Ökonom: Fossile Abkehr bei COP28 „hochgradige Überraschung“
München ‐ Die Meinungen über das Ergebnis der UN-Klimakonferenz COP28 gehen auseinander. Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer sieht in dem Abschlussdokument durchaus Lichtblicke.
Aktualisiert: 18.12.2023
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Die auf dem Weltklimagipfel COP28 in Dubai beschlossene Abkehr von fossilen Energieträgern ist aus Sicht des Klimaforschers Ottmar Edenhofer ein Teilerfolg für den Klimaschutz. „Wenn man sich die internationale Gemengelage vor Augen führt, ist das Abschlussdokument in diesem Punkt eine hochgradige Überraschung“, sagte der Ökonom im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag). Bislang seien die fossilen Energieträger auf den Gipfeltreffen immer ausgespart worden. „Es geht nun für die Öl- und Gasindustrie darum, Alternativen zu suchen.“
Dennoch sei das Abschlussdokument im Ganzen „nicht so gut wie erhofft“. Ob etwa die Abkehr von fossilen Energieträgern nun auch von allen Staaten umgesetzt werde, sei nicht gesichert, erklärte Edenhofer. „Auf der Ebene der Klimakonferenzen gibt es nur freiwillige Vereinbarungen. Man kann keinen Staat zwingen, etwas zu tun.“
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Zudem ist es laut dem Klimaforscher ein Trugschluss, zu glauben, dass durch den Ausbau der erneuerbaren Energien die fossilen Brennstoffe eindämmt und die Emissionen sinken. „Wenn man die Erneuerbaren ausbaut, steigen auch die Preise für Kohle, Öl und Gas weniger stark und werden weiterhin genutzt.“
Ausdrücklich lobte Edenhofer hingegen das Auftreten Deutschlands beim Gipfel. „Im Verbund mit der Europäischen Union hat die deutsche Delegation eine sehr gute Rolle gespielt und sehr professionell verhandelt.“ Die Bundesrepublik habe etwa den Katastrophenfonds, der ärmere Länder bei der Überwindung von Klimaschäden helfen soll, maßgeblich mitgestaltet sowie den Klimaclub für eine internationale Koordinierung von CO2-Preisen weiter vorangebracht. „Die Deutschen hatten einen relevanten Einfluss auf die Ergebnisse“, so der Ökonom.
Gleichzeitig mahnte Edenhofer mehr finanzielle Unterstützung für ärmere Länder an. Insbesondere der europäische Klimazoll, den nicht-EU Staaten ab 2030 zahlen müssen, wenn sie mit vielen Kohlenstoff-Emissionen hergestellte Produkte einführen wollen, könnte etwa afrikanische Staaten überfordern. „Die Klimafinanzierung ist ein komplexes Gebilde, da müssen sich die Industriestaaten nun zunehmend Gedanken machen, um ihre Partner bei der Transformation zu unterstützen“, betonte der Forscher.
KNA
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