Kathedrale von Odessa durch Luftangriff schwer beschädigt
Odessa/Kiew ‐ Erst im Januar hatte die Unesco die Altstadt der ukrainischen Hafenstadt Odessa auf die Welterbe-Liste genommen, nun wurden dort mehrere Gebäude bei einem russischen Angriff zerstört. Die Diözese spricht von einem Terrorakt.
Aktualisiert: 24.07.2023
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Russische Streitkräfte haben nach Kirchenangaben die zum Unesco-Welterbe gehörende orthodoxe Kathedrale in der ukrainischen Metropole Odessa am Schwarzen Meer schwer beschädigt. In der Nacht zu Sonntag habe eine Rakete den Hauptaltar getroffen, teilte die örtliche Diözese der Ukrainischen Orthodoxen Kirche mit. Ein Wachmann wurde demnach verletzt und in eine Klinik gebracht. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Decke der Kathedrale eingestürzt ist.
Durch den Beschuss brach ein Feuer im Gotteshaus aus, das von der Feuerwehr gelöscht werden musste, wie es hieß. Laut den Angaben der ukrainischen Behörden von Sonntag wurden bei dem russischen Raketenangriff mehr als 40 Gebäude in Odessa beschädigt. Ein Mensch kam demnach ums Leben. 22 Personen seien verletzt worden, darunter vier Kinder.
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Die Diözese verurteilte „die Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine, diesen Terrorakt gegen das Hauptheiligtum und das geistige Zentrum der Stadt Odessa“. Das Oberhaupt der Kirche, Metropolit Onufri, äußerte seine tiefe Trauer über „den weiteren feindlichen Angriff auf die Stadt Odessa“. „Wer in den Himmel zielt, trifft letztlich sich selbst“, betonte er. Die Kathedrale sei ein Meisterwerk christlicher Architektur. Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte sich die ukrainische Kirche im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und sich für unabhängig erklärt.
Als Weltkulturerbe anerkannt
Die Unesco nahm das historische Zentrum von Odessa im Januar in ihre Welterbeliste auf. Erst am Freitag verurteilte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen die Zerstörung von mehreren Museen in der Stadt. „Die Unesco fordert erneut ein Ende der Angriffe auf Kulturgüter“, hieß es in einer Erklärung, in der Russland nicht erwähnt wurde. „Dieser Krieg stellt eine immer größere Bedrohung für die ukrainische Kultur dar.“ Seit dem 24. Februar 2022 habe man an 270 Kulturstätten in der Ukraine Schäden registriert. In einer Erklärung vom Sonntag (23.) verurteilte die Unesco die Angriffe erneut „aufs Schärfste“ und nannte dabei auch die russische Föderation als Urheber.
Die 1936 unter dem sowjetischen Machthaber Josef Stalin zerstörte Kathedrale wurde von 2000 bis 2002 originalgetreu wieder aufgebaut. Sie stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den russischen Angriff auf Odessa ebenfalls scharf: „Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, eine Kathedrale (...) Es gibt keine Entschuldigung für das russische Böse“, schrieb er auf Twitter. Er kündigte „Vergeltung gegen russische Terroristen“ für Odessa an. „Sie werden diese Vergeltung spüren“, so Selenskyj.
Russlands Propagandamedien und Regierung wiesen unterdessen den Vorwurf zurück, für einen direkten Angriff auf die Kathedrale verantwortlich zu sein. Vermutlich habe eine ukrainische Luftabwehrrakete das Gebäude getroffen, hieß es in einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums.
Dies wäre allerdings ebenfalls eine direkte Folge der russischen Raketenangriffen gewesen.
KNA