Stimmen zum Weltsynoden-Arbeitspapier
Bonn ‐ Der Vatikan hat das finale Arbeitsdokument für die Weltsynode im Oktober vorgelegt. Viele Kommentatoren sehen darin einen Fortschritt, doch es gibt auch kritische Stimmen.
Aktualisiert: 21.06.2023
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Ordensobere: „Die Tür geht nicht mehr zu!“
Positiv schaut nach der Veröffentlichung des Arbeitsdokuments die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) auf synodale Entwicklungen in der Kirche. „Das gibt Hoffnung“, so der DOK-Vorsitzende Br. Andreas Murk OFMConv., „dass das, was uns hier in Deutschland umtreibt, auch weltkirchlich gesehen wird – und dass wir im Hören auf Andere auch unser eigenes Kirche-sein weiterentwickeln.“ Die DOK-Mitgliederversammlung hatte sich in den vergangenen Tagen in Vallendar mit verschiedenen Facetten von Synodalität auseinandergesetzt.
Vida Nueva: Vatikan bricht Tabus
Die auch in Lateinamerika verbreitete Zeitschrift Vida Nueva aus Spanien stellt fest, in dem Instrumentum Laboris werde erstmals überhaupt in einem offiziellen Dokument des Heiligen Stuhls von LGBTQ+ gesprochen. „Mit seiner neuartigen Sprache werden durch das Dokument Tabus gebrochen und kein Thema wird bei der Unterscheidungsarbeit der Synodenmütter und -väter außen vor gelassen.“ Ausdrücklich nennt Vida Nueva hier LGBTQ+, Geschiedene sowie Betroffene verschiedener Arten von Missbrauch.
ZdK-Präsidentin: „Gute Grundlage der Beratungen“
„Das gestern vorgestellte Arbeitspapier für die Weltsynode greift wichtige Fragen der Gegenwart auf. Darüber freue ich mich“, sagt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp. „Die Schlüsselbegriffe der Synode lauten Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe. Aus Sicht des ZdK ist es gut, dass Papst Franziskus mit seiner vor wenigen Wochen bekannt gewordenen Entscheidung, auch 70 Laien bei der Weltsynode Sitz und Stimme zu geben, ein wichtiges Signal gesetzt hat, das Veränderungen einleiten könnte.“ Gemeinsame Beratungen und Entscheidungen seien die Zukunft der Kirche.
Analyse bei katholisch.de: Vorspiel eines Konzils?
Welcher Spielraum existiert für Vielfalt in der Kirche? Mit dieser und anderen Fragen werden sich im Herbst Synodenväter und -mütter in Rom bei der Bischofssynode beschäftigen. Das Arbeitspapier schlage katholische Pflöcke ein und biete ungeahnten Sprengstoff, schreibt Benedikt Heider in einer Analyse für unser Partnerportal katholisch.de.
Arbeitsdokument herunterladen
Das „Instrumentum laboris" zur Weltsynode finden Sie im Wortlaut auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz.
Crux: Konservative Themen wie Abtreibung, Euthanasie und lateinische Messe fehlen im Text
Elise Ann Allen, Vatikan-Korrespondentin des US-Internetportals Crux hat genau nachgezählt: Das Wort Frauen taucht im Arbeitsdokument insgesamt 45 Mal auf, Mutter wird kein einziges Mal erwähnt. Auch wenn das Arbeitsdokument zur Weltsynode mit dem Ziel verfasst worden sei, die Katholiken zu einen, könne es zur weiteren Entfremdung der Konservativen beitragen, fürchtet Allen. Die aufgelisteten, spezifischen Inhalte hätten das Potenzial, „tatsächlich die Spaltungen der Kirche zu schüren, da sie scheinbar liberale Anliegen bevorzugen.“
Wir sind Kirche: „Weiterer Schritt zu einer wahrhaft katholischen, d.h. umfassenden Kirche“
Die Gruppe Wir sind Kirche sieht das heute vorgestellte Arbeitspapier als weiteren wichtigen Schritt auf dem von Papst Franziskus angestoßenen Weg der notwendigen Erneuerung hin zu einer einladenden Kirche, die Menschen nicht diskriminiert.
Vor allem an die Bischöfe appelliert Wir sind Kirche mit Blick auf das veröffentlichte Arbeitsdokument, „diesen beispiellosen und ambitionierten synodalen Prozess von Papst Franziskus, der schon jetzt eine positive Dynamik ausgelöst hat und mit viel Hoffnungen verbunden ist, mutig mitzugehen und mitzugestalten.“ Der jetzt eingeschlagene Weg, der das gesamte Gottesvolk einbeziehe, entspreche der Communio-Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), die bisher sträflich vernachlässigt worden sei, heißt es in einer Stellungnahme.
Zusammenstellung: weltkirche.de