Sri Lanka gedenkt der Terroropfer von Ostern 2019
Trotz offizieller Absage

Sri Lanka gedenkt der Terroropfer von Ostern 2019

Gedenken ‐ Am Ostersonntag 2019 waren bei islamistischen Anschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels in Colombo 259 Menschen ums Leben gekommen.

Erstellt: 21.04.2020
Aktualisiert: 22.04.2024
Lesedauer: 

Mit Glockenläuten, einer Schweigeminute und Kerzen haben die Menschen in Sri Lanka am Dienstag an die Terroropfer vom 21. April 2019 erinnert. Öffentliche Gedenkveranstaltungen hatte Präsident Gotabaya Rajapaksa aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Am Ostersonntag 2019 waren bei islamistischen Anschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels in Colombo 259 Menschen ums Leben gekommen.

Kardinal Malcolm Ranjith betonte am Dienstag zum ersten Jahrestag der Anschläge die Entschlossenheit der katholischen Kirche zu religiöser Harmonie im multireligiösen, aber mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka. Der Erzbischof von Colombo erinnerte zudem daran, dass unter den Terroropfern Menschen aller Ethnien und Religionen Sri Lankas wie auch Ausländer waren.

Die Vertretung der Vereinten Nationen in Sri Lanka rief zu "unermüdlichem Kampf" gegen das "Virus des Terrorismus" auf. Es polarisiere, spalte Gesellschaften und löse Kettenreaktionen aus, "die weiter polarisieren, weiter spalten, bis die Angst zu Hass mutiert", warnten die UN.

Trotz Protesten der muslimischen Minderheit hatte Sri Lankas Regierung entgegen der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO Mitte April die Feuerbestattung aller Corona-Toten angeordnet. Während im Buddhismus die Feuerbestattung fester Bestandteil der Religion ist, ist sie im Islam verboten. Die Spannungen zwischen den Religionsgruppen im Land seien weiter stark ausgeprägt und könnten durch diese Anweisung weiter verstärkt werden, warnte das bischöfliche Hilfswerk Misereor.

Misereor-Partner unterstützt Anschlagsopfer

Der Misereor-Partner National Peace Council (NPC) unterstützt in Sri Lanka von der Corona-Krise betroffene Menschen aller Religionen mit Lebensmittelpaketen, Schutzmasken und Aufklärungskampagnen. Dies geschehe auch in Negombo im Westen Sri Lankas, wo bei einem der Anschläge 2019 mehr als 100 Menschen in einer Kirche ermordet wurden, erklärte Misereor in Aachen.

"Die Bedeutung von Verständigung, Aussöhnung und interreligiöser Zusammenarbeit zeigt sich auch darin, dass sie hilft, bislang unbekannte Krisenzeiten gemeinsam zu bestehen", so das katholische Hilfswerk. Mit ihren interreligiösen Komitees fördere NPC bereits seit 1995 Frieden und zivile Konfliktbearbeitung im Land.

© Text: KNA

22.04.2024: Darstellung korrigiert

Mehr zum Thema

Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019
Anschläge mit über 250 Toten

Sri Lankas Kirche fordert Wahrheit über Terror von Ostern 2019

1.000 Tage nach den Anschlägen von Ostersonntag 2019 dringen die Katholiken in Sri Lanka auf vollständige Aufklärung. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Terroropfer am Freitag erneuerte Kardinal Malcolm Ranjith seinen Vorwurf an „gewisse Politiker“, vorab informiert gewesen zu sein und die islamistischen Taten für ihre politischen Ziele genutzt zu haben, wie das sri-lankische Nachrichtenportal „Newsfirst“ berichtete.
Kirche in Sri Lanka hilft Tausenden Hochwasseropfern
Nach Monsun

Kirche in Sri Lanka hilft Tausenden Hochwasseropfern

In Sri Lanka leisten katholische Kirchengemeinden den Betroffenen von Hochwasser und Erdrutschen humanitäre Hilfe. Durch tagelange schwere Monsunregenfälle wurden ganze Landstriche im Süden und Osten des Landes überschwemmt; Tausende mussten auf der Flucht vor den Fluten ihre Häuser verlassen. Katholische Priester und Ordensfrauen unterstützen betroffene Familien mit Lebensmitteln, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) berichtete.
Religionsfreiheit auf Sri Lanka durch neue Verordnung in Gefahr
Rücknahme gefordert

Religionsfreiheit auf Sri Lanka durch neue Verordnung in Gefahr

Menschenrechtler fordern die Regierung Sri Lankas zur sofortigen Rücknahme einer Verordnung auf, die eine zweijährige Haft ohne Gerichtsurteil wegen „religiöser, rassistischer oder kommunaler Disharmonie“ vorsieht. Das Antiterrorgesetz richtet sich in erster Linie gegen die islamische und die tamilische Minderheit. Die Christen im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sehen sich durch die neue Verordnung aber ebenfalls bedroht.
Sri Lankas Katholiken fordern Terror-Aufklärung
Zu Anschlägen von 2019

Sri Lankas Katholiken fordern Terror-Aufklärung

In Sri Lankas Hauptstadt Colombo haben Hunderte Katholiken die Aufklärung der islamistischen Terroranschläge auf Kirchen vom Ostersonntag 2019 gefordert. Die symbolisch schwarz gekleideten Demonstranten verlangten in der St. Anthony-Kirche, die damals zu den Anschlagszielen zählte, Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Familien. Die Erzdiözese Colombo hatte zu dem Protest aufgerufen und den 7. März zum „Schwarzen Sonntag“ erklärt.