viele Eltern sähen sich gezwungen, ihre minderjährigen Töchter zur Heirat freizugeben, um einen Brautpreis zu erhalten. „Die Mitgift, meist in Form von Kühen, hilft der Familie zu überleben“, berichtet Missio-Auslandsreferentin Luciana Borgna. Für die Mädchen sei die Ehe oft der Anfang einer persönlichen Hölle. Sie seien ihren Ehemännern körperlich und seelisch ausgeliefert. Die früh einsetzende und schnell aufeinanderfolgende Schwangerschaften gefährdeten die Gesundheit der jung verheirateten Mädchen, die nicht mit Hilfe ihrer Familie rechnen können.
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Bischof Michael Msonganzila und Ordensschwestern in Musoma (Tansania) kümmern sich um junge Menschen.
Auch die durch tansanische Gesetzgebung eigentlich unter Strafe gestellte weibliche Genitalverstümmelung wird laut Missio-Informationen nach wie vor praktiziert. So kämpft beispielsweise in der Diözese Musoma der Missio-Projektpartner Bischof Michael Msonganzila seit fast 15 Jahren gegen diesen Initiationsritus. In einer Einrichtung namens Jipe Moyo finden die Mädchen, die der Genitalverstümmelung entgehen wollen, Schutz: „Die Arbeit der Schwestern dort ist für diese Mädchen ein Rettungsanker. Sie finden ein Zuhause und neue Lebensperspektiven“, betont Luciana Borgna.

Neue Lebensperspektiven: Bei Jipe Moyo finden junge Frauen Schutz – und neue Perspektiven.
Die Mädchen werden in der Einrichtung medizinisch versorgt und erhalten psychologische Betreuung. Die älteren werden in Berufsausbildungsprogramme für Tischlerei und Schneiderei vermittelt. Die Schwestern leisten außerdem Aufklärungs- und Präventionsarbeit, indem sie in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen Familien für das Thema sensibilisieren und die Gemeinschaft über die Rechte von Kindern aufklären. „Es braucht einen langen Atem. Aber wir sehen einen langsamen Wandel der Mentalität“, erzählt die Expertin Luciana Borgna. „Und es ist immer ein Erfolg, wenn eine Mutter sagt: Nein, meine Tochter soll nicht dasselbe erleiden, was mir passiert ist.“
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