Mehr als 5.600 Tote durch Bandengewalt in Haiti
Genf ‐ Morde, Entführungen, aber auch Lynchjustiz: An die 10.000 Menschen wurden 2024 in Haiti Opfer von Gewalt. Die Staatengemeinschaft muss das Chaos in dem Karibikstaat beenden, fordert UN-Menschenrechtskommissar Türk.
Aktualisiert: 07.01.2025
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In dem von Krisen zerrütteten Karibikstaat Haiti sind im vergangenen Jahr mehr als 5.600 Menschen durch Bandengewalt getötet worden. Dies sei ein Anstieg um mehr als 1.000 gegenüber dem Vorjahr, teilte das UN-Menschenrechtsbüro am Dienstag in Genf mit. Laut verifizierten Daten seien zudem über 2.200 Menschen verletzt und rund 1.500 entführt worden.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte, die Zahlen zeigten die „unablässige Gewalt“, der die Menschen in Haiti ausgesetzt seien. Die akute Unsicherheit lasse eine sichere Rückkehr von Haitianern im Ausland nicht zu. Gewaltsame Abschiebungen in das Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, müssten daher unterbleiben, forderte Türk.
Bei einem der schwerwiegendsten Vorfälle im vergangenen Jahr wurden Anfang Dezember in der Hauptstadt Port-au-Prince mindestens 207 Menschen in einem Massaker getötet, darunter viele Ältere. Auslöser war der Vorwurf eines Bandenchefs gegen die Betreffenden, sie hätten durch Voodoo-Praktiken den Tod seines Sohnes verursacht.
Das UN-Menschenrechtsbüro dokumentierte weiter 315 Lynchmorde an Bandenmitgliedern und mutmaßlichen Unterstützern. In einigen Fällen würden haitianische Polizeibeamte verdächtigt, dabei geholfen zu haben. Zudem gebe es Berichte über insgesamt 281 Hinrichtungen, an denen Polizeieinheiten beteiligt gewesen sein sollen.
Straffreiheit für Menschenrechtsverletzungen sowie Korruption gehörten zusammen mit wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten zu den Hauptursachen der Krise in Haiti, erklärte Türk. Die internationale Gemeinschaft müsse das Land vor allem dabei unterstützen, die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen. Die entsprechende UN-Mission brauche dafür die nötigen logistischen und finanziellen Mittel. Außerdem müsse das Waffenembargo schärfer umgesetzt werden.
Ende 2024 hatten auch Partner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat auf die schwierige Situation in Haiti aufmerksam gemacht. „Die Menschen sind am Ende ihrer Kräfte”, klagte Max Leroy Mesidor, Erzbischof von Port-au-Prince und Vorsitzender der katholischen Haitianischen Bischofskonferenz. Zuvor hatte es in Port au Prince einen Gewaltausbruch gegeben, dem mehr als 70 Menschen zum Opfer gefallen waren.
KNA/dr