UN-Generalsekretär Antonio Guterres 2015
Konferenz in Sevilla

UN-Generalsekretär: 4 Billionen Dollar für Entwicklung nötig

Die Welt hinkt ihren Zielen einer nachhaltigen Entwicklung hinterher. Neben einer unvorstellbaren Summe verlangt UN-Generalsekretär Guterres mehr Mitsprache armer Länder in einer künftigen Finanzarchitektur.

Erstellt: 01.07.2025
Aktualisiert: 01.07.2025
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Von Burkhard Jürgens (KNA)

Arme Länder müssen nach Worten von UN-Generalsekretär António Guterres eine stärkere Stimme in Institutionen der Entwicklungsfinanzierung haben. Zugleich forderte Guterres auf der UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung im spanischen Sevilla am Montag höhere Investitionen für die vor zehn Jahren vereinbarten Ziele einer nachhaltigen Entwicklung. Nötig seien pro Jahr mehr als 4 Billionen US-Dollar (3,4 Billionen Euro). Auch EU-Ratspräsident António Costa nannte die derzeitigen Mittel „eindeutig unzureichend“.

Guterres sagte, die Welt gerate in Rückstand bei der Verwirklichung der Entwicklungsziele. „Fortschritt kommt nicht von allein“, so der UN-Generalsekretär. Das globale Wachstum verlangsame sich, Handelsschranken nähmen zu, Entwicklungshilfebudgets schrumpften. „Der wichtigste Motor der Entwicklung - die internationale Zusammenarbeit - wird durch geopolitisches Misstrauen und Spaltung zerstört“, beklagte Guterres.

Unterdessen ertränken die Entwicklungsländer im Schuldendienst. Die Kreditrückzahlungen seien in die Höhe geschnellt, auf 1,4 Billionen Dollar jährlich (1,2 Billionen Euro). Guterres verlangte eine Reform der globalen Finanzarchitektur, „die die heutigen Realitäten und die dringenden Bedürfnisse der Entwicklungsländer widerspiegelt“.

Entwicklungsministerin Alabali-Radovan: Brauchen starkes privates Investment

EU-Ratspräsident Costa sagte auf der Konferenz, die EU habe im Jahr 2023 mit 95,9 Milliarden Euro 42 Prozent der weltweiten Entwicklungshilfe geleistet. Nach Schätzungen hätten EU-Länder mehr als 300 Millionen Dollar (256 Millionen Euro) an Krediten umgeschuldet.

Die EU sei „fest entschlossen“ zu einer inklusiveren und effizienteren Finanzarchitektur; man wolle neue Finanzierungsquellen erschließen und sich für eine Behandlung von Schulden nach dem gemeinsamen Rahmen der G20 einsetzen.

Der Botschafter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Gabriele Caccia, warb in Sevilla für eine Finanz- und Wirtschaftspolitik, die den Menschen diene. Es sei alarmierend, dass Entwicklungsländer zunehmend zu einer „unmöglichen Wahl zwischen Schuldendienst und Dienst an ihrer Bevölkerung“ genötigt seien. Die katholische Kirche fordere dazu auf, „diese Ungerechtigkeiten mutig zu bekämpfen“, sagte der Erzbischof am Rande der Konferenz.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) räumte ein, dass der Bundeshaushalt auch in ihrem Ressort spare. „Es gab Kürzungen, die auch für mich in Teilen schmerzhaft sind“, sagte sie im Fernsehsender Phoenix. Allerdings reichten die öffentlichen Gelder aller Staaten bei Weitem nicht aus. „Wir brauchen auch starkes privates Investment“, so die SPD-Ministerin.

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