Bild: © KNA

Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit fordert Wertewandel

Klimawandel ‐ Mit Blick auf das Ende der UN-Klimakonferenz in Kattowitz an diesem Freitag hat das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit zu einem Wertewandel im Umgang mit der Natur aufgerufen. Auch die Maßnahmen innerhalb der Kirche seien bislang nicht ausreichend.

Erstellt: 13.12.2018
Aktualisiert: 05.10.2022
Lesedauer: 

Mit Blick auf das Ende der UN-Klimakonferenz in Kattowitz an diesem Freitag hat das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit zu einem Wertewandel im Umgang mit der Natur aufgerufen. Auch die Maßnahmen innerhalb der Kirche seien bislang nicht ausreichend.

„Durch unsere Art, mit der Umwelt umzugehen, verhindern wir Klimagerechtigkeit“, mahnte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in einer Pressemitteilung. „Wer Umweltschäden hervorruft wie die reichen Nationen, muss auch dafür finanziell bestraft werden, das gehört zur Gerechtigkeit.“

Klimawandel keine Fiktion mehr, sondern bittere Realität

Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz überzeuge sich Erzbischof Schick auf seinen Reisen nach Afrika, Asien, Lateinamerika selbst von den Auswirkungen des Klimawandels. Für ihn sei dieser keine ferne Fiktion, sondern längst bittere Realität und Fluchtursache. Der Weltkirche-Bischof verwies auf biblische Katastrophen wie Dürre oder Überflutungen, Missernten, das Steigen des Meeresspiegels, Tropenstürme. „Die Klimasünder leben in den gemäßigten Zonen“, so Schick.

Zu dem im April gegründeten Netzwerk gehören neben den Weltkirche-Abteilungen der Bistümer auch Hilfswerke der katholischen und evangelischen Kirchen sowie Ordensgemeinschaften. Nicht erst seit der Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus nimmt sich die katholische Kirche des Klimaschutzes an. In den meisten deutschen Bistümern gibt es Umweltbeauftragte, Klimaoffensiven, energetische Sanierungen von pfarrlichen Gebäuden. Aus Sicht von Erzbischof Ludwig Schick reicht das aber nicht. Gemeinsam knüpfen die evangelisch-lutherische und die katholische Kirche deswegen seit April an einem „Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit“ und unterstützen anlässlich der UN-Klimakonferenz in Kattowitz Wallfahrer auf einen „Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ quer durch deutsche Braunkohlegebiete nach Polen. Sie haben eindeutige Forderungen für mehr Klimagerechtigkeit im Gepäck. „Der Kohleausstieg muss in Deutschland mutig angegangen werden und die älteste und klimaschädlichste Hälfte der Kraftwerke zügig vom Netz genommen werden“ so Kathrin Schroeder, Mitglied im Trägerkreis des ÖNK, die als Klimareferentin von Misereor den Verhandlungen in Kattowitz beiwohnt.  „Das ist neben einem grundsätzlichen Wertewandel in Deutschland eine unserer zentralen Hausaufgaben“.

Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte, wie wichtig ihm beim Klimaschutz die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche sei. Denn bei der Klimafrage spiele die Konfession „überhaupt keine Rolle“. Die Kraft, sich für die Welt zu engagieren und die Liebe Gottes zur Welt mit eigenem Handeln zu bezeugen, „verbindet uns jenseits der Konfession“, so Bedford-Strohm. Klimaschutz sei schließlich nicht nur ein „zentrales ethisches Thema“, sondern ein „Glaubensthema“: „Wir glauben an Gott den Schöpfer, der Himmel und Erde geschaffen hat, die Schöpfung ist uns anvertraut.“ Da könne es nicht ruhig lassen, so der EKD-Ratsvorsitzende, dass der vorherrschende Lebensstil die Erde zu zerstören drohe mit „massiven Konsequenzen für Mensch und Natur“.

Praktische Maßnahmen nannte Josef Neher, Vorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in Bayern, plädiert für eine Reduktion der Fleischproduktion. Es sei nachgewiesen, dass die Viehhaltung ein Vielfaches an klimaschädlichen Gasen bedinge. Doch die Nachfrage der Kunden nach bestimmten Lebensmitteln regle das, was der Landwirt auch auf den Markt bringe.

Nicht zuletzt nach dem Hitzesommer 2018 mit Ernteausfällen und Wasserknappheit müsse sich auch der deutsche Landwirt den „spürbaren Folgen des Klimawandels stellen“, fordert Neher. Das könne durch die Anwendung bestimmter Pflanzen oder die Art der Bodenbewirtschaftung geschehen. Wenn der Landwirt es nicht schaffe, auf veränderte Klimabedingungen zu reagieren, „wird er ein Problem haben“. Kathrin Schroeder von Misereor fügte hinzu: „Eine Botschaft aus dem neusten Weltklimabericht wird klar: Wir können es auf jeden Fall schaffen, wenn wir jetzt viele Dinge in unseren Ländern verändern! Aber sehr deutlich ist auch, dass es kein Aufschieben mehr geben darf“.

© Erzbistum Bamberg/cze