Haiti: Bandenchef lässt kirchliche Krankenstation anzünden
Port-au-Prince ‐ Die Gewaltwelle in dem von einem schweren Bandenkrieg erschütterten Karibikstaat Haiti richtet sich auch gegen kirchliche Einrichtungen. Selbst vor Krankenhäusern machen die Kriminellen nicht Halt.
Aktualisiert: 06.11.2024
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Auf Haiti sind eine Krankenstation und das Wohnheim der „Missionsschwestern der Nächstenliebe“ im Großraum der Hauptstadt Port-au-Prince Ziel eines Anschlags geworden. Wie kirchliche Portale am Wochenende berichteten, ereignete sich der Angriff bereits vor gut einer Woche, wurde aber erst jetzt bekannt.
Den Angaben zufolge drangen Mitglieder der Gruppe um den gefürchteten Bandenchef Jimmy Chérizier alias „Barbecue“ in die Gebäude ein, um die Menschen dort auszurauben. Anschließend sei Feuer gelegt worden. Für die Gesundheitsversorgung der lokalen Bevölkerung sei das eine Katastrophe, berichten die Ordensschwestern: „Jedes Jahr werden hier etwa 1.500 Patienten stationär und fast 30.000 Patienten ambulant kostenlos behandelt.“
Wie der Missionspressedienst Fides unter Berufung auf Ordensleute im Land berichtet, werden viele der gestohlenen Gegenstände auf einem nahegelegenen Markt zum Verkauf angeboten. Nach dem Mord an Staatspräsident Jovenel Moise 2021 bauten kriminelle Banden im Land ihre Macht immer weiter aus und terrorisieren nun die Bevölkerung. Zurzeit herrschen Chaos und Anarchie. Seit einigen Wochen ist eine internationale Polizeimission unter Führung Kenias in dem Krisenstaat aktiv und versucht, die Ordnung wiederherzustellen.
Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, hat laut UN-Angaben nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt ohnehin als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, zuletzt kam eine Cholera-Welle hinzu, die Hunderte Tote forderte.
KNA /dr