
Selenskyj rechtfertigt Ausbürgerung von orthodoxem Kirchenoberhaupt
Kiew ‐ Der ukrainische Präsident hat dem obersten Metropoliten der ukrainisch-orthodoxen Kirche die Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Kirche hält den Schritt für illegal und wehrt sich.
Aktualisiert: 04.07.2025
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will weiter hart gegen Menschen im eigenen Land vorgehen, „die sich mit Russland verbündet haben“. Das sagte er am Mittwochabend in einer Videobotschaft offenbar auch mit Blick auf die Ausbürgerung des Oberhaupts der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij. „Personen mit politischem Einfluss und russischem Pass, Personen, die gegen die Unabhängigkeit der Ukraine in all ihren Dimensionen, einschließlich der spirituellen Unabhängigkeit, arbeiten, alle, die Aggression unterstützen oder rechtfertigen: Für all diese Menschen gibt es in der Ukraine keinen Platz und wird es auch nie geben“, so Selenskyj.
Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte wenige Stunden zuvor mitgeteilt, dass der Staatspräsident dem Kirchenoberhaupt die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen habe. Onufrij habe 2002 freiwillig die russische Staatsbürgerschaft angenommen und versäumt, die ukrainischen Behörden davon in Kenntnis zu setzen, wie es das Gesetz vorschreibe, hieß es.
Nach Angaben des Geheimdienstes stehe der Geistliche zudem weiter in Verbindung mit dem orthodoxen Moskauer Patriarchat. Er habe sich dagegen gestellt, dass die ukrainisch-orthodoxen Kirche die kanonische Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat erhalte, obwohl dieses die russische Aggression gegen die Ukraine offen unterstütze.
In der Ukraine gibt es zwei große orthodoxe Kirchen: die ukrainisch-orthodoxen Kirche und die dezidiert nationale Orthodoxe Kirche der Ukraine. Letztere ging wesentlich aus dem Kiewer Patriarchat hervor, das schon Anfang der 90er Jahre mit Moskau gebrochen hatte.
Onufrij wies die Anschuldigungen zurück. Seine Kirche teilte mit, der Metropolit besitze lediglich einen ukrainischen Pass, aber keinen russischen. „Er hat bereits erklärt, dass er nie bei staatlichen Stellen anderer Staaten eine andere Staatsbürgerschaft beantragt hat“, heißt es auf der Website. Onufrij will demnach juristisch gegen seine Ausbürgerung vorgehen.
Der Metropolit hatte zuletzt Ende Mai eine Erklärung veröffentlicht, in der er einmal mehr bekräftigte, dass seine Kirche seit drei Jahren nicht mehr Teil der russischen-orthodoxen Kirche sei. Die ukrainisch-orthodoxen Kirche verurteile den russischen Angriff auf die Ukraine und dessen Rechtfertigung durch den Moskauer Patriarchen Kyrill I., so Onufrij damals.
Die Distanzierung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau wird von den ukrainischen Behörden und vielen Menschen in der Ukraine allerdings bezweifelt. Die Regierung und Kommunen haben der Kirche bereits eine Reihe von Sakralbauten weggenommen. Ukrainische Gerichte verurteilten Geistliche der Kirche wegen Kollaboration mit dem Kriegsgegner Russland zu Haftstrafen.
KNA

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