Dem Recht auf Bildung verpflichtet
Piura/Nürnberg ‐ In Peru geht die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. Betroffen sind vor allem Kinder: Fehlender Zugang zu Bildung und Mangelernährung führen zu erheblichen Entwicklungsproblemen. Seit 25 Jahren steuert das Zentrum CANAT dem entgegen.
Aktualisiert: 24.10.2024
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In Peru gelten mehr als 30 Prozent der Bevölkerung als arm, mehr als drei Millionen leben in extremer Armut. In einigen Landesteilen ist die Lage noch düsterer, etwa in Piura im äußersten Nordwesten des Landes, wo fast fünf Prozent der Menschen ein Dasein am absoluten Existenzminimum fristen. Seit 25 Jahren steht das Hilfswerk CANAT jenen zur Seite, die am heftigsten unter den harten Lebensbedingungen leiden: Kindern und Jugendlichen.
„In Piura strahlt die Sonne, über dem Meer und in den Herzen der Menschen“, weiß Verena Engert. Sie war 2018 und 2023 als Jesuit Volunteer im Einsatz bei CANAT und kennt auch die Schattenseiten einer sehr armen Region, die immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht wird. Zuletzt von verheerendem Starkregen im April 2023: „Menschen mussten zusehen, wie ihr Zuhause zerstört wurden, Dengue-Fieber brach aus.“
Geschützte Räume
CANAT, das „Centro de Apoyo a Niños y Adolescentes Trabajadores“, ist ein Hilfsprojekt für arbeitende Kinder und Jugendliche. Was als kleines Projekt begann, ist zu einer umfassenden Bildungsalternative geworden und bietet Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, ihre Träume von einem Schulabschluss oder einer Ausbildung oder einem Studium zu verwirklichen. „Mit CANAT finden sie geschützte Räume für Bildung und Freizeit sowie psychologische Unterstützung in ihren schwierigen Lebenssituationen, die geprägt sind von Armut, Gewalt oder Krankheit“, berichtet Verena.
Über die Jahre wurde das von jesuitischen Organisationen geförderte Projekt immer größer und professioneller und hat sich 2023 strukturell neu aufgestellt. Im CANAT-Team arbeiten rund 20 engagierte Lehrkräfte, Psychologinnen und Psychologen: „Einige wurden selbst als Jugendliche von CANAT unterstützt“, berichtet Verena. Neben der Arbeit mit den Kindern stehen sie im ständigen Dialog mit den Familien und verschiedenen staatlichen Institutionen. Aktuell verhilft CANAT rund 300 jungen Menschen zu neuen Möglichkeiten. Die CANAT-Teams strukturieren ihre Arbeit lokal, um die Kinder dort abzuholen, wo sie sind: im Stadtgebiet, in der Peripherie und in den ländlichen Regionen.
Vor allem im Umland leben viele Familien unter prekären Bedingungen. Der Weg zur Schule ist für die meisten Kinder sehr weit und das Fahrgeld für ein Mototaxi nicht im Familien-Budget, weshalb die Teilnahme am Unterricht gar nicht oder nur unregelmäßig möglich ist. Schulgeld, die Anschaffung von Büchern und der vorgeschriebenen Schuluniform sind ebenfalls oft unüberwindbare Hürden. Staatliche Hilfe existiert kaum. Der Lebensunterhalt der Familien hängt vom Ertrag der eigenen kleinen Landwirtschaft ab. Wer sein Land verloren hat, arbeitet oft unter ausbeuterischen Bedingungen für Agrarexportunternehmen.
Auch junge Mütter im Blick
Viele Menschen suchen ihr Heil in der Stadt – wo sie häufig vom Regen in die Traufe kommen: „Aufgrund schlechter Bildung finden sie keine Arbeit und verkaufen Getränke, Sandwiches, Bonbons oder Zeitungen auf der Straße“, berichtet Verena. Damit eine Familie zu ernähren, ist fast unmöglich, was die Kinder und Jugendlichen dazu zwingt, ebenfalls zu arbeiten.
Neben der regionalen Aufteilung der Arbeit mit ihren jeweiligen spezifischen Besonderheiten haben die CANAT-Teams ihre Programme gezielt für unterschiedliche Altersstufen ausdifferenziert. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf jungen Müttern: In diesem Programm sind seit 2023 zehn junge Frauen zwischen 14 und 19 Jahren, die meisten alleinerziehend und ohne Schulabschluss oder Ausbildung. Ziel der Maßnahmen ist die Stärkung ihrer Rolle als Mutter sowie der Aufbau einer gesicherten Zukunft. Dank CANAT haben es in den letzten Jahren Hunderte benachteiligte Kinder und Jugendliche geschafft, sich die Grundlagen für ein besseres Leben zu erarbeiten.
Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Herbst 2024 der Zeitschrift jesuitenweltweit. Wir danken für die Genehmigung zur Übernahme!