Stadtgrenze Ciudad Juarez und San Diego: Hier Mexiko, dort die USA.
Könnten zwei Präsidentinnen die Wende bringen?

Mexiko und die USA: Hoffen auf Einigung bei Migration und Zöllen

Mexiko-Stadt  ‐ Am 1. Oktober tritt mit Claudia Sheinbaum in Mexiko erstmals eine Frau die Präsidentschaft an. Wie sich das Verhältnis zu den USA entwickelt, dürfte von der kommenden Nr. 1 im Weißen Haus abhängen.

Erstellt: 30.09.2024
Aktualisiert: 30.09.2024
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Von Tobias Käufer (KNA)

Geht es nach Father Patricio Murphy, dann wäre ihm eine rein weibliche Besetzung lieber: Eine siegreiche Kamala Harris im Weißen Haus würde mit Mexikos Staatschefin Claudia Sheinbaum beim Thema Migration vielleicht besser zusammenarbeiten als zwei alte Männer, wird Murphy in mexikanischen Medienberichten zitiert. Der US-amerikanische Geistliche leitet seit einigen Jahren das „Haus für Migranten“ in der nordmexikanischen Grenzstadt Tijuana. Auf der anderen Seite der eisernen Mauer liegt die kalifornische Großstadt San Diego.

Am Dienstag beginnt in Mexiko eine neue Zeitrechnung, dann wird mit Claudia Sheinbaum erstmals eine Frau das riesige lateinamerikanische Land lenken. Fünf Wochen später entscheidet die US-Präsidentschaftswahl am 5. November darüber, wer wichtigster Ansprechpartner Sheinbaums nördlich der Grenze wird: Kamala Harris oder Donald Trump.

Für den Geistlichen ist die Ausgangslage klar: „In den Vereinigten Staaten weiß man sehr gut, dass man auf Arbeitsmigranten angewiesen ist und dass es für die Wirtschaft eine Katastrophe wäre, sie aus dem Land zu weisen, wie es Donald Trump vorschlägt.“ In Mexiko wiederum ist unter der linken Regierung von Andres Manuel Lopez Obrador vom Versprechen einer humanitäreren Migrationspolitik nicht viel übrig geblieben. Migranten in Mexiko berichten über Schutzgelderpressungen von Sicherheitskräften, bewaffnete Banden organisieren den Menschenhandel.

Beziehung mit Konfliktpotenzial

Unter „AMLO“, wie ihn seine Anhänger nennen, stieg die Zahl der Gewalttoten auf über 170.000 – eine neue historische Negativ-Marke. „Es werden ganze Familien abgeschoben, so etwas hat es noch nie gegeben“, sagte Murphy dem Portal „Religion Digital“. In Mexiko bestehe die Herausforderung darin, die Kontrolle des organisierten Verbrechens an der Grenze zu beenden, da das organisierte Verbrechen sehr effizient aufgestellt, die Regierung aber alles andere als organisiert sei.

Die Migration und die wachsende Macht der Drogenkartelle ist nicht das einzige Konfliktpotenzial zwischen den beiden Ländern. Zumindest Trump attackiert Firmen, die in Mexiko für den amerikanischen Markt produzieren. Bei seiner Nominierung auf dem Parteitag der Republikaner sagte der Präsidentschaftskandidat, er werde es nicht dulden, dass chinesische Autobauer direkt hinter der mexikanischen Grenze ihre Fahrzeuge für US-Käufer bauten. Dies will er durch Zölle unbezahlbar machen. Wenn die Chinesen ihre Autos in den USA verkaufen wollten, sollten sie die auch in den USA produzieren. Eine Drohung, die er seitdem wiederholt und auch auf andere Branchen ausdehnt.

Mit Spannung wird Sheinbaums Antrittsrede erwartet, in der sie die Leitlinien ihrer Politik darlegen muss. Die künftige Präsidentin des zweitgrößten katholischen Landes der Welt nach Brasilien hat selbst jüdische Wurzeln, praktiziert aber nach eigenen Angaben ihren Glauben nicht. Sie gilt als linksnationalistisch, wozu auch ein Streit mit dem spanischen Königshaus passt. Sheinbaum verzichtete – wie in Lateinamerika allerdings üblich – auf eine Einladung für König Felipe zur Amtseinführung. Begründung: Der Monarch habe nicht auf die Aufforderung regiert, sich für die spanischen Eroberungsfeldzüge bei den Mexikanern zu entschuldigen.

Ein Trump-Sieg könnte die Lage verschlechtern

Im eigenen linken Lager kommt so etwas gut an, anderseits ist der Start in die Präsidentschaft damit erst einmal von einem diplomatischen Streit begleitet. Den suchte damals auch ihr Vorgänger, Mentor und Parteifreund Lopez Obrador. Der forderte von Papst Franziskus eine Entschuldigung für die Rolle der Kirche während der Kolonialzeit – obwohl sich das Kirchenoberhaupt zum dem Thema bereits mehrmals geäußert hatte.

Einige Beobachter sahen damals den Versuch des Präsidenten, vom Konflikt mit den USA abzulenken. Denn Trump zwang „AMLO“ mit Strafzöllen zu einer Art Unterwerfung: „Ich habe gewonnen. Ich habe von den Mexikanern alles bekommen“, lobte sich Trump damals selbst. Sollte er das Rennen um die Macht gewinnen, dürfte er nahtlos an seinen konfrontativen Kurs gegenüber dem südlichen Nachbarn anknüpfen.

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