Ähnlich breit dürften die Erwartungen an konkrete Ergebnisse und klare Stellungnahmen sein. Das Arbeitspapier selbst spricht von der Notwendigkeit, sich als Kirche dem „Problem der Macht“ zu stellen. Die Menschen der Amazonasregion hätten „keine Gelegenheit, ihre Rechte gegenüber den großen Wirtschaftsunternehmen und den politischen Institutionen geltend zu machen“.
Dieser Programmpunkt ist auch vor dem Hintergrund zu lesen, dass Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro den Amazonaswald hauptsächlich als Wirtschaftsressource betrachtet und das Waffengesetz liberalisiert hat. Dabei kamen schon vor Bolsonaro zwischen 2002 und 2017 in Brasilien nach katholischen Angaben 1.119 Indigene bei der Verteidigung ihrer Rechte ums Leben. Die Kirche könne demgegenüber nicht gleichgültig bleiben, heißt es im Synodenpapier.
Innerkatholisch sorgt die Ankündigung für Interesse, dass auf der Synode über verheiratete Priester und Leitungsaufgaben für katholische Laien debattiert werden soll. Untersekretär Fabene betonte vorsorglich, Papst Franziskus habe eine allgemeine Aufhebung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester ausgeschlossen. „Niemand will den Zölibat infrage stellen“, so Fabene. Allerdings werde der Mangel von Eucharistiefeiern aufgrund fehlender Priester als „Notstand“ empfunden.
Die Synode soll nun die Möglichkeit prüfen, in entlegenen Gegenden ältere und angesehene Familienväter zur Priesterweihe zuzulassen, um eine sakramentale Versorgung zu gewährleisten. In diesem „historischen Moment“ öffneten sich neue Räume für kirchliche Ämter, heißt es in dem Papier – auch für Frauen. Vom Diakonat sei nicht die Rede, unterstreicht Fabene.
Unterdessen hegen konservativ-katholische Beobachter die Befürchtung, mit einer stärkeren Würdigung der indigenen Kulturen mögen vielleicht fragwürdige Praktiken oder sogar fremde Glaubensvorstellungen in die Kirche Einzug halten. Statt die kirchlichen Ämter auszuweiten, solle man besser um Berufungen beten. Ein Journalist fragte bei der Vorstellung des Arbeitspapiers auch, ob die Befreiungstheologie wieder aufflackern werde. So oder so kann die Synode mit Interesse rechnen.