Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019
Anschläge mit über 250 Toten

Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019

Colombo ‐ 1.000 Tage nach den Anschlägen von Ostersonntag 2019 dringen die Katholiken in Sri Lanka auf vollständige Aufklärung. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Terroropfer am Freitag erneuerte Kardinal Malcolm Ranjith seinen Vorwurf an „gewisse Politiker“, vorab informiert gewesen zu sein und die islamistischen Taten für ihre politischen Ziele genutzt zu haben, wie das sri-lankische Nachrichtenportal „Newsfirst“ berichtete.

Erstellt: 19.01.2022
Aktualisiert: 22.04.2024
Lesedauer: 

Es zeige sich, dass manche Menschen in einflussreichen Positionen versuchten, „die gesamte Schuld muslimischen Extremisten zuzuschieben und die Wahrheit zu vertuschen“, so der Erzbischof von Colombo bei der Gedenkfeier an der Basilika Our Lady of Lanka in einem Vorort der Hauptstadt. „Aber die Wahrheit kommt jetzt ans Licht.“

Bei von neun islamistischen Selbstmordattentätern verübten Anschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels wurden am Ostersonntag 2019 in Colombo mehr als 250 Menschen getötet. Der indische Geheimdienst hatte die Sicherheitsorgane Sri Lankas vor der unmittelbaren Gefahr eines islamistischen Anschlags gewarnt.

Die Untersuchung der Anschläge durch den Geheimdienstausschuss des Parlaments habe ergeben, dass einige wenige Politiker Geheimdienstinformationen über einen bevorstehenden Anschlag gekannt hätten, diese aber nicht an die zuständigen Stellen weitergaben, so der Kardinal. „Der Parlamentarische Sonderausschuss hat auch weitere Untersuchungen gefordert, um festzustellen, ob aufgrund der erhaltenen Informationen keine Maßnahmen ergriffen wurden, und ob Personen mit persönlichen Interessen versuchten, Angst, Unsicherheit und Aufruhr im Land zu schüren, die auf die Wahlen später in diesem Jahr abzielten“, sagte Ranjith.

Im November 2019 gewann Gotabaya Rajapaksa die Präsidentenwahl und ernannte seinen Bruder und Ex-Präsidenten Mahinda Rajapaksa zum Premierminister. Letzterer war 2015 wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus in Sri Lanka wegen seines diktatorischen und korrupten Regierungsstils abgewählt worden. Ihr Comeback verdanken die Rajapaksa-Brüder der Sehnsucht der Wähler der buddhistischen Mehrheitsethnie der Singhalesen nach einem starken Mann als Folge des islamistischen Terrors von Ostern 2019.

Ein Gericht hat in dieser Woche ein Verfahren gegen 25 mutmaßliche Beteiligte an den Anschlägen auf März vertagt. Ein Grund ist demnach, dass zunächst die Anklageschrift auf Tamil, die Sprache der meisten Angeklagten, übersetzt werden müsse.

© KNA

22.04.2024: Kategorie korrigiert

Mehr zum Thema

Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019
Anschläge mit über 250 Toten

Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019

1.000 Tage nach den Anschlägen von Ostersonntag 2019 dringen die Katholiken in Sri Lanka auf vollständige Aufklärung. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Terroropfer am Freitag erneuerte Kardinal Malcolm Ranjith seinen Vorwurf an „gewisse Politiker“, vorab informiert gewesen zu sein und die islamistischen Taten für ihre politischen Ziele genutzt zu haben, wie das sri-lankische Nachrichtenportal „Newsfirst“ berichtete.
Kirche in Sri Lanka hilft Tausenden Hochwasseropfern
Nach Monsun

Kirche in Sri Lanka hilft Tausenden Hochwasseropfern

In Sri Lanka leisten katholische Kirchengemeinden den Betroffenen von Hochwasser und Erdrutschen humanitäre Hilfe. Durch tagelange schwere Monsunregenfälle wurden ganze Landstriche im Süden und Osten des Landes überschwemmt; Tausende mussten auf der Flucht vor den Fluten ihre Häuser verlassen. Katholische Priester und Ordensfrauen unterstützen betroffene Familien mit Lebensmitteln, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) berichtete.
Religionsfreiheit auf Sri Lanka durch neue Verordnung in Gefahr
Rücknahme gefordert

Religionsfreiheit auf Sri Lanka durch neue Verordnung in Gefahr

Menschenrechtler fordern die Regierung Sri Lankas zur sofortigen Rücknahme einer Verordnung auf, die eine zweijährige Haft ohne Gerichtsurteil wegen „religiöser, rassistischer oder kommunaler Disharmonie“ vorsieht. Das Antiterrorgesetz richtet sich in erster Linie gegen die islamische und die tamilische Minderheit. Die Christen im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sehen sich durch die neue Verordnung aber ebenfalls bedroht.
Sri Lankas Katholiken fordern Terror-Aufklärung
Zu Anschlägen von 2019

Sri Lankas Katholiken fordern Terror-Aufklärung

In Sri Lankas Hauptstadt Colombo haben Hunderte Katholiken die Aufklärung der islamistischen Terroranschläge auf Kirchen vom Ostersonntag 2019 gefordert. Die symbolisch schwarz gekleideten Demonstranten verlangten in der St. Anthony-Kirche, die damals zu den Anschlagszielen zählte, Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Familien. Die Erzdiözese Colombo hatte zu dem Protest aufgerufen und den 7. März zum „Schwarzen Sonntag“ erklärt.
Schwieriges Terrain Sri Lanka
Vor dem Papstbesuch

Schwieriges Terrain Sri Lanka

Papst Franziskus kommt bei seinem Besuch von Sri Lanka in ein zerrissenes Land. Auch sechs Jahre nach der militärischen Niederlage der Separatistenmiliz „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) leiden die Tamilen im Norden des Landes unter der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Dominanz der Singhalesen im Süden. Pater Praveen Mahesan könnte viel über Landraub und Menschenrechtsverletzungen durch die im tamilischen Norden allmächtige Armee erzählen. Aber wegen eines laufenden Verfahrens darf er nicht mit Medien sprechen. Dem Menschenrechtsaktivisten vom Orden der Oblatenmissionare wird Terrorismus vorgeworfen.
Menschenrechtler in Sri Lanka freigelassen
Nach Protesten

Menschenrechtler in Sri Lanka freigelassen

Zwei in Sri Lanka unter Terrorismusvorwurf verhaftete katholische Menschenrechtsaktivisten sind wieder auf freiem Fuß. Der Ordensgeistliche Praveen Maheshan sowie der Anwalt Ruki Fernando seien am Mittwochmorgen in Colombo zunächst einem Untersuchungsrichter vorgeführt und dann freigelassen worden, berichtet das srilankische Blatt „Daily Mirror“ (Onlineausgabe). Die Antiterrorbehörde werde die Ermittlungen gegen die beiden Katholiken fortsetzen. Die Festnahme der beiden Menschenrechtsaktivisten hatte zu weltweiten Protesten geführt.