Missionsbenediktiner beten in Kuba
Erfahrungsbericht aus Kuba

„Wir Benediktiner bleiben“

Havanna ‐ Benediktinerpater Javier Aparicio Suarez verbrachte Weihnachten in Kuba – und berichtet von den Auswirkungen globaler Krisen auf die Arbeit im Land.

Erstellt: 29.04.2023
Aktualisiert: 24.04.2023
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Ein persönlicher Bericht von P. Javier Aparicio Suarez OSB

Von P. Javier Aparicio Suarez OSB

Am 23. Dezember landete ich auf dem Flughafen von Havanna, um Weihnachten mit unserer Gemeinschaft zu verbringen. Wie schon bei anderen Gelegenheiten hatte ich drei Koffer dabei. Die Mitbrüder hatten mich um „Mitbringsel“ gebeten: Lebensmittel, Ersatzteile für die Fahrräder, Werkzeuge für die Farm, einige grundlegende Medikamente und für diese Tage ein paar „Extras“ für die Weihnachtsfeier. Diesmal bat man mich auch, Mehl und Toilettenpapier mitzubringen.

Bild: © P. Javier Aparicio Suarez OSB

Eine einfache Weihnachtsfeier in Kuba.

Überall auf der Welt haben wir uns mit Begriffen wie „Energiekrise“, „Knappheit“, „Defizit“, „steigende Preise“ und „Ukrainekrieg“ vertraut gemacht. In unserem täglichen Leben sehen wir alle die Folgen der aktuellen globalen Krise. Aber als ich diese Tage mit unserer Gemeinschaft in Kuba verbracht habe, wurde mir klar, wie sich dieses globale Szenario auf eine der sensibelsten Volkswirtschaften unserer Zeit auswirkt.

Kalte Nächte im Containerkloster

Die Feier an Heiligabend war so einfach wie schön und brüderlich. Von Norden her erreichte die polare Kälte, die zu dieser Jahreszeit über die USA fegte, auch die Insel. Auf dem Land erreichte die Temperatur in den Containern, in denen die Mönche leben, nachts nicht einmal 6 Grad Celsius … und dabei gab es nicht genügend Decken für alle Mitbrüder, sodass ich – und wahrscheinlich auch einige andere Mönche – beschlossen, in unseren Kleidern zu schlafen.

Trauriger Exodus

Am 25. Dezember habe ich das Mittagessen für die Gemeinschaft zubereitet: Linsen mit Chorizo und einige Vorspeisen zur Weihnachtsfeier. Ein ziemlich seltenes Fest, an das unsere Mönche nicht gewöhnt sind. Am 26. waren wir von Kardinal Juan García Rodríguez zur Weihnachtsfeier mit dem Klerus und den Ordensleuten der Insel eingeladen. 8o Prozent von ihnen sind Ausländer. Während der Eucharistiefeier bat der Kardinal in den Fürbitten für den jungen kubanischen Priester, der kürzlich das Land „auf der Suche nach neuen Horizonten“ verlassen hat. Das hat mich zutiefst „berührt“. Ein weiterer Name auf der langen Liste derer, die schon ausgewandert sind. Ja, sogar der Klerus verlässt das Land, und die Orden schließen ihre Häuser wegen Personalmangel und der Herausforderung, weil es für viele schwierig geworden ist, in Kuba zu leben.

Missionsbenediktiner Kuba
Bild: © P. Javier Aparicio Suarez OSB

Ein einfaches Weihnachtsmahl bei den Missionsbenediktinern in Kuba.

In einem Gespräch mit dem Weihbischof und einigen Ordensleuten sagten sie mir, wie sehr sie die Arbeit schätzen, die unsere Mönche auf der Farm leisten: das Anbauen von Bohnen, Maniok, Mais, von Lebensmitteln, die in den Suppenküchen gebraucht werden, die Ordensleute in Havanna für die Ärmsten betreiben. Das ist jetzt ein großer Teil unserer Mission, unserer Aufgabe geworden: Die Mitbrüder sorgen durch ihre Arbeit auf den Feldern um das Kloster dafür, dass Bedürftige eine warme Mahlzeit bekommen

Bild: © P. Javier Aparicio Suarez OSB

Wichtiges Grundnahrungsmittel: Die Mönche bauen selbst Bohnen an.

Kuba ist vielleicht für viele ein unbekanntes Land, und obwohl wir in den Zeitungen Nachrichten über Exodus, Wirtschaftskrise oder vieles andere lesen, entdecken wir die Realität erst im täglichen Leben der Kubanerinnen und Kubaner.

Wir werden gebraucht

Für uns Benediktiner ist das Gelübde der Beständigkeit eines der Zeichen unserer Identität. Deshalb brauchen unsere Mitbrüder auf der Karibikinsel jetzt mehr denn je unsere Unterstützung. Deshalb ist es notwendig, bekannt zu machen, was unsere Mitbrüder tun, wie sie leben und überleben, um ihre Hoffnung zu teilen, dass eines Tages der Traum vom Bau eines Klosters wahr wird, in dem sie unter den Mindestbedingungen leben können, die sie jetzt nicht haben.

In der Zwischenzeit schreibe ich heute diesen Artikel, während sie wahrscheinlich Schlange stehen, um Brot für die Gemeinschaft zu kaufen.

Danke an die Mitbrüder und alle, die sie unterstützen. Sie sind für Kuba da!

Dieser Beitrag stammt aus Missionsblätter 1/23, www.missionsblaetter.de, dem Magazin der Missionsbenediktiner von St. Ottilien. Wir danken für die Erlaubnis zur Übernahme!

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