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Erzbischof Heße mahnt Unterstützung für die Ukraine an
Travenbrück/Hamburg ‐ Drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine droht das Land zum Spielball der Weltpolitik zu werden, warnt der katholische Erzbischof von Hamburg.
Aktualisiert: 24.02.2025
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Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine hat der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße zu Solidarität mit dem angegriffenen Land aufgerufen. „Bis vor ein paar Tagen dachten wir, dass die europäische und weltweite Unterstützung des so sehr geschundenen Volks solidarisch und fest steht“, sagte Heße am Sonntag bei einem Gottesdienst im Benediktinerkloster Nütschau bei Travenbrück. „Nun aber müssen wir feststellen, dass dieses europäische Land zum Spielball zu werden droht.“
Heße spielte damit auf die jüngsten Verhandlungen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin an. Er hoffe, so der Erzbischof, „dass wir als Europäer die Kraft und den Mut bewahren und stärken, gemeinsam weiter an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer zu stehen“. Es gelte, alle Politikerinnen und Politiker unterstützen, wenn sie weitreichende Entscheidungen für ein wehrhaftes Europa treffen müssten. „Denn dieser Krieg ist ein fürchterlicher Angriff gegen unsere demokratischen, europäischen Werte.“
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Zerstörte Kirche der "Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria" am 24. Januar 2024 in Kiseliwka (Ukraine).
Am 24. Februar 2022 marschierte die russische Armee in die Ukraine ein. Laut jüngsten UN-Angaben wurden seither weltweit rund 6,86 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert; mehr als 3,5 Million Menschen sind innerhalb des Lands auf der Flucht. In den vergangenen drei Jahren kamen rund 12.000 Zivilisten ums Leben, Experten gehen allerdings von einer höheren Dunkelziffer aus. Die Zahl der gefallenen und verwundeten Soldaten wird unterschiedlichen Schätzungen zufolge auf 480.000 auf ukrainischer und bis zu 860.000 auf russischer Seite beziffert.
In seiner Predigt erinnerte der Hamburger Erzbischof auch an die Flüchtlinge, „die in unserem Land Obdach und Hilfe gefunden haben und nun noch ängstlicher die Nachrichten aus ihrer Heimat verfolgen“. Heße ist auch Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Nütschau ist das nördlichste Benediktinerkloster Deutschlands.
Bundespräsident erinnert an den Kriegsbeginn
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich zum Jahrestag des russischen Angriffs und appellierte an die Geschlossenheit der Europäer. „Die Ukrainerinnen und Ukrainer kämpfen nicht nur um ihr Territorium. Sie kämpfen für Demokratie, für Selbstbestimmung, für ein freies Europa – all die Werte, die auch für uns fundamental sind“, sagte Steinmeier in einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft.
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Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (Archivbild)
Steinmeier nannte den Beginn des Kriegs einen Epochenbruch und bekräftigte: „Deutschland steht fest an der Seite der Ukraine – mit humanitärer Hilfe, mit Schutz für Geflüchtete, mit militärischer Unterstützung. Und wir werden nicht nachlassen, solange dieser völkerrechtswidrige Krieg andauert.“
Zugleich gelte es, an die Zukunft zu denken, so der Bundespräsident. Im Zentrum stünden dabei der Wiederaufbau der zerstörten Städte, der Schutz der Ukraine nach dem Ende der Kämpfe, die Rückkehr zu einem friedlichen Leben, die Zukunft der Ukraine in der Europäischen Union. „All das braucht unsere Unterstützung – und auf diese kann die Ukraine sich verlassen“, sagte Steinmeier.
EU verspricht mehr Militärhilfe
Während US-Präsident Trump mit Moskaus Machthaber Putin über die Ukraine verhandeln will, sichert die EU dem angegriffenen Land mehr Unterstützung zu. Es geht auch um die Verteidigungsbereitschaft der Union.
Man werde die militärische Unterstützung der Ukraine und die eigene Verteidigungsbereitschaft verstärken, erklärten EU-Ratspräsident Antonio Costa, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Parlamentspräsidentin Roberta Metsola gemeinsam am Montag.
Ohne die Verhandlungen von US-Präsident Donald Trump mit Russlands Machthaber Wladimir Putin über die Ukraine zu erwähnen, mahnten sie, die transatlantische Solidarität mit dem überfallenen Land aufrechtzuerhalten. Ziel müsse „ein umfassender, gerechter und dauerhafter Frieden auf der Grundlage der ukrainischen Friedensformel“ bleiben.
Die Vertreter der drei EU-Institutionen verlangten von Russland Rechenschaft für die begangenen Kriegsverbrechen und Gräueltaten sowie die Einrichtung eines Sondertribunals. Russland und seine Führung trügen die alleinige Verantwortung für diesen Krieg und die an der ukrainischen Bevölkerung begangenen Gräueltaten.
Den Umfang der bislang geleisteten Hilfen für die Ukraine beziffert die EU auf 135 Milliarden Euro. Davon seien 48,7 Milliarden in militärische Hilfe geflossen. Die Ukraine werde weiterhin regelmäßig und vorhersehbar finanziell unterstützt, auch beim Wiederaufbau nach dem Krieg, versprachen die EU-Vertreter. Man sei bereit, den Sanktionsdruck auf Russland zu erhöhen, um dessen Kriegsfähigkeit einzuschränken. Auch würden Mitnahmegewinne aus eingefrorenem russischen Vermögen für die ukrainische Verteidigungsindustrie und den Wiederaufbau der Energieversorgung verwendet.
KNA
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Erzbischof Heße mahnt Unterstützung für die Ukraine an
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