Schuldenreport 2025: Milliardenlast blockiert Entwicklung
Initiatoren fordern Schuldenschnitt

Schuldenreport 2025: Milliardenlast blockiert Entwicklung

Berlin ‐ Mehr als eine Milliarde US-Dollar – täglich. So viel zahlen verschuldete Staaten an ausländische Gläubiger. Der Schuldenreport 2025 zeigt: Es ist dringend ein Umdenken nötig.

Erstellt: 26.05.2025
Aktualisiert: 22.05.2025
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Die weltweite Schuldenkrise spitzt sich dramatisch zu. Das zeigt der heute veröffentlichte Schuldenreport 2025, herausgegeben von Misereor und dem deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de. Der Bericht stellt fest: In 47 von 198 untersuchten Ländern ist die Auslandsverschuldung so hoch, dass sie die Menschenrechte gefährdet – in weiteren 28 Ländern ist die Belastung ebenfalls kritisch.

„In mindestens 47 Ländern müssen wir davon ausgehen, dass aufgrund der hohen Schuldenlast Menschenrechte verletzt werden“, warnt Malina Stutz, Politische Referentin bei erlassjahr.de. Vor allem Länder des Globalen Südens sind betroffen: Pakistan, Kenia, Sri Lanka und Suriname stehen exemplarisch für Staaten mit untragbaren Rückzahlungsverpflichtungen; die einen ohne, die anderen trotz durchgeführter Umschuldungen.

Tägliche Zahlungen in Milliardenhöhe

2024 haben verschuldete Staaten im Globalen Süden mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Tag an ausländische Gläubiger gezahlt – so viel wie nie zuvor. Im Durchschnitt müssen die 47 am stärksten betroffenen Länder in den kommenden drei Jahren mindestens 15 Prozent ihrer Staatseinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen aufbringen. Dies geschieht auf Kosten öffentlicher Ausgaben für Bildung, Gesundheit oder soziale Sicherung. In diesen Ländern leben 231 Millionen Menschen in extremer Armut – etwa 18 Prozent der Bevölkerung und damit mehr als doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt.

In Subsahara-Afrika sind rund 70 Prozent der Staatshaushalte hoch oder sehr hoch durch den Schuldendienst belastet. Auch mehr als 60 Prozent der Niedrigeinkommensländer weltweit gelten als stark gefährdet. „In diesen Ländern sind die finanziellen Spielräume faktisch aufgebraucht“, sagt Klaus Schilder, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor. „Das ist ein echtes Armutszeugnis im 21. Jahrhundert.“

Forderung nach internationalem Insolvenzverfahren

Ein zentrales Problem bleibt dabei das weiterhin ungerechte internationale Finanzsystem. Ländern mit geringer Bonität wird der Zugang zu günstigen Krediten erschwert, ihre Währungen spielen kaum eine Rolle im globalen Finanzsystem. Reformen auf nationaler Ebene greifen oft zu kurz oder schaffen neue Abhängigkeiten. Erlassjahr-Referentin Stutz betont: „Um dauerhaft wirksame Lösungen zu schaffen, braucht es tiefgreifende Reformen der internationalen Finanzarchitektur.“

Die Herausgeber des Schuldenreports fordern daher Deutschland und andere G7- und EU-Staaten zur Übernahme politischer Verantwortung auf. Immerhin entfallen, wie aus dem Schuldenreport 2025 hervorgeht, 60 Prozent der ausstehenden Forderungen gegenüber hoch verschuldeten Ländern auf sie oder von ihnen kontrollierte Gläubigerinstitutionen. „Wir brauchen ein faires und transparentes Staateninsolvenzverfahren unter dem Dach der Vereinten Nationen“, so Schilder.

Gibt es in Sevilla eine Einigung?

Die 4. Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FfD4), die vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 in Sevilla stattfindet, bietet laut dem Report eine „historische Chance“, neue Regeln auf den Weg zu bringen. Die neue Bundesregierung wird ausdrücklich aufgefordert, dabei eine aktive Rolle zu übernehmen – auch durch ein deutsches „Safe Harbour-Gesetz“, das die Beteiligung privater Gläubiger an Schuldenerlassen erleichtern würde.

In einer seiner letzten Reden rief der kürzlich verstorbene Papst Franziskus zu einem Schuldenschnitt auf: „Denjenigen Ländern die Schulden zu erlassen, die sie niemals zurückzahlen könnten, ist nicht so sehr eine Frage der Großmut, sondern der Gerechtigkeit.“ Ob 2025 wirklich zum Wendepunkt wird, hängt nun entscheidend vom politischen Willen der Gläubigerstaaten ab.

weltkirche.de

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