Frage: Wie hilft das Bonifatiuswerk in Lettland?
Austen: Einige Projekte, die wir unterstützen, habe ich ja schon genannt - im sozialen Bereich und in geistlicher Bildung und Ausbildung. Dazu kommen die Hochschule und das Priesterseminar, aber auch unsere traditionellen Boni-Busse. Denn auch in Lettland müssen die Pfarreien oft weite Strecken überbrücken, etwa um die Menschen zum Gottesdienst abzuholen oder Kinder zum Kommunionunterricht. Ein ganz besonderes Projekt ist auch der neue Karmel in Ikskile, das erste kontemplative Kloster in Lettland, das jetzt im August offiziell eingeweiht wird.
Frage: Das ist ja eher ungewöhnlich heutzutage ...
Austen: So sehen es auch die Schwestern, die sagen: „Überall werden Kirchen geschlossen, wir beginnen etwas Neues“. 2002 ist eine Karmelitin aus dem Karmel in Essen nach Lettland gekommen, um die Gründung eines Karmel vorzubereiten, also eines Klosters mit strenger Klausur, das die Schwestern nie mehr verlassen werden. Bei der Einweihung wird Erzbischof Stankevics von Riga das Klausurgitter schließen.
Frage: Was hat Sie am meisten beeindruckt bei Ihrem Besuch in Lettland?
Austen: Ich habe in Lettland auf jeden Fall mehr Hoffnungsträger als Bedenkenträger erlebt, die versuchen, dem Evangelium heute ein Gesicht zu geben. Das hat mich sehr ermutigt. Wenn ich etwa an die Ehrenamtlichen auf dem Rehabilitations-Bauernhof für Drogenabhängige denke und an viele andere, die mit einem sehr starken und aus christlichem Glauben gelebten Engagement versuchen, Kirche und Gesellschaft voranzubringen. Da bewegt sich etwas, und die Menschen klagen nicht nur über das, was nicht geht.
© KNA