„Nicht alles in dieser Synode“

Kardinal Hollerich dämpft Erwartungen an Weltsynodenetappe

Köln/Bonn ‐ Vor der im Oktober in Rom startenden Weltsynode hat Kardinal Jean-Claude Hollerich vor zu hohen Erwartungen an die erste Sitzungsperiode gewarnt.

Erstellt: 21.09.2023
Aktualisiert: 19.09.2023
Lesedauer: 

Über das Ziel der Versammlung müssten Prioritäten gesetzt werden; jedoch „nicht alles in dieser Synode“, sagte Hollerich in der neuen Ausgabe des Podcasts „Himmelklar“ (Mittwoch). Der Luxemburger Erzbischof ist als sogenannter Generalrelator maßgeblich für die Vorbereitung und Durchführung der Bischofssynode mitverantwortlich.

Hollerich bezieht sich vor allem auf das Weiheamt für Frauen und die Seelsorge für Homosexuelle. Diese Themen seien zwar zentral beim Reformprozess Synodaler Weg der Kirche in Deutschland; in anderen Ländern würden sie aber weniger gewünscht, so der Kardinal. „Die Kirche wird auf diese Fragen Antworten finden müssen. Aber nicht alles in dieser Synode. Man darf nicht die Erwartung der Synode mit Erwartungshaltungen überfrachten; sonst wird man enttäuscht sein.“ Er selbst erhoffe sich von der Sitzung eine „Roadmap“, welche Themen im zweiten Teil der Sitzung 2024 angesprochen werden sollen.

Bereitschaft zur Umkehr

Gleichzeitig mahnte Hollerich bei allen Teilnehmern der Synode Offenheit und eine persönliche Bereitschaft zur Umkehr an. „Wenn ich hineingehe mit dem Standpunkt: Ich weiß schon alles – dann höre ich nicht zu, dann kann ich keine Unterscheidung der Geister vollziehen.“

Bild: © KNA

Aus Zusammenarbeit könne eine Harmonie entstehen, die im schlussendlichen Entscheidungsprozess innerhalb der Kirche wichtiger sei als eine Mehrheit. „Es müssen nicht alle darin sein, auch beim Zweiten Vatikanum gab es immer noch Gegenstimmen. Es muss aber etwas sein, was von der übergroßen Mehrheit getragen ist“, betonte der Erzbischof.

Neue Wege der Verkündigung

Die Kirche in Deutschland sieht Hollerich vor großen Umstrukturierungen. Einer sinkenden Zahl von Katholiken im Land stehe ein „Riesenapparat von Beamten“ gegenüber, der drohe, sie „zu Tode“ zu verwalten, kritisierte der Kardinal. „Die deutsche Kirche wird die große Aufgabe haben, die Verwaltung zu verkleinern. Das ist noch keinem Staat gelungen.“ Zudem mahnte er neue Wege der Verkündigung an, um dem Glaubensschwund zu begegnen. „Das ist auch durchaus mit in den Anliegen des Synodalen Weges drin; aber es kommt nicht genug zur Geltung, das ganze missionarische Dasein der Kirche.“

Deutsch keine offizielle Sprache bei der Weltsynode

Deutsch gehört dabei bei der anstehenden Bischofssynode im Vatikan nicht mehr zu den offiziellen Sprachen. Die Synodenteilnehmenden werden sich auf Italienisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch austauschen, erklärte der Leiter der vatikanischen Kommunikationsbehörde, Paolo Ruffini, kürzlich bei einer Pressekonferenz.

Die deutschsprachigen Teilnehmenden würden auch andere Sprachen sprechen, erklärte Ruffini. In Kleingruppen sollen sie sich mit verschiedenen Synodalen austauschen. Während der Plenarsitzungen werde aber eine deutsche Simultanübersetzung zur Verfügung stehen.

In den vorangegangenen ordentlichen Bischofssynoden gehörte Deutsch noch zu den offiziellen Sprachen. Eine Ausnahme war die Amazonassynode 2019, die jedoch eine Sonderversammlung zu einer bestimmten Weltregion war.

Die seit zwei Jahren laufende Weltsynode geht vom 4. bis 29. Oktober in eine entscheidende Phase. Dann werden im Vatikan rund 370 Teilnehmende über künftige Beratungs- und Entscheidungswege in der katholischen Kirche diskutieren. Zum ersten Mal haben bei einer Synode auch Frauen ein Stimmrecht.

Synodaler Prozess

Fahrplan der weltweiten Synode

KNA

Mehr zum Thema