Jugendfahrt in den Senegal

Jugendfahrt in den Senegal

25 Jugendliche aus dem Erzbistum Bamberg haben Ende Februar 2014 ihre Koffer gepackt für einen deutsch-senegalesischen Jugendaustausch. Von ihrem Erlebnissen berichteten sie in einem Reisetagebuch.

Erstellt: 11.03.2014
Aktualisiert: 18.11.2022
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11.03.2014

„Schönste Reise meines Lebens“

Nach zwei Wochen im Senegal lässt sich das meiste Gesehene noch gar nicht verarbeiten, geschweige denn in Worte fassen. Was allerdings die tiefsten Eindrücke hinterlassen hat, ist die Mentalität der Menschen hier: Alle sind höflich zueinander und behandeln sich mit gegenseitigem Respekt. Selbst zwischen Muslimen und Christen herrscht eine freundschaftliche Beziehung.

Aber nicht nur die Menschen sind großartig, das ganze Land ist wunderschön. Jedoch gibt es ein riesen Problem: den Müll! Im Senegal ist überall Müll. Es ist erschreckend, was für unglaubliche Mengen davon im ganzen Land verteilt sind!

Die Zeit, die wir mit den senegalesischen Jugendlichen verbracht haben – sei es im Bus, beim Essen oder nur am Abend auf einer Bank vor dem „Maison“ – wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Es wurden Freundschaften geknüpft, die hoffentlich ewig halten werden und es gab Momente, die ich nicht vergessen werde!

Die Fahrt in den Senegal war bis jetzt auf jeden Fall die interessanteste und schönste Reise meines Lebens. Ich werde die Zeit, die wir hier verbracht haben, niemals vergessen und hoffe, dass ich möglichst bald wieder zurückkommen kann.

 

Von Wolf Kaulen (Ebermannstadt)

„Ein unvergessliches Erlebnis“

Die Reise in den Senegal war ein unvergessliches Erlebnis für mich. Senegal ist ein Land, das man am besten mit dem Wort „Vielfalt“ beschreiben kann. Landschaftlich ist es einerseits sehr trocken und der Boden ist von Saharasand bedeckt, andererseits entdeckt man auch grüne Bäume und fruchtbaren Boden. Obwohl Senegal ein so genanntes Entwicklungsland ist, hat es viele Seiten, die es ganz besonders und wertvoll machen.

Senegal ist ein total gastfreundliches Land: Wo immer man auch hinkommt, man wird mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Offenheit empfangen, von der wir Europäer sicher etwas lernen können. Senegalesen strahlen eine entwaffnende Lebensfreude aus, die mich auf unserer Reise immer wieder angesteckt hat. Ich bin ein Mensch, für den Musik im Leben eine sehr große Rolle spielt. Auch das Leben im Senegal scheint mir immer von Musik begleitet zu sein. Auf fast jeder Busfahrt sangen wir mit den Senegalesen oder hörten ihnen beim Trommeln zu. Im Senegal drückt Musik Lebensfreude aus. Musik gibt den Menschen hier Hoffnung.

Wenn ich wieder nach Hause komme, werde ich viele spannende Erlebnisse und Erinnerungen aus dem Senegal im Gepäck mitbringen und sicher noch einige Zeit Ohrwürmer von senegalesischen Liedern haben.

 

Von Miriam Groh (Forchheim)

Vieles gelernt

Deutschlands Sauberkeit, Ordnung und Luxus gegen Senegals buntes Leben, seine Fröhlichkeit und Gelassenheit zu tauschen, war eine wunderschöne Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin. Hier wird das Leben auf eine andere Weise gelebt, hier stehen andere Werte und Erwartungen im Mittelpunkt. Auch in der kurzen Zeit habe ich Vieles von den Senegalesen gelernt, mit Sicherheit mehr, als ich ihnen geben konnte.

Ich hoffe, dass der Austausch zwischen Bamberg und Thiès auch in Zukunft aus Geben und Nehmen bestehen wird, dass wir Deutschen unseren Reichtum teilen und dafür etwas von der Leichtigkeit und Bescheidenheit lernen, mit der Senegalesen ein – wie es mir scheint – glückliches und zufriedenes Leben leben.

 

Von Fiona Rupprecht (Neunkirchen)

Offenheit und Herzlichkeit

Es ist eigentlich unmöglich, die vergangen Tage in Worte zu fassen. Ich kann nur sagen, dass ich fasziniert von dem ganzen Land bin. Ich kam mir wirklich wie in einer anderen Welt vor und dennoch habe ich mich von Anfang an so wohl und willkommen gefühlt. Das lag zum großen Teil einfach an der Offenheit und Herzlichkeit der Senegalesen, die wir überall spüren konnten. Man merkt auch schnell, was einem im Leben wirklich wichtig, und was nur überflüssiger Luxus ist. Gleichzeitig schätzt man auch manche Sachen nun mehr, wie zum Beispiel warmes Wasser beim Duschen.

Mein persönliches Highlight war neben dem ständigen Tanzen und Singen mit den Senegalesen der Besuch im Kindergarten, als beim Faschingsumzug die Kinder zu uns rannten, uns die Hände reichten und sie nicht mehr loslassen wollten. Zwei kleine Mädchen nahmen immer meine Hände, sobald ich sie frei hatte und zusammen liefen wir dann in der Menge. Es war so ein schönes Gefühl, wie sie mich mit ihren großen staunenden Augen anschauten, fast so als wäre ich ihre Beschützerin.

Die Eindrücke hier waren einfach fantastisch und so nehme ich Abschied mit der freudigen Erwartung, einige unserer neuen Freunde in Deutschland wiederzusehen.

 

Von Miriam Blum (Hausen)

Und bis wir uns wiedersehen …

Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Wir haben viel gesungen, getanzt und sehr viel gelacht. Haben das Land und viele seiner schönen, aber auch nicht so schönen Orte kennenlernen dürfen. Es hat immer großen Spaß mit unseren senegalesischen Freunden gemacht. Am Dienstag hatten wir den ganzen Tag Zeit für uns. Viele, wie auch ich, sind zum Künstlerdorf gelaufen. Dort gibt es viele selbstgemachte Dinge zu kaufen, wie zum Beispiel geschnitztes Salatbesteck, geflochtene Körbe, bunte Tücher oder Ledertaschen. Da war mit Sicherheit für Jeden etwas dabei.

Gestern Abend hieß es Abschied nehmen, wir feierten noch einmal ein großes buntes Fest mit all unseren Freunden. Es wurde wie immer viel getanzt, gesungen und gelacht. Doch nun heißt es „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand“.

 

Von Bianca Köhler (Rattelsdorf)

Momente wie dieser

Nach dem Abendessen sitzen wir noch ein bisschen zusammen. Es gab Bratwürste mit Sauerkraut und Kartoffelbrei, außerdem das senegalesische Nationalgericht Yassa – Austausch, auch kulinarisch. Aus einer Ecke ist ein leises Summen zu hören. Es wird lauter, melodischer. Drei unserer senegalesischen Freunde haben angefangen, zu singen. Nach und nach stimmen alle am Tisch mit ein. 40 Menschen singen mehrstimmig, völlig spontan und über zehn Minuten lang „The lion sleeps tonight“.

Es sind Momente wie dieser, die den Jugendaustausch für mich so wertvoll machen und die mir wohl noch sehr lange in Erinnerung und im Herzen bleiben werden. Momente, in denen spontan stattfindet, was die Partnerschaft zwischen Bamberg und Thiès erreichen will: Begegnung, Freundschaft und Gemeinschaft. Momente, in denen deutlich wird, dass uns trotz aller Unterschiede sehr viel verbindet: unsere Werte, unsere Träume, unsere Ideen und unsere Vorstellungen von einer gerechteren Welt.

 

Von Ann-Kathrin Thönnes (Bamberg)

Bild: © Thönnes/BDKJ
10.03.2014

Auf den Muschelinseln

Der heutige Tag war sehr ereignisreich: Zuerst sind wir mit dem Bus zu den sogenannten Muschelinseln gefahren, die interessanterweise komplett aus künstlich aufgeschichteten Muscheln bestehen. Ursprünglich nämlich haben Fischer ihre Fischreste auf einen Haufen ins Meer geworfen. So entstanden sie. Sogar die meisten Häuser wurden aus Muscheln erbaut. Mit Pirogen, kleinen, bunt bemalten Fischerbooten, überquerten wir das Wasser.

Die erste Station der drei Inseln war die Speicherinsel, auf der die Hirse- und Erdnussernte gelagert wird. Danach setzten wir zur Friedhofsinsel über. Ein nennenswerter Fakt ist, dass Christen und Muslime hier zusammen begraben werden.

Zu guter Letzt erreichten wir über eine Brücke den bewohnten Teil der Insel, den Ort Fadiouth. Dort gibt es einen riesigen 600 Jahre alten heiligen Baobab (Affenbrot)-Baum, unter welchem sich die Bewohner zu wichtigen Anlässen versammeln.

Nach der Besichtigung fuhren wir für ein ausgelassenes Picknick mit dem Bus zum Strand.

Zurück in Thiès wurden wir abends zur Larissa eingeladen. Dort tanzten und sangen wir mit der ganzen Familie und unseren senegalesischen Freunden. Außerdem bekamen wir unsere Erdnuss-Bestellung: Schon in den ersten Tagen hatten wir bei Larissas Mama insgesamt 50 Kilo gebrannte und salzige Erdnüsse in Auftrag gegeben. Ein glorreicher und leckerer Abschluss des Abends!

 

Von Miriam Blum und Wolf Kaulen

09.03.2014

Wallfahrten und Rosenkränze

Am Samstagabend sind wir gegen 21 Uhr noch einmal aufgebrochen, um nach Mont Rolland (ca. 20 Minuten von Thiès entfernt) zu fahren, um dort an der einmal im Jahr stattfindenden Wallfahrt teilzunehmen. Wir waren alle vom Tag in Touba noch sehr geschafft und müde, doch das half nichts.

Wir kamen an der Kirche an. Von dort aus durften wir einen „Berg“ (eigentlich eher ein Hügel) hinauf laufen. Endlich oben angekommen, ein wenig aus der Puste wegen der vielen Stufen, setzten wir uns auf Steinbänke. Kurz nachdem wir wieder zu Atem gekommen waren, bekamen wir von Larissa (unserer ehemaligen Freiwilligen auf dem Feuerstein) Plastikbecher. Alle freuten sich darauf, dass es etwas zu trinken gab, aber leider hatten wir da falsch gedacht. Die Becher waren für die Kerzen als Windschutz gedacht.

Nach kurzem Warten trat eine mir bekannte Stimme ans Mikrofon. Es war Bischof André Guèye, den ich bereits vom vergangenen Jahr kannte, als er noch als Abbé das „Maison“ (das Priesterhaus, in dem wir zurzeit schlafen) leitete. Er hieß alle senegalesischen Jugendlichen und auch uns willkommen. Wir freuten uns sehr darüber, als er uns auf Deutsch begrüßte. Wir sangen zwei Marienlieder, hörten eine Lesung und dann ging es los. Mit Kerzen ausgestattet setzte sich die circa 100-köpfige Wallfahrtsgruppe in Bewegung. An verschiedenen Stationen blieben wir stehen, beteten je 20 Mal „Gegrüßet seist du Maria“ und zogen dann weiter. Nach drei Stunden Marienlieder, Lesungen und Laufen fuhr ein Teil unserer Gruppe gegen Mitternacht wieder zurück nach Thiès. Neun Personen blieben in Mont Rolland, um dort im Haus eines senegalesischen Freundes zu schlafen.

Wallfahren in der prallen Sonne

Am Sonntagmorgen gab es um 8 Uhr Frühstück und um 8.30 Uhr sollte der Bus nach Mont Rolland fahren. Das war nicht zu schaffen und da wir die senegalesische Gemütlichkeit bereits angenommen haben, fuhr der Bus erst gegen 8.50 Uhr los.

In Mont Rolland angekommen gab es erst einmal Probleme mit der Gendarmerie (Polizei), da unser Busfahrer dahin fahren wollte, wo sie das nicht wollten. Wir drehten also wieder um und holten erst einmal unsere „Auswärtsübernachter“ ab. Da sah einer müder aus als der andere – und ich habe mich gefreut, so gut in meinem Bett geschlafen zu haben.

Ab ging es auf den „Berg“ vom Vorabend und erst mal wieder Rosenkranz beten. Nach 40 Minuten kamen endlich ganz viele Priester, unter ihnen auch Abbé Pierre und unser Jugendpfarrer Detlef Pötzl. Ganz zum Schluss kam auch Bischof André. Der Gottesdienst war auf Französisch und Wolof, was der Großteil von uns leider nicht verstand. Doch der Gottesdienst läuft hier genauso ab wie in Deutschland auch – nur viel länger. Als wir nach 2,5 Stunden endlich zu den Dankesreden kamen, bedankte sich Abbé Pierre bei uns und bat uns, noch ein Lied zu singen. Wir sangen „Wo beginnt der Weg zu dir“ und bekamen dafür großen Applaus. Nach drei Stunden dachten wir, endlich fertig zu sein – das war schließlich ganz schön lange und dann auch noch in der prallen Sonne. Aber nein – wir wallfahrten jetzt wieder zur Kirche zurück, was noch einmal eine Stunde dauerte. Danach waren wir endgültig fix und fertig.

Wir ruhten uns 30 Minuten im Schatten aus, um wieder Kraft zu tanken. Dann ging es zum Mittagessen mit dem Bischof, was für uns alle eine Riesenehre war, da er uns auch wieder persönlich begrüßte. Nach dem leckeren Mittagessen – es gab Yassa – fuhren wir wieder zurück zum „Maison“.

 

Von Bianca Köhler

08.03.2014

Touba – das senegalesische Mekka

Nach drei Stunden Busfahrt betreten wir eine andere Welt. Eine Welt, in der Alkohol, Zigaretten und laute Musik verboten sind. Eine Welt, in der sich auch wir christliche Frauen verschleiern müssen. Eine Welt, in der es keine Polizei gibt und niemand Steuern zahlt. Wir sind in der Stadt Touba, die oft als Staat im Staat bezeichnet wird und die Hochburg der islamischen Bruderschaft der Mouriden ist.

Schon als wir vor der Großen Moschee mit dem Grab von Amadou Bamba, dem Begründer der Bruderschaft, aus dem Bus aussteigen, überprüft unser Führer, ob wir Frauen vorschriftsgemäß gekleidet sind – mit Kopfbedeckung und langem Rock. Hosen sind verboten. Darauf, dass die Vorschriften in Touba eingehalten werden, achten die Baay-fall – eine Art Sittenpolizei, erkennbar an den Rastazöpfen und bunten Flickengewändern.

Marmor, buntes Glas und vergoldete Säulen

Bevor wir das Gelände der Moschee betreten, müssen wir unsere Schuhe ausziehen. Männer und Frauen dürfen zusammen hineingehen, nur Fotos müssen getrennt voneinander gemacht werden. Zwar sind wir als Christen ausdrücklich in Touba willkommen, in den Gebetsraum der Moschee dürfen wir jedoch nicht gehen. Aber auch die zahlreichen anderen Räume, Hallen und Minarette der bombastischen Grabmoschee sind faszinierend. Marmor, buntes Glas und vergoldete Säulen, wohin man blickt. Bizarr, wenn man bedenkt, dass der Senegal zu einem der ärmsten Länder der Welt gehört. Finanziert wird der Bau der Moschee, die seit 1963 ständig erweitert und verschönert wird, durch die Spenden der Gläubigen.

Der Guide führt uns zum Grabmal von Amadou Bamba. Einmal im Jahr pilgern bis zu vier Millionen Gläubige zum Magal, dem „Großen Treffen“ nach Touba, um den Gründer der Mouriden-Bruderschaft zu ehren und drei Tage lang zu beten und zu singen. Der Magal sorgt regelmäßig für einen Zusammenbruch des gesamten Verkehrs im ganzen Land.

Islam light

Obwohl der Islam im Senegal eine sehr große Rolle spielt – über 90 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch – bekommen wir davon bisher nur wenig mit. Ausnahme ist der Muezzin, der uns täglich um fünf Uhr weckt. Auf den Straßen sieht man jedoch kaum verschleierte Frauen und auch sonst scheint der Islam im Senegal – zumindest außerhalb der Stadtgrenzen von Touba – im Vergleich zu arabischen Ländern eher in einer „Light-Version“ zu existieren. So sind bis heute auch Ahnenkulte, die Verehrung von Dämonen oder Regentänze in islamischen Gemeinschaften keine Seltenheit. Die Scharia, die strenge islamische Rechtsprechung, konnte sich im Senegal nie durchsetzen. Stolz verweisen die Senegalesen immer wieder auf das friedliche Zusammenleben zwischen Muslimen, Christen und anderen Religionen.

 

Von Ann-Kathrin Thönnes

07.03.2014

Aktion Fastentuch

Seit dem Jahr 2011 wird auf Burg Feuerstein an einem Fastentuch gearbeitet. Viele Jugendliche haben ihren Teil dazu beigetragen und Teile des Tuches gemalt. Wir dachten uns, dass es ein schönes Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit wäre, mit den senegalesischen Jugendlichen ein zweites Fastentuch zu gestalten. Also stellten wir ihnen die Frage, was für sie in ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft am wichtigsten sei, und versuchten im Laufe des Freitags, einige der Ideen künstlerisch umzusetzen.

Die Themen der ersten fünf vollendeten Bilder sind „Der Dialog zwischen den Religionen“, „Senegalesische Verbände“, „Eucharistie“, „Musik“ und „Die Kirche als Familie“. Während unserer gemeinsamen Arbeit an den Bildern hat sich unsere Verbundenheit zu den Senegalesen noch verstärkt, und wir haben das ein oder andere verborgene künstlerische Talent entdeckt. Die Ergebnisse können sich auf jeden Fall sehen lassen!

Trotz der zwei verschiedenen Welten, aus denen wir stammen und der individuellen Gestaltung der Bilder sind die Themen, welche die Senegalesen gewählt haben, doch im Wesentlichen die gleichen, die auch wir für das Fastentuch im Kopf hatten. Mit Hilfe der Hauswirtschaftsschule Claire Logis in Thiès soll das Fastentuch in den nächsten zwei Jahren fertiggestellt werden. Wir freuen uns schon sehr darauf, das Endergebnis betrachten zu können.

 

Von Wolf Kaulen

„Feuerfunken“ auf Burg Feuerstein und in Thiès

Am Abend, um 21 Uhr, feierten wir den „Feuerfunken“ im Monat März in der Kathedrale St. Anne, Thiès. Die „Feuerfunken“ – jeden ersten Freitag im Monat – sind eine besondere, innovative Form der Andacht. Entstanden ist dieses Konzept im Seelsorgebeirat des Jugendhauses Burg Feuerstein. Der Feuerfunken besteht aus Gebeten, Taizé- und NGL-Liedern, Meditation und jeweils einer gemeinsamen Aktion mit den Teilnehmern.

In diesem Monat beschäftigten wir uns mit dem Thema „Unterwegs in eine neue Welt“. Wir alle, egal woher wir kommen – aus dem Senegal, Deutschland und aus allen anderen Teilen dieser Welt – sind gemeinsam auf unserem Weg. Im Feuerfunken schrieben wir Jugendlichen unsere Gedanken zu einer „neuen Welt“ auf ein vorher gestaltetes Weltpuzzle – nur gemeinsam ergibt unsere Welt ein Ganzes, so der Grundgedanke.

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Video: © BDKJ Bamberg

Bamberger Jugendliche zu Besuch im senegalesischen Partnerbistum Thìes

Die Stimmung in unserem gut besuchten Feuerfunken war einzigartig. Mit Musik, senegalesischen und deutschen Liedern, und Gebeten auf Französisch und Deutsch sind wir in den neuen Monat März gestartet. Ein Abend, den ich sicher noch lange mit unserer Reise in den Senegal in Erinnerung behalten werde.

 

Von Miriam Groh

06.03.2014

Bildung und Fairer Handel

Eduquer une femme c´est eduquer une nation“. In großen Buchstaben steht über dem Eingangstor, wovon Claire Logis, die Gründerin der nach ihr benannten Schule, überzeugt war: „Eine Frau auszubilden bedeutet, eine Nation auszubilden“. Die Bildung von Mädchen und jungen Frauen stand heute Vormittag beim Besuch der Mädchenschule „Claire Logis“ im Mittelpunkt.

Wird bei uns in Deutschland über Gleichberechtigung von Männern und Frauen diskutiert, geht es in der Regel darum, wie viele Frauen es in Führungspositionen gibt oder wie viel Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer. Dass sie weder lesen noch schreiben können, ist für uns unvorstellbar. Anders ist das im Senegal: Über 70 Prozent der Frauen (und damit 10 Prozent mehr als Männer) sind Analphabetinnen. 70 Prozent!!! Und das, obwohl Frauen im Senegal in vielen Fällen die Hauptlast in der Familie tragen, gleichzeitig Geld verdienen müssen, die Kinder erziehen und den Haushalt führen.

An diesem Punkt setzt das Konzept der Mädchenschulen „Claire Logis“ an, von denen es im Senegal zwei Stück gibt. In Thiès besuchen derzeit 56 Mädchen und junge Frauen die Schule. Die Jüngste ist 13 Jahre alt. Auf die Frage, wie alt die ältesten Schülerinnen seien, bekamen wir die Antwort, dass diese bereits eine eigene Familie hätten. Ich fand diese Aussage spannend, zeigt sie doch, dass Alter hier offensichtlich nach ganz anderen Maßstäben als in Deutschland bemessen wird: Wichtiger als die tatsächliche Anzahl der Lebensjahre, scheint die Lebenserfahrung zu sein.

Für das Leben gewappnet

Aber zurück zur Schule: Viele der Schülerinnen haben vor dem Besuch von „Claire Logis“ nie eine Schule von innen gesehen, andere haben die Schule abgebrochen. Die Ausbildung in „Claire Logis“ will die Mädchen und Frauen für das Leben wappnen. Dementsprechend umfassend werden diese unterrichtet. Neben Lesen und Schreiben lernen die Schülerinnen Kochen, Backen und Nähen. Davon, dass sie vieles davon bereits sehr gut können, konnten wir uns gleich selbst überzeugen. So zeigten uns die Mädchen und Frauen nicht nur ihre selbst genähten Kleider und Taschen, sondern verwöhnten uns auch mit vielen leckeren Köstlichkeiten wie frittierten Teigtaschen mit Fleischfüllung, gebrannten Erdnüssen und verschiedenen Plätzchen. Die Mädchen und Frauen bekommen zudem Sozialkunde-, Informatik- und Sportunterricht. Ein wichtiges Fach ist außerdem Buchhaltung.

Es geht um’s Geschäft

Finanziert wird die Schule neben Unterstützung aus Frankreich (woher das Geld genau kommt, habe ich nicht so hundertprozentig verstanden) und einem kleinen monatlich zu zahlenden Schulgeld durch den Verkauf ihrer Produkte, auf den die Mädchen und Frauen somit angewiesen sind. Aus diesem Grund haben wir den Besuch der Schule nicht nur zum gegenseitigen Austausch genutzt, sondern auch, um erste geschäftliche Beziehungen aufzubauen. Mit Erfolg! Zum einen werden die Mädchen und Frauen das Fastentuch zusammennähen, mit dessen Gestaltung wir morgen gemeinsam mit senegalesischen Jugendlichen anfangen und für dessen Fertigstellung professionelle Nähkünste benötigt werden.

Zum anderen soll die Schule aber auch langfristig eine zusätzliche Einnahmequelle haben. Das Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ist Fairer Handel. So konnten wir heute bereits einige der von den Schülerinnen genähten Taschen kaufen, die wir mit nach Deutschland nehmen werden. Diese sollen auf Burg Feuerstein verkauft werden. Mit Erdnüssen, Schmuck und Marmelade gibt es dort bereits seit einiger Zeit zusätzlich zu den „normalen“ und zertifizierten Fair-Trade-Produkten eine kleine Auswahl an senegalesischen Produkten. Diese werden nun also um die Taschen aus „Claire Logis“ erweitert. Damit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen haben die Mädchen und Frauen so die Möglichkeit, ihre Produkte zu verkaufen. Die Schule bekommt das Geld dafür direkt und ohne irgendwelche Abzüge. Zum anderen wird der Erlös aus dem Verkauf auf Burg Feuerstein für das geplante „Maison de Jeunes“ gesammelt.

Drei Säulen der Partnerschaft

Zum Hintergrund: Die Partnerschaft zu der Jugend in Thiès besteht aus drei Säulen: dem Jugendaustausch, dem Freiwilligenaustausch und dem „Maison de Jeunes“. Das Konzept für Letzteres wurde in verschiedenen Zukunftsworkshops und Gesprächen mit Verantwortlichen der Jugendarbeit in Thiès entwickelt. Ähnlich wie auf Burg Feuerstein soll hier ein Haus für die Jugendlichen der Diözese entstehen – unter anderem mit Seminarräumen und Übernachtungsmöglichkeiten. Auf Burg Feuerstein wird für dieses Projekt bereits seit drei Jahren gesammelt. Auch Vereine und Verbände setzen sich für das „Maison de Jeunes“ ein. Der Fair-Trade-Verkauf mit senegalesischen Produkten, der Schritt für Schritt erweitert werden soll, ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Verwirklichung des Projektes.

Benediktinerkloster Keur Moussa

Das Thema Fairer Handel begleitete uns heute auch am Nachmittag. Wir besuchten das Benediktinerkloster Keur Moussa, etwa eine dreiviertel Stunde von Thiès entfernt. Das Kloster ist eines der Größten im ganzen Senegal. Die Mönche bewirtschaften riesige Flächen mit Obstbäumen. Ein Traum für jemanden, der Obst so liebt wie ich: Mangos, Bananen, Orangen, Zitronen, Grapefruits und Mandarinen, soweit das Auge reicht. Außerdem haben die Mönche eine eigene Schreinerei, einige Tiere und eine Werkstatt, in der sie Koras herstellen (dank Wikipedia kann ich jetzt auch super gut erklären, was das ist: die Kora ist nämlich – Tatata: eine mit beiden Händen gezupfte westafrikanische Stegharfe, die auch als Harfenlaute klassifiziert wird! Wer sich noch immer nichts darunter vorstellen kann: einfach das Bild anschauen).

Einen Teil der Früchte verarbeiten die Mönche zu Marmelade, Schnaps, Wein, Saft und Sirup, den sie in einem eigenen Laden verkaufen (und wo wir uns auch gleich eingedeckt haben – ich bin mir sicher, dass auch einige der Blogleser davon probieren werden können, wenn wir wieder in Deutschland sind). Der Großteil wird jedoch unverarbeitet an Markthändler verkauft. Auch Keur Moussa soll ein Projektpartner für den Fairen Handel werden. Ob Burg Feuerstein künftig verarbeitete Produkte wie Marmelade aus Keur Moussa (wofür das Kloster offiziell nach Fair-Trade-Kriterien zertifiziert werden müsste) verkauft, oder ob die Früchte importiert und in Deutschland verarbeitet werden, ist jedoch noch nicht sicher.

„Viele Menschen und Institutionen wollen eine Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern. Oft erschweren Vorschriften, Interessenskonflikte oder andere Schwierigkeiten jedoch das Vorankommen.“

Neben vielen spannenden Einblicken in einige weitere Bereiche des Lebens im Senegal hat mir der Tag heute vor allem auch eines gezeigt: Viele Menschen und Institutionen wollen eine Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern. Oft erschweren Vorschriften, Interessenskonflikte oder andere Schwierigkeiten jedoch das Vorankommen. Die ersten Schritte auf dem Weg zu einer noch engeren Partnerschaft im Bereich der Jugendarbeit zwischen den Diözesen Bamberg und Thiès sind gemacht – aber auch in Zukunft gibt es noch viel zu tun!

 

Von Ann-Kathrin Thönnes

05.03.2014

Besinnlich in die Fastenzeit

Nachdem der gestrige Abend die Faschingszeit und damit die Zeit der Feste nach senegalesischer Manier in Form einer Soiree gebührend ausklingen ließ, beginnt mit dem heutigen Tag, dem Aschermittwoch, die 40-tägige Fastenzeit.

Den Gottesdienst feierten wir alle zusammen in der wunderschönen Wallfahrtskirche von Popenguine, die aufgrund einer Marienerscheinung Pilgerort für unzählige Katholiken darstellt. Auch während wir das Evangelium zu hören bekamen, zunächst auf Deutsch, danach auf Französisch, prasselten immer wieder vereinzelte Pilger in die helle Kirche, die vor allem durch moderne Malereien und bunte Glasfenster besticht.

In der Predigt regte uns Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl an, über unser Leben als ein Geschenk Gottes nachzudenken, über unsere Ziele und Wege und unser Wirken für Andere. Für dieses Bewusstwerden war gleich danach am Strand von Popenguine, ein Traumstrand wie er dem Leser im Hochglanzdruck auf Reiseprospekten entgegenspringt, genügend Zeit. Wenn auch die Gedankengänge in Folge der Hitze, des hohen Wellengangs und diverser anderer Ablenkungsfaktoren womöglich nicht ganz so tiefsinnig ausfielen wie erhofft.

„Unterwegs in eine neue Welt“

Der Strand war ganz anders als der von Mboro nicht von einheimischen Fischern bevölkert, sondern einerseits von Europäern, die in den Domizilen unweit der Küste residieren, andererseits von afrikanischen Händlern, die Tücher, Schmuck und Ähnliches feilbieten. Wir bildeten hier als Tücher kaufende Touristen leider keine großartige Ausnahme.

Abgesehen von dem Gottesdienst kamen die senegalesischen Jugendlichen dem christlichen Feiertag auch durch überzeugtes Fasten nach; die meisten Deutschen dagegen kamen nicht umhin, heimlich oder offensichtlich den ein oder anderen Keks oder gar eine Scheibe Brot zu vertilgen.

Den Abend verbrachten wir damit, den „Feuerfunken“, den am Freitagabend stattfindenden Gottesdienst in der Kathedrale St. Anne, vorzubereiten. Gemeinsam gestalteten wir eine Weltkugel, um das Thema des Feuerfunken, „Unterwegs in eine neue Welt“, zum Ausdruck zu bringen.

 

Von Fiona Rupprecht

04.03.2014

Faschingsumzug in Thiès

Der Tag begann, wie mittlerweile üblich, um 8 Uhr mit dem Frühstück. Dort teilten wir uns in drei Gruppen, welche verschiedene Kindergärten besuchen sollten. Die Senegalesen lieben Mardi Gras – Karneval. Heute, am Faschingsdienstag, verkleiden sich deshalb alle Kindergartenkinder. Auch wir wollten uns diesen Spaß nicht entgehen lassen und schlüpften vor der Abfahrt noch schnell in unsere Kostüme.

Nach einer kurzen Taxifahrt durch Thiès, bei der für kurze Zeit ein Teil unserer Gruppe abhanden kam, erreichten wir den Kindergarten. Dort erfuhren wir, dass die Kinder gerade an einem Faschingsumzug durch Thiès teilnahmen, welchen wir an der nächsten Kreuzung abpassten und uns anschlossen. Wir wurden mit viel Gejubel, Trommeln und Tanz begrüßt. Jedes Kind war sehr aufwendig verkleidet. Arabische Prinzessinnen, Propheten, Polizisten, alles war vertreten.
 
 

Bunte Kostüme und Geschenke

Der Umzug dauerte noch mindestens zweieinhalb Stunden. Währenddessen machten wir an vielen Stationen halt. Bei jeder Gelegenheit wurde getrommelt und getanzt, auch wir wurden aufgefordert zu tanzen. Den letzten Stopp vor der Rückkehr legten wir an einer Grundschule ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir unser Mittagessen im Maison du Pretre (das Priesterhaus, in dem wir schlafen) ohnehin schon verpasst, deswegen ließen wir uns Zeit und beschlossen, den Umzug bis zum Ende zu begleiten.

Zurück im Kindergarten überreichten wir den Kindergärtnerinnen einige Geschenke, welche wir für die Kinder mitgebracht hatten: Stifte und Blöcke, Straßenmalkreiden, sowie Plüschtiere und Süßigkeiten. Danach machten wir uns auf den Weg zurück zum Maison.

Senegalesisch-deutsches Kochduell

Nach einer guten halben Stunde Pause trafen wir uns mit den senegalesischen Jugendlichen zum geplanten Kochduell. Wir sollten das traditionelle senegalesische Yassa kochen und unsere Freunde bereiteten Sauerkraut mit Bratwürsten und Kartoffelbrei zu. Wir hatten alles, was sie dafür benötigen, aus Deutschland mitgebracht. Alles verlief sehr chaotisch, aber auch sehr lustig. Feuer wurde geschürt und es wurden Reis und Hühnchen für das Yassa zubereitet, während die Senegalesen unsere Bratwürste in so viel Fett gebraten haben, dass der Term ‚frittieren‘ eher zutreffend gewesen wäre ;) Doch das Ergebnis ließ sich sehen und wir genossen das gemeinsame Essen sehr.

Nach dem Mahl hatten uns unsere Freunde zu einer Feier in der Nähe der Kathedrale eingeladen. Wir sollten uns wieder verkleiden, denn es würde einen Kostümwettbewerb geben. Die senegalesischen Jungs und auch drei von den unseren verkleideten sich zu unser aller Erheiterung als Frauen. Tatsächlich stellte unsere Gruppe bei dem Wettbewerb die ersten beiden Siegerplätze.

Auf der Feier selbst wurde laute Musik gespielt und es wurde ausgelassen getanzt. Die Party dauerte allerdings nicht sehr lange, da sie aufgrund des Beginns der Fastenzeit am Aschermittwoch gegen Mitternacht beendet wurde. Trotz der kurzen Zeit dort hatten wir alle einen riesen Spaß beim Feiern und Tanzen mit den Senegalesen.

Obwohl der Tag ein sehr straffes Programm hatte, haben wir ihn alle sehr genossen. Wir hatten, wie bis jetzt an jedem Tag, viel Spaß und es war sehr spannend. Auch weiterhin wird es uns daran sicherlich nicht mangeln.

 

Von Wolf Kaulen

03.03.2014

Auf Entdeckungstour in Mboro

Mboro, ein Fischerdorf an der Atlantikküste – ungefähr 40 Kilometer von Thiès entfernt – war heute unser Tagesziel. Ausgerüstet mit Wasserflaschen, Badesachen, Sonnencreme und was noch alles so in unsere Rücksäcke gepasst hat, ging es nach dem Frühstück los. Die erste Überraschung: die senegalesischen Jugendlichen, die uns begleitet haben, waren pünktlicher am Bus. Auf der 45-minütigen Busfahrt hatten wir eine Menge Spaß. Wir sangen viele senegalesische, aber auch deutsche Lieder. Das hat allen Jugendlichen (und auch den weniger Jugendlichen) gut gefallen.

Begleitet wurden wir von Jugendpfarrer Abbé Moise, der in Mboro aufgewachsen ist. Stolz hat er uns die Pfarrei Notre Dame und deren Einrichtungen gezeigt: zuerst die Kirche und gleich danach den Kindergarten und die Grundschule. Wir besuchten die Schüler beim Unterricht, die sich sehr über unser schlechtes Französisch amüsierten. Im Senegal gibt es übrigens keine Schulpflicht. Oft können pro Familie nur ein oder zwei Kinder in die Schule gehen, da private (oft katholische) Schulen Geld kosten. Die staatlichen Schulen sind zwar kostenfrei, dafür fällt der Unterricht aber sehr oft aus und die Lehrer sind teilweise nicht wirklich gut ausgebildet. Die katholischen Schulen sind deshalb – auch bei muslimischen Familien – sehr begehrt.

In der Krankenstation

Sie sangen uns noch ein Abschiedslied und wir gingen weiter in eine Krankenstation, die von den Ordensschwestern der Pfarrei betrieben wird. Nur drei Krankenschwestern versorgen dort am Tag bis zu 200 Patienten! Sie zeigten uns die Anmeldestation, bei der man seine Daten abgeben muss, das Behandlungszimmer und das Labor. Das war alles sehr interessant. Als wir schon wieder auf dem Weg nach draußen waren, saß auf einer Wartebank eine Mutter mit ihrem circa drei Monate altem Baby, welches meine Aufmerksamkeit sofort auf sich zog. Es war sooo süß und sofort fragte mich (Bianca) die Mutter, ob ich es mal halten will – natürlich sagte ich da nicht „Nein“. Der Junge war auf meinem Arm und lachte mich an. Hach war das toll!

Weiter ging es auf Felder in und um Mboro. Die Gegend gehört dank eines relativ hohen Grundwasserspiegels zu den fruchtbarsten Regionen des Senegals. Jeder, der es sich leisten kann, hat ein Stückchen Land, um Gemüse für sich selbst und zum Verkaufen anzubauen. Die Pfarrei Notre Dame hat ein eigenes Feld, das arbeitslose Jugendliche bewirtschaften, um so ein bisschen Geld verdienen zu können. Auf größeren Feldern, die wir auch besuchen konnten, werden vor allem Zwiebeln, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Tomaten, Paprika, alle möglichen Obstbäume (zum Beispiel leckere Mangos, die angeblich viel, viel größer als bei uns werden … leider ist momentan keine Mangozeit), Cashewbäume (ja, die Cashewnüsse kommen tatsächlich von einem Baum und nicht aus der Tüte!) und Palmen angebaut.

Erdnüsse und Palmwein

Das größte Problem ist die Wasserversorgung, die dank Brunnen und eines ausgeklügelten Systems aus Rohren zur Tröpfchenbewässerung zumindest in Mboro allerdings ganz gut funktioniert. Die Landwirtschaft spielt im Senegal übrigens eine sehr große Rolle: Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind darin tätig. Der Ertrag deckt jedoch selbst in guten Erntejahren nicht einmal die Hälfte des Bedarfs an Grundnahrungsmitteln im Land.

Der Senegal ist vor allem für den Anbau von Erdnüssen bekannt, die an jeder Ecke auf der Straße frisch geröstet werden und nicht nur unglaublich lecker riechen, sondern auch viel besser als bei uns schmecken, und zum größten Teil exportiert werden. Ein weiteres Produkt, das unserer Meinung nach in Zukunft unbedingt nach Bamberg und Umgebung exportiert werden sollte, ist Palmwein, den wir heute natürlich auch probieren durften – direkt vom Baum „gezapft“. Um den Palmwein zu gewinnen, klettern die Arbeiter am Stamm der Palme bis nach ganz oben – allein das ist absolut sehenswert. Einige aus unserer Gruppe haben versucht, das nachzumachen, sind allerdings nur gut einen Meter gekommen. Unterhalb der Palmblätter angekommen werden Löcher in den Stamm gehauen, aus denen dann der Wein fließt. Der Geschmack erinnert ein kleines bisschen an Federweißer – nur weniger süß.

Abkühlung am Strand

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch des Marktes in Mboro, auf dem das Gemüse, das Obst, Fleisch, Fisch und alle möglichen anderen Sachen verkauft werden. Danach ging es zurück in die Pfarrei, dort gab es wieder leckeres Yassa, das die Frauen der Gemeinde unter freiem Himmel im Garten für uns kochten. Das war diesmal allerdings so viel dass wir alle fast platzten. ;) Kugelrund und vollgefuttert halfen wir beim Aufräumen und stiegen wieder in den Bus. Juhuu – nun ging es zum Strand.

Auf dem Weg dorthin gab es an jeder Ecke leckeren gekochten und gebratenen Fisch zu kaufen. Am Strand angekommen warfen wir unsere Rücksäcke in den Sand, zogen uns blitzschnell unsere Badeklamotten an und sprangen ins Meer. Aber dabei wäre uns fast das Herz stehen geblieben, denn der Atlantik hat im Augenblick gerade einmal 20 Grad! Im ersten Moment war das sehr kalt, aber wie sagt man so schön: „Nur die Harten kommen in den Garten“. Von den Wellen ließen wir uns treiben, spielten Fußball und tanzten mit unseren senegalesischen Begleitern und machten einen langen Spaziergang mit einem super Fotoshooting, bevor es dann mit dem Bus wieder „heim“ nach Thiès ging.

 

Von Bianca Köhler und Ann-Kathrin Thönnes

02.03.2014

Zwischen Tanz, Gesang und leckerem Essen

Teranga“ – Wer sich einmal mit dem Senegal beschäftigt, kommt an diesem Wort wohl kaum vorbei. Auch ich habe schon oft davon gehört – im Reiseführer und von Leuten, die schon mal dort waren. Die meisten übersetzen „Teranga“ – das übrigens aus der im Senegal nach Französisch meist gesprochenen Sprache Wolof kommt – mit „Gastfreundschaft“. Oft wird aber auch geschrieben, dass man „Teranga“ wohl am besten mit einem ganzen Satz umschreiben könne: „Es ist egal, wo du geboren bist, Teranga gibt dir immer ein Zuhause“.

Einen kleinen Eindruck davon, was das bedeutet, durften wir heute an unserem zweiten Tag in Thiès erleben. Nach einem gemeinsamen großen Gottesdienst in der Kathedrale haben wir den ganzen Tag zu dritt oder viert in Gastfamilien verbracht. Obwohl wir alle ganz unterschiedliche Erlebnisse hatten, kann ich wohl für alle sprechen, wenn ich sage, dass wir alle von der großen Gastfreundschaft und der Selbstverständlichkeit, mit der wir für einen Tag am Familienleben teilhaben durften, beeindruckt sind. Merci beaucoup!

Von Ann-Kathrin Thönnes

 

Unterwegs auf dem Pferdewagen

Schon die Hinfahrt zu unserer Gastfamilie war ein Erlebnis. Auf einem Pferdewagen fuhren wir dorthin. Dort angekommen wurden wir herzlich in der Gastfamilie empfangen und gleich zu Beginn zu selbstgemachten gebrannten Erdnüssen und Getränken eingeladen.

Das Haus unserer Gastschwester Larissa war rappelvoll. Fast alle ihre Geschwister sowie Cousins und Freunde waren da. So konnte man hautnah miterleben, wie sich das Leben in einer senegalesischen Familie gestaltet. Ruhig war es jedenfalls nie. So lernten wir immer wieder neue Familienmitglieder kennen und führten viele Gespräche, wenn auch manchmal mit Händen und Füßen.

Zum Mittagessen gab es auch bei uns ein traditionelles senegalesisches Festessen – Yassa. Das Highlight unseres Nachmittages bestand eindeutig aus einer ganz besonderen Situation: Die ganze Familie hat gesungen und getanzt! Vom kleinsten Mitglied der Familie bis zum ältesten. Auch wir wurden dazu eingeladen, mitzumachen. Anfangs waren wir zwar sehr schüchtern, aber nachdem die Begeisterung zum Tanzen auf uns überschwappte, waren wir voll mit dabei. So endete der Nachmittag in unserer senegalesischen Gastfamilie mit senegalesischen und deutschen Liedern und Tänzen, von denen wir sicher einige mit nach Deutschland bringen werden.

 

Von Miri Blum und Miri Groh

 

Ca va? Nanga def? Salamalekum? – Wie geht es dir?

So wurde ich heute ganz oft in meiner Gastfamilie begrüßt. Wir waren bei Elisabeth, einer 25-jährigen Senegalesin. Zusammen mit ihr sind wir mit dem Taxi zu ihrem Haus und ihrer Familie gefahren. Als wir zum Tor herein kamen, war da mitten im Hof ein riesen Mangobaum, welcher bereits Früchte trug. Daneben stand ihre Tante, die uns freudestrahlend begrüßte. Anna („unsere“ Freiwillige, die ein Jahr im Senegal gelebt hat) hat sich mit ihr auf Wolof unterhalten und es uns übersetzt (Zum Glück hatten wir sie dabei). Nachdem wir die Tante kennengelernt hatten, kamen Elisabeths zwei jüngere Cousinen dran. Die drei waren bereits schon fleißig am Schneiden und Kochen in der Küche. Wir wurden dann in das Wohnzimmer gebeten, wo der Onkel auf uns wartete. Er ist Abbé (Priester) und kann sehr gut deutsch sprechen. Er erzählte uns, dass er erst 2013 für sechs Monate in Wilhelmstal bei Kronach war und dass er deshalb auch Detlef, Larissa und die Burg Feuerstein kennt. Wir unterhielten uns viel mit ihm, während die Frauen in der Küche kochten –wobei wir ihnen leider nicht helfen durften.

Nach langem Warten und vielen Gesprächsthemen später kam auch endlich das Essen und es gab YASSA (das senegalesische Nationalgericht mit Zwiebelsoße und Hähnchen) mit marokkanischem Couscous. Das war so unglaublich lecker!!! Wir saßen auf dem Boden und aßen alle aus einer großen Platte, richtig senegalesisch! Als wir aufgegessen hatten bot uns Elisabeth leckeren Guavensaft an. Den gibt es bei uns in Deutschland selten zu kaufen. Zum Nachtisch gab es Cantaloup Melone – da hätte ich mich rein legen können, so gut hat sie geschmeckt!

Nachdem wir alle satt waren, wurde das Essen abgeräumt und alles sauber gemacht. Nun waren die Cousinen an der Reihe. Sie hatten am Vortag auf der „Kermes“ ein Haarset gewonnen, in dem ganz viele Perlen und Spangen waren. Puh, jetzt mussten die Deutschen als Versuchskaninchen herhalten. Wir setzten uns auf eine Matratze, es wurde uns eine Haarsträhne geflochten und schicke Perlen hinein gesteckt.

Dann waren wir noch hübscher als vorher ;) und bedankten uns bei der Familie mit kleinen Geschenken, worüber sie sich sehr freuten!

 

Von Bianca Köhler

Im Friseursalon

Ein paar Hühner, ein blökendes Schaf, eine kleine Unterwasserschildkröte, knallbunte Kleidungsstücke auf schiefen Wäscheleinen, einige lachende junge Frauen und zwischendrin Baby Mohammed: Das farbenfrohe Bild des Innenhofes der senegalesischen Familie, die ich heute besuchen durfte.

Während der Vater gebannt ein Fußballspiel auf dem Fernseher verfolgte und die Mutter in der Küche beschäftigt war, führte uns Efi durch das Haus, das voll war von verschiedensten Familienmitgliedern und Freunden. Freunden, die kamen und gingen, wie sie wollten, sich am Essen bedienten oder sich ins Ehebett der Eltern legten. Die Gastfreundschaft war nicht zu übersehen und kam auch durch das köstliche Yassa, verschiedenste Getränke, stolzes Vorzeigen von Bildern und eine zwar nicht reibungslose und meist Raum für Interpretation lassende, dafür aber umso herzlichere Kommunikation zum Ausdruck.

Den krönenden Abschluss bildete allerdings der Besuch im Friseursalon von Efis Schwester einige staubig-trockene Straßen weiter, wo ich ganz spontan eine original senegalesische Frisur verpasst bekam! Die Kopfhaut spannt noch ein bisschen und von den drei Stunden Flechtarbeit werde ich morgen mit Sicherheit einen steifen Hals haben, aber gelohnt hat sich die Aktion auf alle Fälle!

 

Von Fiona Rupprecht

01.03.2014

Thiès, 26 Grad, Staub

Nach vielen Vorbereitungen und Wochen der Vorfreude ist es jetzt endlich soweit und wir können unseren ersten Blog aus dem Senegal schreiben! Thiès, 26°C, Staub – so hat es uns die Wetter-App gestern Morgen am Flughafen in Frankfurt vorausgesagt – und sie sollte Recht behalten. Nach vielen Stunden im Flugzeug und fast genauso vielen Stunden am Flughafen in Paris, sind wir gestern Abend in Dakar gelandet.

Laut Reiseführer gehört der Flughafen in Dakar zu einem der schlimmsten Flughäfen der Welt. Umso überraschter waren wir, dass die erste Kontrolle mit Abnehmen der Fingerabdrücke relativ schnell ging. Aber da hatten wir uns leider zu früh gefreut. Erst drei Stunden, zwei Heiratsanträge, lautstarken (allerdings halb amüsierten) Beschwerden der senegalesischen Beamten über die komplizierten deutschen Namen und gefühltes zwanzig Mal Schlange-Wechseln später waren alle aus unserer Gruppe stolze Besitzer eines Visums.

Danach kam schon gleich das nächste Highlight – diesmal aber wirklich im positiven Sinn: In Empfang genommen wurden wir sehr lieb von Larissa, die bis Januar ein Jahr als Freiwillige im Jugendhaus Burg Feuerstein gearbeitet hat, von Anna, die umgekehrt ein Jahr lang einen Freiwilligendienst in Thiès gemacht hat, von Abbé Mois, dem Diözesanjugendpfarrer, und einigen Jugendlichen aus der Gemeinde.

Ein staubiger Anfang

Kaum saßen wir im Bus dauerte es bei den meisten von uns nicht einmal fünf Minuten (ich glaube bei mir war es nicht mal eine Minute), bis uns die Augen zugefallen sind. In Thiès sind wir um zwei Uhr heute Morgen angekommen – und die Wetter-App hatte tatsächlich Recht behalten: Zwar war es (angesichts der Uhrzeit nicht weiter verwunderlich) nicht ganz so warm, dafür aber richtig staubig oder besser gesagt sandig. Seit wir hier sind weht die ganze Zeit ein sehr angenehmes Lüftchen, das allerdings die weniger angenehme Nebenwirkung hat, dass es Wüstensand mit sich bringt und dieser dann leider unmittelbar zwischen den Zähnen landet, wenn man den Mund zu lange offen hält. Nach unserer Ankunft hier in Thiès haben wir noch unsere Zimmer im Priesterhaus bezogen, wo wir in den kommenden zwei Wochen untergebracht sind, schnell unsere Moskitonetze aufgehängt und danach endlich tief und fest geschlafen.

Der Tag heute war voll von ersten sehr faszinierenden und schönen Eindrücken. Los ging es mit einem gemeinsamen Frühstück (unter anderem mit lecker Nutella und Milchpulver zum Anrühren, das es hier als Milchersatz gibt). Danach ging es auf in die Kathedrale, die gleich gegenüber des Priesterhauses liegt, und anschließend ins Diözesanzentrum, in dem Abbé Pierre arbeitet, der bis vor kurzem Jugendpfarrer und somit bisher verantwortlich für den Jugendaustausch war.

Was das Herz begehrt …

Im Garten des Diözesanzentrums konnten wir gleich eine der wohl schönsten Seiten afrikanischer Länder genießen und frische Grapefruits direkt vom Baum pflücken und essen. Weiter ging es dann mit einem Rundgang über den Markt. Thiès ist übrigens mit 240.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Senegal und ein ziemlich wichtiger Industrie- und Handelsstandort. Auf dem Markt sind wir jedenfalls nicht mehr aus dem Schauen rausgekommen … überall liegen Obst, Gemüse, (zumindest mir fremde) Wurzeln und Kräuter auf Planen ausgebreitet auf dem Boden, es gibt Stände mit frisch gerösteten Erdnüssen, Highheels in allen möglichen (und unmöglichen) Formen und Farben, bunte Stoffe, alte Radios und wahrscheinlich auch sonst so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Neben den vielen Farben sind übrigens auch die Gerüche sehr intensiv und vor allem ganz anders als bei uns.

„Ihr habt die Uhr und wir haben die Zeit“

Heute Nachmittag haben wir nach dem Drei-Stunden-fürs-Visum-Anstehen gestern Nacht die zweite Erfahrung mit dem senegalesischen Umgang mit Zeit gemacht. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um 15 Uhr mit einigen Jugendlichen treffen, die uns in den nächsten zwei Wochen begleiten werden, um uns ein bisschen kennenzulernen. Erst eine Stunde später waren sie dann tatsächlich da. Was für uns erst einmal ungewohnt und zum Teil auch ziemlich nervig ist (wer wartet schon gerne eine Stunde…), sagt meiner Meinung nach viel über die jeweilige Mentalität aus. So heißt ein Sprichwort aus Afrika: „Ihr habt die Uhr und wir haben die Zeit“ (oder so ähnlich…). Wahrscheinlich trifft es das ganz gut. Auch als ich einmal mit einem Senegalesen gesprochen habe, der in Deutschland zu Besuch war, hat er mir lange erklärt, dass er es gar nicht verstehen kann, dass wir immer alles so schnell machen wollen. Schließlich bräuchten manche Dinge einfach (oft auch unvorhergesehen) ihre Zeit und diese müsse man sich dann einfach nehmen. Ich glaube, er hat Recht damit und wir sollten tatsächlich versuchen, ab und zu mal etwas gelassener zu sein und uns mehr Zeit für wichtige Dinge zu nehmen.

Nach dem Nachmittag mit den Jugendlichen waren wir abends noch auf der Kermes , die – soweit ich das verstanden habe – von verschiedenen Kirchengruppen und Pfarreien organisiert wurde und wo wir dann in einem großen Zelt zusammen mit dem Bischof und anderen Gästen zu Abend gegessen haben. Voll von diesen vielen Eindrücken und ersten sehr schönen Begegnungen geht es jetzt schnell unters Moskitonetz.

Bonne nuit et mangui dem (in guter alter Sendung-mit-der-Maus-Manier: Das war Französisch und Wolof gemischt und heißt „Gute Nacht und auf Wiedersehen“),

 

Eure Ann-Kathrin Thönnes

© BDKJ Bamberg

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