Menschenrechtler in Sri Lanka freigelassen
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Nach Protesten

Menschenrechtler in Sri Lanka freigelassen

Colombo ‐ Zwei in Sri Lanka unter Terrorismusvorwurf verhaftete katholische Menschenrechtsaktivisten sind wieder auf freiem Fuß. Der Ordensgeistliche Praveen Maheshan sowie der Anwalt Ruki Fernando seien am Mittwochmorgen in Colombo zunächst einem Untersuchungsrichter vorgeführt und dann freigelassen worden, berichtet das srilankische Blatt „Daily Mirror“ (Onlineausgabe). Die Antiterrorbehörde werde die Ermittlungen gegen die beiden Katholiken fortsetzen. Die Festnahme der beiden Menschenrechtsaktivisten hatte zu weltweiten Protesten geführt.

Erstellt: 20.03.2014
Aktualisiert: 22.04.2024
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Der Oblaten-Pater Praveen, früher Leiter des Zentrums für Frieden und Versöhnung in Jaffna, und Fernando vom „Human Rights Documentation Centre“ (INFORM) in Colombo waren am Sonntag in Kilinochchi im tamilischen Norden verhaftet worden, wo sie Informationen über die Lage der verhafteten Balendran Jayakumari und ihrer Tochter sammeln wollten. Jayakumari und ihre 13 Jahre alte Tochter dokumentieren durch Interviews mit Familienangehörigen die Schicksale von Menschen, die während des Bürgerkriegs zwischen der Armee Sri Lankas und der Miliz der unterdrückten Tamilen spurlos verschwunden waren.

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Katholischer Bischof unter Druck

Unterdessen verstärkt die Regierung Sri Lankas ihren Druck auf den katholischen Bischof der tamilischen Diözese Mannar. Wohnungsbauminister Wimal Weerawansa beschuldigte Bischof Rayappu Joseph am Mittwoch des Verrats, wie das Presseamt der Regierung auf seiner Website meldete. Mit seiner Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung von Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs, seinen engen Kontakten zu den Vereinten Nationen und „westlichen Mächten“ versuche der Bischof, das Land zu „destabilisieren“. Weiter sagte der Minister, der Bischof verbreite „durch die Behauptung, die Tamilen würden von der Mehrheit der Singhalesen unterdrückt, falsche Propaganda unter Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft“.

Dem UN-Menschenrechtsrat liegt ein Resolutionsentwurf zu Sri Lanka vor. Die Regierung von Staatspräsident Mahinda Rajapaksa will seine Verabschiedung verhindern. Anfang März hatten rund 200 christliche Geistliche , darunter Bischof Joseph, die Vereinten Nationen zu einer Untersuchung von Kriegsverbrechen gegen die Tamilen in Sri Lanka aufgefordert. In einem Schreiben an den Menschenrechtsrat zeigen sie sich besorgt über „verstärkte Bemühungen, die Identität der tamilischen Gemeinschaft zu zerstören“.

In dem jahrelangen Bürgerkrieg (1983–2009) kämpften tamilische Rebellen gegen die von Singhalesen dominierte Staatsmacht um Unabhängigkeit. Im Mai 2009 endete der Konflikt mit der militärischen Niederlage der Rebellenarmee LTTE. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn des Krieges wird von Experten auf 80.000 bis 100.000 geschätzt, mindestens 40.000 davon Zivilisten. Vor allem in den vergangenen Monaten kam es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, die bis heute nicht aufgeklärt sind.

KNA

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