Frage: Ihr Werk hat seinen Sitz im Vatikan. Wie haben sich denn die italienischen Nachbarn auf dem Klimagipfel geschlagen? Zeigte sich da auch der „Blick nach innen“, wie Sie ihn insgesamt bei einigen Ländern, etwa den USA, beobachtet haben?
Liebsch: Natürlich ist für uns der Referenzpunkt in Rom der Vatikanstaat. Da wir ein internationales Netzwerk sind, verfolgen wir weniger die italienische Politik. Ich habe aber von Kollegen gehört, dass Italien in der Vorbereitung der Texte eine sehr wichtige Rolle eingenommen hat. Italien war Mediator und Vorbereiter für bestimmte Texte, die hier vorgestellt wurden. Eine rechte Linie der neuen Regierung war hier nicht so spürbar, das ist beim Thema Migration wohl eher der Fall.
Frage: Die USA, die ja aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen werden, haben bei den Verhandlungen in Kattowitz in Frage gestellt, dass Menschenrechte mit in den Vertrag aufgenommen werden sollen. Wie haben die zivilgesellschaftlichen Akteure darauf reagiert?
Liebsch: Für die Zivilgesellschaft und uns als Hilfsorganisation war es sehr enttäuschend. Zumal wir jetzt 70 Jahre Erklärung der Menschenrechte gefeiert haben. Es ist fundamental, dass die Politik die Grundrechte respektiert und nicht die, die sowieso schon vom Klimawandel betroffen sind, durch eine Missachtung der Menschenrechte zusätzlich geschädigt werden. In dem Pariser Klimaabkommen wurden Menschenrechte, Nahrungsmittelsicherheit, ökologische Integrität in die Präambel eingeführt. Jetzt sind wir enttäuscht, dass genau das wieder zum Zankapfel wird. Gemeinsam mit dem Heiligen Stuhl fordern wir, dass diese Prinzipien im Regelwerk Pariser Klimaabkommen reflektiert werden, um das es in diesem Gipfel geht. Dies haben wir auch in einer Eingabe gegenüber der polnischen Präsidentschaft klar gemacht.