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20 Jahre Tsunami – Fischerdorf Payagala hat Neuanfang geschafft
Payagala ‐ Große Gedenkfeiern gab es zum 20. Jahrestag nicht. Die Erinnerung an die Flut schwindet. 20 Jahre nach dem Tsunami ringen die Familien im sri-lankischen Fischerdorf Payagala noch immer um ein besseres Leben.
Aktualisiert: 21.02.2025
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Eine neugebaute katholische Mädchenschule, die pastellgelbe Pfarrkirche unter Palmen und ein Dutzend Fischerboote am Sandstrand: In der srilankischen Fischersiedlung Payagala – rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Colombo – erinnert kaum noch etwas an die Tsunami-Katastrophe vor 20 Jahren. Obwohl die Flutwellen an Weihnachten 2004 damals das ganze Dorf auslöschten und Dutzende Menschen töteten. „Die höchste Flutwelle türmte sich fast so hoch wie unsere Kirche“, sagt Fischer Joseph Shelton.
Mit erstaunlicher Widerstandskraft hat das Dorf den Wiederaufbau und einen Neuanfang geschafft. Auch mit internationalen Finanzhilfen sind zwei neue Schulen und ein kleines Frauenkloster entstanden. Im Dorf machten Caritas-Gelder aus Deutschland den Neubau von rund 70 kleinen Wohnhäusern möglich. Die Dorfbewohner wurden für den Hausbau geschult und konnten so selbst an ihren neuen Wohnungen mitbauen. Der Kampf der Fischerfamilien um genügend Einkommen für ein Leben in Sicherheit und Würde geht aber bis heute weiter.
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Gerade zieht das halbe Dorf gemeinsam ein mehr als einen Kilometer langes Fischernetz an den Strand. Es dauert Stunden, bis sich das Netz immer enger zieht und schließlich eingeholt ist: Dutzende Sichelbarsche, Sprotten, Makrelen und Sardinen zappeln in den orangenen Maschen. Doch die Fischer sind enttäuscht – sie hatten sich einen größeren Fang erhofft. Jetzt wird für jeden Helfer nur wenig bleiben.
„Wir fangen nicht mehr so viel wie früher. Es liegt nicht in unseren Händen“, sagt Joseph Shelton. Er glaubt, dass der Klimawandel die Fischbestände dezimiert. Auch von der Regierung nach dem Tsunami gebaute Küstenbefestigungen, die vor Payagala ins Wasser ragen, machten die traditionelle Fischmethode schwieriger.
Die Dorfgemeinschaft will die lokalen Behörden auffordern, die Wellenbrecher wieder zurückzubauen. Ob das gelingen wird, ist unklar. „Zunächst müsst ihr als Gemeinschaft einen Brief verfassen, der das Problem erklärt. Die Caritas kann euch dann bei der politischen Lobbyarbeit unterstützen“, verspricht der Leiter der Caritas Colombo, Father Nilantha Heshan, im Austausch mit Joseph, der so etwas wie ein Sprecher der kleinen Dorfgemeinschaft ist.
Bildung schafft Perspektiven
Manche Familien haben versucht, neben der Fischerei zusätzliche Einkommensmöglichkeiten aufzutun. Joseph und seine Frau Shriyani haben eine kleine Schweinezucht aufgebaut. „Das war finanziell wichtig für uns“, sagt die 58-Jährige. Im vergangenen November aber wütete die Schweinepest. Alle Tiere starben. „Jetzt wissen wir nicht, ob und wann wir wieder neue Schweine halten können“, sagt Shriyani.
Ein Caritas-Projekt hilft, in kleinen Gärten Gemüse für den eigenen Gebrauch anzubauen. Manche Dorfbewohner haben Kokospalmen gepflanzt. Kokosmilch und Früchte sind wichtige Grundnahrungsmittel.
„So halten sich die meisten Familien einigermaßen über Wasser“, sagt Sozialarbeiter Ashan Fernando. Er hat den Tsunami als Zweijähriger überlebt – und engagiert sich heute in verschiedenen Caritasprojekten. So gibt es Finanzhilfen für Tagelöhner, die mit umgerechnet vier Euro pro Tag auskommen müssen. Gerade abgeschlossen ist ein Ökologie-Projekt, bei dem der allgegenwärtige Plastikmüll an den Stränden eingesammelt wurde. Teil des Projekts war auch die Umwelterziehung für Kinder. „Sie sollen es besser machen als wir heute“, sagt Father Heshan.
Die Schulleiterin der nur wenige Hundert Meter vom Strand entfernten Holy-Angels-School, Mary Aloysia Perera, unterschreibt gerade die Urkunden des Sportwettbewerbs. Sie ist überzeugt, dass nur Bildung Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen kann. „Derzeit können wir 385 Schülerinnen aufnehmen. Für mehr haben wir keinen Platz. Aber wir hoffen, dass wir bald den Bau eines weiteren Gebäudes anpacken können. Auch wenn die Finanzierung dafür noch nicht steht“, berichtet die Ordensfrau.
Ihre Schule, die sie seit 2018 leitet, wurde erst nach dem Tsunami gegründet. Das Grundstück kam vom Staat, der Bau wurde größtenteils durch internationale Tsunami-Spendengelder finanziert. Familien, die können, zahlen Schulgeld. Für viele gibt es kirchliche Stipendien. Die Lehrerinnen und Lehrer werden zumindest teilweise vom Staat bezahlt.
Nach dem Einholen des großen Netzes hat sich Fischer Meril an Caritasleiter Father Heshan gewandt. Seine Frau Sujika hat eine Hirnumor-Operation nur knapp überlebt und kommt nicht mehr zu Kräften. „Wir können uns die überlebenswichtigen Medikamente kaum leisten“, sagt der Fischer. Sujika kann ihr kleines Haus kaum noch verlassen. „Nur zur Sonntagsmesse versuche ich immer zu gehen“, sagt sie leise.
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