Dramatische Szenen an der Grenze von Dominikanischer Republik und Haiti.
Massenabschiebungen in der Karibik

Dramatische Szenen an der Grenze von Dominikanischer Republik und Haiti.

Aachen ‐ An Grenzübergängen von der Dominikanischen Republik und Haiti spielen sich seit Wochen herzzerreißende Szenen ab. Geflüchtete aus dem Nachbarland werden unter teils unmenschlichen Bedingungen eingesperrt oder zur Ausreise genötigt.

Erstellt: 04.12.2024
Aktualisiert: 05.12.2024
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An Grenzübergängen von der Dominikanischen Republik und Haiti spielen sich seit Wochen dramatische Szenen ab. Nachdem der dominikanische Präsident Luis Abinader eine groß angelegte Abschiebungsaktion für haitianische Staatsangehörige angekündigt hatte, haben Anfang Oktober groß angelegte Massenabschiebungen begonnen. Misereor und seine haitianische Partnerorganisation GARR (Groupe d’Appui aux Rapatriés et Refugiés) fordern die Regierung in Santo Domingo daher zum sofortigen Stopp der aus Sicht von Experten Menschenrechte verletzenden Rückführungspraxis auf.

„Die Bedingungen, unter denen haitianische Migrantinnen und Migranten in der Dominikanischen Republik inhaftiert werden, sind unmenschlich“, heißt es in einem Bericht der GARR. „Die Betroffenen werden tagelang ohne Nahrung und Trinkwasser festgehalten und zusammengepfercht. Beim geringsten Anzeichen von Protest werden sie geschlagen, Sicherheitskräfte halten die Gefangenen mit Tränengas und Elektroschocks ruhig, es kommt zu körperlicher Gewalt und sexualisierten Übergriffen.“

Auch Schwangere und Minderjährige betroffen

Unter den Menschen, die deportiert wurden oder aufgrund des massiv gestiegenen Drucks zu einer Ausreise freiwillig zurückgekehrt sind, befinden sich nach Angaben der Misereor-Partner auch schwangere Frauen, unbegleitete Minderjährige, Menschen mit Behinderung, Kranke, Senioren und Staatsangehörige der Dominikanischen Republik, die fälschlicherweise dem Nachbarland zugeordnet werden. „In Haiti angekommen, fehlt es ihnen an Trinkwasser, Nahrung, medizinischer Versorgung, Kleidung und psychosozialer Betreuung“, beschreibt Anja Mertineit, Länderreferentin für Haiti bei Misereor, die aus ihrer Sicht unhaltbare Situation.

Haitianische Migrantinnen und Migranten geraten nach dem Grenzübertritt in ihr Heimatland in große Gefahr, wenn sie versuchen, in ihre Heimatdörfer zu reisen. Auf von kriminellen Banden kontrollierten Straßen riskieren sie, angegriffen zu werden, die Sicherheits- und Menschenrechtslage im Land ist fragil. Bewaffnete Banden vertreiben zudem immer mehr Menschen aus ihren Häusern in der Hauptstadt Port-au-Prince. Innerhalb von elf Tagen seien allein in diesem November mehr als 40.000 Personen geflohen, heißt es in Medienberichten.

Verschärftes Vorgehen

Allein im Oktober waren mehr als 27.000 Menschen zur Ausreise aus der Dominikanischen Republik gezwungen worden. Präsident Abinader hatte angekündigt, wöchentlich bis zu 10.000 Menschen abzuschieben.

In der Dominikanischen Republik leben nach aktuellem Stand knapp 500.000 Menschen aus Haiti, wo sie über viele Jahre als Arbeitskräfte vor allem in der Landwirtschaft und der boomenden Tourismusbranche eingesetzt wurden. Seit einigen Jahren gehen die Behörden des Landes aber immer schärfer gegen die Menschen vor, die vor der Armut und Gewalt im Nachbarland geflohen sind.

Die Arbeit von GARR

Misereor unterstützt die Arbeit der GARR zu Gunsten der Vertriebenen. Die Organisation leistet bereits seit 1991 humanitäre Hilfe für Migrantinnen und Migranten und begleitet diese auch längerfristig bei der Wiedereingliederung in ihre jeweiligen Gemeinschaften. GARR unterhält ein Aufnahmezentrum in der grenznahen Gemeinde Belladère. Dort erhalten Migrantinnen und Migranten unter anderem Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung. Zudem besteht die Möglichkeit der psychologischen und juristischen Beratung.

Misereor /dr

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