Flagge Polens und Deutschlands stehen auf einem Tisch
Zwischen Polen und Deutschland

Bischöfe gedenken des historischen Versöhnungsbriefs von 1965

Warschau  ‐ Ein Briefwechsel polnischer und deutscher Bischöfe gilt als Meilenstein der Nachkriegsversöhnung. 60 Jahre später sollen Festakt, Gottesdienst und eine gemeinsame Erklärung daran erinnern.

Erstellt: 05.11.2025
Aktualisiert: 05.11.2025
Lesedauer: 

Die katholischen Bischöfe Deutschlands und Polens wollen mit einer Gedenkfeier Mitte November in Breslau (Wroclaw) an ihren historischen Versöhnungs-Briefwechsel vor 60 Jahren erinnern. Daran teilnehmen werden unter anderen die Bischofskonferenzen-Vorsitzenden beider Länder, Bischof Georg Bätzing und Erzbischof Tadeusz Wojda. Die zweitägigen Feierlichkeiten beginnen am 18. November am Denkmal für den Breslauer Kardinal Boleslaw Kominek (1903-1974), dem Initiator und Hauptautor des Briefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder mit den berühmten Worten: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“

Am selben Tag sind auch eine Messe in der Kathedrale, die Eröffnung der Ausstellung „Versöhnung für Europa“, ein ökumenisches Gebet und ein Konzert vorgesehen. Am 19. November soll überdies bei einer Konferenz der britische Historiker Norman Davies über die Bedeutung des Briefwechsels von 1965 sprechen.

Breslaus Erzbischof Jozef Kupny hatte bereits vor Wochen angekündigt, dass zum 60. Jahrestag auch eine gemeinsame Erklärung der polnischen und deutschen Bischöfe veröffentlicht werden soll. Das wird in einer aktuellen Mitteilung der Polnischen Bischofskonferenz allerdings nicht erwähnt. Kupny betont in ihr als Vizepräsident der Bischofskonferenz und Gastgeber der Feierlichkeiten: „Wir wollen nicht nur an diesen wichtigen, ja sogar visionären Schritt der polnischen Bischöfe erinnern, an diese Geste der ausgestreckten Hand gegenüber unseren deutschen Brüdern im Bischofsamt.“ Nach 60 Jahren solle in Breslau Polen und Deutschen, Europa und der Welt gesagt werden, „wie wichtig Versöhnung auf der Grundlage von Wahrheit, Dialog und Vergebung ist“.

Wendepunkt der Geschichte

Die deutsch-polnische Versöhnungsgeste von 1965 gilt als einer der entscheidenden Wendepunkte in der Geschichte beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hatten die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 einen Versöhnungsbrief an ihre deutschen Amtsbrüder geschrieben. Zwei Wochen später antworteten die deutschen Bischöfe unter anderem: „Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen.“

Kupny hatte sich zuletzt für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Polen und Deutschland ausgesprochen. Es sei sehr notwendig, sich weiter um die deutsch-polnische Versöhnung zu bemühen, sagte er der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI. Bischöfe, Priester und die Kirche hätten die Aufgabe, Brücken zu bauen. Man müsse vor allem Spannungen abmildern, wo sie aufträten, „denn wir wissen, dass diese Beziehungen in letzter Zeit vielleicht nicht so sind, wie wir es uns wünschen“, so Kupny. Der 60. Jahrestag des historischen Briefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Mitbrüder dürfe nicht in einer „Atmosphäre des Unverständnisses und der Forderungen“ begangen werden, mahnte er, ohne deutsch-polnische Streitthemen zu nennen.

KNA

Mehr zum Thema

Exil: Vom Leben in der Fremde und der Verbindung in die Heimat
Zeitschrift Ost-West. Europäische Perspektiven

Exil: Vom Leben in der Fremde und der Verbindung in die Heimat

Der Begriff Exil wird in der deutschen Sprache seit dem 16. Jahrhundert verwendet. In Deutschland ist er eng mit der Geschichte von Flucht und Vertreibung von Menschen während der NS-Zeit verbunden. Die Zeitschrift OWEP beleuchtet das Thema „Exil“ in seiner historischen wie gegenwärtigen Dimension. Deutlich wird dabei: Exil ist kein abgeschlossenes Kapitel der Vergangenheit, es ist ein hochaktuelles europäisches Phänomen, das sowohl Menschen als auch Gesellschaften verändert und herausfordert.