Haiti Flag Rumpled Close Up, Flagge, Fahne, Symbolbild Haiti
Erbe der Kolonialzeit

Netzwerk fordert von Frankreich Riesensumme an Haiti

Aachen  ‐ Nur für eine riesige Schuldensumme akzeptierte Frankreich 1825 die Unabhängigkeit Haitis. Die Knebel-Forderung hemmte dessen Entwicklung dauerhaft, meint ein Netzwerk. Und fordert Paris zur Rückzahlung auf.

Erstellt: 13.04.2025
Aktualisiert: 14.04.2025
Lesedauer: 

Das Netzwerk Koordination Europa-Haiti fordert Frankreich zur Wiedergutmachung eines historischen Schulden-Unrechts gegenüber seiner früheren Kolonie auf. So habe der französische König Karl X. vor genau 200 Jahren als Gegenleistung für die Anerkennung der nach einer Sklaven-Revolution 1804 erlangten Unabhängigkeit Haitis eine Entschädigung von 150 Millionen Goldfrancs verlangt. Für deren Zahlung habe der Inselstaat dann Kredite bei französischen Banken aufnehmen müssen, so das Netzwerk, dem auch das katholische Hilfswerk Misereor in Aachen angehört, in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung.

Darin heißt es: „Haiti geriet in eine Schuldenspirale, die das Land über ein Jahrhundert lang schwächte, einen Großteil seiner Einnahmen abschöpfte und seine Fähigkeit untergrub, Institutionen und Infrastrukturen aufzubauen, die für jede unabhängige Nation unerlässlich sind.“ Laut dem Ransom Project der „New York Times“ hätten die 150 Millionen Goldfrancs, wenn sie in die haitianische Wirtschaft investiert worden wären, ein Einkommen von über 20 Milliarden Euro generiert. „Der Verlust, den die haitianische Wirtschaft erlitten hat, übersteigt also bei weitem den ursprünglichen Betrag der zurückgezahlten ‚Schulden‘.“

Das Netzwerk fordert Frankreich auf, die Unrechtmäßigkeit der am 17. April 1825 von Paris erhobenen Schulden anzuerkennen. Frankreich solle die von Haiti gezahlten Beträge zurückzahlen und als Wiedergutmachung für die mangelnde Entwicklung, „die Haiti aufgrund dieser schändlichen Schulden erlitten hat“, seine Unterstützung erheblich erhöhen. Zudem rufen die in dem Netzwerk zusammengeschlossenen Organisationen auch die EU und ihre Mitgliedstaaten auf, „ihrer kolonialen Verantwortung gerecht zu werden“, und Haiti, das derzeit in einer Spirale aus Armut und Bandenkriminalität versinkt, stärker zu helfen.

Koordination Europa-Haiti wurde 2004 gegründet und besteht aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und Plattformen aus sechs europäischen Ländern.

KNA

Mehr zum Thema