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Sicherheitsrisiko Klimawandel
Berlin ‐ Forscher sind sich einig: Stürme, Überflutungen und Hitzewellen werden durch den Klimawandel häufiger und stärker. Welche Folgen dies seit den 1990er Jahren weltweit bereits hatte, zeigt der neue „Klima-Risiko-Index“.
Aktualisiert: 14.02.2025
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Hunderttausende Tote und Schäden in Billionenhöhe: Das ist laut der Umweltorganisation Germanwatch die traurige Bilanz der Folgen von Wetterextremen aus 30 Jahren. Durch die Klimakrise verschärfte Stürme, Überflutungen und Hitzewellen hätten zwischen 1993 und 2022 weltweit fast 800.000 Menschen das Leben gekostet. Zudem seien inflationsbereinigt direkte wirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 4,2 Billionen US-Dollar verursacht worden. Das geht aus dem am Mittwoch von Germanwatch zur Münchner Sicherheitskonferenz veröffentlichten „Klima-Risiko-Index 2025“ hervor.
Der Inselstaat Dominica im Osten der Karibik, China und Honduras wurden demnach im betrachteten Zeitraum am stärksten von Wetterextremen getroffen. Mit Italien, Griechenland und Spanien finden sich auch drei EU-Staaten unter den zehn meistbetroffenen Ländern. Langfristig seien aber vor allem Länder des Globalen Südens, also Entwicklungs- und Schwellenländer, stärker betroffen. Zudem verwies Germanwatch darauf, dass die Daten zu Schäden in ärmeren Ländern lückenhafter sein könnten als in Industrieländern.
„Die Klimakrise ist eine der weltweit größten Bedrohungen für die internationale Sicherheit, die Stabilität von Staaten und Gesellschaften sowie des Finanzsystems“, sagte die Mitautorin der Studie und Leiterin des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch, Laura Schäfer. Sorgen bereiteten insbesondere Länder, in denen „immer wiederkehrende Wetterextreme kaum noch ein Zurück in den zuvor normalen Alltag ermöglichen“. Extreme Wetterereignisse würden in einigen Regionen der Welt allmählich zur neuen Normalität.
Für Deutschland verzeichnet der Index innerhalb von 30 Jahren mehr als 18.000 Todesopfer, verursacht vor allem durch Hitzewellen, aber auch durch verheerende Flutkatastrophen wie an der Ahr im Jahr 2021. Die Schäden lagen bei rund 125 Milliarden US-Dollar. Für den gesamten Zeitraum liegt Deutschland im Ländervergleich auf Platz 48 der am stärksten betroffenen Staaten. Im Jahr 2022 lag Deutschland, das durch eine Hitzewelle und drei Orkane im Frühjahr gekennzeichnet war, auf Platz 17.
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Selbst der Bundesnachrichtendienst warnt
Der Index basiert auf Daten der Internationalen Katastrophendatenbank und des Internationalen Währungsfonds. Das Jahr 2022 ist den Angaben zufolge das aktuellste, für das alle Daten zur Verfügung stehen.
Die Daten zeigten, wie wichtig auch in Deutschland Schritte zur Klimaanpassung seien, sagte Studien-Mitautor David Eckstein von Germanwatch. Diese seien von Bund und Ländern zu finanzieren. Die neue Bundesregierung müsse das Thema nach der Wahl dringend angehen. Auch müsse Deutschland seine bestehenden internationalen Verpflichtungen erfüllen und einen angemessenen Beitrag zur Unterstützung der verletzlichsten Länder leisten, so Eckstein.
Auch aus Sicht des Bundesnachrichtendienstes (BND) ist der Klimawandel ein zunehmend wichtiger Faktor, der Herausforderungen auf der ganzen Welt weiter verschärft. Die Folgen wie Destabilisierung und Migration zählten neben einem aggressiv-expansiven Russland, weltpolitischen Ambitionen Chinas, zunehmenden Cyber-Gefahren sowie dem weiterhin virulenten internationalen Terrorismus zu den fünf großen externen Bedrohungen für Deutschland, so BND-Präsident Bruno Kahl anlässlich der Veröffentlichung der Nationalen interdisziplinären Klima-Risikoeinschätzung.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte dazu: „Die Klimakrise ist die größte Sicherheitsgefahr unserer Zeit.“ Sie destabilisiere, verschärfe Konflikte um Land, Wasser und Nahrung und verstärke Migration – auch nach Europa. „Wer Klimaschutz schleifen lässt, bedroht die Existenzgrundlage von Menschen, ihren Wohlstand, unsere innere Stabilität in Deutschland und Europa und setzt die globale Sicherheit aufs Spiel.“
Zuletzt hatten die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) ihren erneuten Austritt aus dem wichtigsten Weltklimaabkommen bekannt gegeben. In dem Vertrag hatten sich die teilnehmenden Staaten verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 so zu verringern, dass die Erwärmung des globalen Klimas auf deutlich unter 2 Grad beschränkt bleibt.
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