Der Präsident ist nicht zu Verhandlungen bereit
Präsident Paul Biya, der im Oktober im Alter von 85 Jahren zu einer weiteren Amtszeit von sieben Jahren gewählt wurde, lehnte bislang Verhandlungen mit den Separatisten ab. Für ihn sind die Rebellen Terroristen, die er mit harter Hand militärisch bekämpfen lässt. Seit nunmehr 36 Jahren ist der Präsident an der Macht, doch die Unzufriedenheit im Land wächst. Über die Hälfte der Kameruner ist unter 20 Jahre alt, ein Viertel der insgesamt rund 25 Millionen Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Biya hingegen reist im Jahr mehrere Monate ins Ausland, nach Genf oder zu medizinischen Behandlungen nach Baden-Baden.
Unterdessen eskalieren die Kämpfe in seinem Land – und immer wieder sind auch Geistliche unter den Opfern. Ende November etwa schossen Soldaten in der Diözese Memfe im Südwesten willkürlich aus einem fahrenden Auto, wodurch ein aus Kenia stammender Missionar vor seiner Kirche starb. Der Bischof der Diözese reagierte bestürzt: „Wir bitten flehentlich um ein Ende der Morde in unserer Diözese und den anglophonen Regionen Kameruns. Menschliches Leben ist immer weniger wert und wird leichtfertig weggeworfen – daraus wird ein regelrechter Sport.“
Die Bevölkerung fürchtet das Militär
Das Militär hat bei den englischsprachigen Kamerunern sein Vertrauen verspielt. Immer wieder kommt es zu Menschenrechtsverletzungen, Dörfer werden niedergebrannt und geplündert. Gleichzeitig entführen die Rebellen immer wieder Zivilisten: Im Nordwesten waren es Anfang November rund 80 Schüler, im Südwesten drei katholische Claretiner-Patres, die Nahrungsmittel in die Krisenregion bringen wollten. Beide Gruppen sind inzwischen wieder frei. Der Fahrer der Geistlichen befindet sich allerdings noch in der Gewalt der Entführer.
Im Bistum Kumbo im Nordwesten haben die Rebellen Straßensperren errichtet. Wer dort vorbei will, muss bezahlen und seinen Pass vorzeigen – das Wappen von Kamerun wird dann herausgeschnitten. „Die Regierung hat diese Region nicht mehr unter Kontrolle“, so die Einschätzung des Entwicklungspolitischen Beauftragten von Misereor in Berlin, Volker Riehl, der Ende November von einer Kamerunreise zurückkehrte. Während die Hauptstadt von Nordwest, Bamenda, vom Militär schwer bewacht werde, sei es wenige Kilometer außerhalb der Stadt nicht mehr sicher. Jeden Morgen höre man Schüsse von Maschinengewehren.