Misereor: Mehr Geld für zivile Friedens-Lösungen
Aachen ‐ Sich gegen Aggressionen von außen wappnen, aber gleichzeitig mehr für zivile Friedensarbeit einzusetzen, fordert das das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor. Auch dann, wenn dafür ein langer Atem nötig ist.
Aktualisiert: 09.05.2023
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Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor fordert von der Bundesregierung eine stärkere Unterstützung ziviler Konfliktbearbeitung. „Wir sehen, welche Verheerungen Krieg mit sich bringt. Das bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass noch sehr viel mehr Konfliktprävention, zivile Konflikt- und Krisenbearbeitung und insgesamt eine längerfristige Stärkung zivilgesellschaftlicher Instrumente zur Friedensarbeit benötigt werden“, betont der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz für Misereor zuständige Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Er äußert sich anlässlich des Tages der Befreiung von der Nazi-Herrschaft am heutigen 8. Mai.
Für den Zivilen Friedensdienst (ZFD) stellt Deutschland aktuell 60 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Demgegenüber investiert der Bund neben dem auf mehrere Jahre angelegten Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr in seinen Verteidigungsetat. „Weltweite Krisenherde, darunter auch der Krieg in der Ukraine, lehren uns zweierlei: Erstens, dass kein Staat vor einer Aggression von außen sicher sein kann, und deshalb auch Deutschland für diesen Fall gewappnet sein sollte. Und zweitens, dass Krieg keine Lösung ist“, unterstreicht Burger. „Deshalb halten wir es für erforderlich, dass zusätzliche Bundesmittel nicht allein für militärische Zwecke bereitgestellt werden, sondern auch für die zivile Krisenprävention und für die Entwicklung und Einführung aktiver gewaltfreier Verteidigungsmechanismen - von Nicht-Kooperation bis zu sozialer Verteidigung.“ Zahlreiche Studien hätten nachgewiesen, dass strategische gewaltfreie Aktionen in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen der Welt Erfolg gehabt und gewaltsame Konflikte deeskaliert hätten. Misereor lehnt eine zunehmende militärische Aufrüstung sowie das Reaktivieren eines Freund-Feind-Denkens ab. Zur Vertrauensbildung und Lösung von Konflikten werden langfristig zusätzliche Dialogformate benötigt, in die auch die Zivilgesellschaft stärker eingebunden sein muss.
Friedensprozesse benötigen langen Atem
Nach Ansicht von Erzbischof Burger erfordern zivile Konfliktlösungsprozesse einen langen Atem: „Frieden ist ein jahrelanger, bisweilen jahrzehntelanger Prozess.“ Er bestehe nicht allein aus Begegnung, Dialog, Verhandlungen, Interessenausgleich und Kompromiss, sondern auch in der Aufarbeitung der Vergangenheit, in Wahrheits- und Versöhnungskommissionen und in der Schaffung von gleichen Chancen und Lebensverhältnissen für alle. Ferner in ausreichenden Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystemen und in der Unterstützung von geflüchteten, traumatisierten und vertriebenen Menschen.
Auch Misereor und andere kirchliche Organisationen fördern in vielfältiger Weise solche langfristigen Friedensprozesse – etwa in Ruanda, wo neben dem Genozid von 1994 eine gut 50-jährige Gewaltkonfliktgeschichte nach Ende der Kolonialzeit aufgearbeitet und bewältigt werden muss. Lokale Akteure und Initiativen tragen solche Prozesse, zum Beispiel sogenannte „local capacities for peace“, also Menschen, die sich für eine gewaltfreie Lösung von Konflikten einsetzen, und das oft unter Inkaufnahme großer persönlicher Risiken.
„Der Missbrauch von Religion kann, je nach Kontext, auch Treiber von gewaltsamen Konflikten sein, unter anderem, wenn politische Akteurinnen und Akteure sie instrumentalisieren“, erläutert Burger. „Da wo aber Brücken gebaut, also Vorbehalte innerhalb einer Gesellschaft überwunden werden müssen, kann der Dialog mit religiösen und interreligiösen Aktiven bei der Lösung, Prävention und Aufarbeitung von Konflikten helfen.“ Dieses Friedenspotenzial werde in den Projekten von Misereor genutzt, so der Misereor-Bischof
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