Neben der Möglichkeit, in entlegenen Gegenden eventuell ältere und angesehene Familienväter zur Priesterweihe zuzulassen, erwähnt das Arbeitsdokument neue Räume für kirchliche Ämter, auch für Frauen. Dabei geht es laut Fabene nicht um den Diakonat. Wohl aber darum, die Kultur der Indigenen mehr zu schätzen und die christliche Botschaft besser in die jeweilige Kultur zu übersetzen.
In der Zwischenzeit bringen sich Kritiker und Anhänger der Amazonas-Synode in Stellung oder werden von Interessengruppen eingespannt. So hält der frühere Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller die hinter dem Vorbereitungsdokument stehende „Theologia indigena“ und die „Ökotheologie“ zwar für eine „Kopfgeburt von Sozialromantikern“. Eine bessere Inkulturation des Christentums in Amazonien unter Beachtung der traditionellen katholischen Lehre sieht er gleichwohl als geboten an.
Raymond Burke, prominentester Franziskus-Kritiker im Kardinalspurpur, und einige andere riefen zu einem „Kreuzzug des Gebets und des Fastens“ auf, damit „Irrtum und Häresie die bevorstehende Amazonassynode nicht beeinflussen mögen“. Umgekehrt erwarten etwa die beiden kirchlichen Hilfswerke Misereor und Adveniat von der Synode, sie solle zeigen, „dass Wandel in Politik, Wirtschaft, Technik und nicht zuletzt auch in Kirche möglich ist“.
Der Jesuit Bernd Hagenkord warnte nach einer Amazonien-Reise: „Wir können in dieser Diskussion nicht unsere europäischen Fragen wie Sexualmoral, Macht und Autorität diskutieren.“ In Amazonien würde dies bereits als „neuer Kolonialismus“ aufgefasst. Im Oktober wird sich daher auch zeigen, ob und wie die katholische Kirche im Norden fähig ist, den durchaus vielschichtigen Stimmen aus dem Süden zuzuhören und deren eigene Kompetenz anzuerkennen.