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Katholische Kirche in Polen geht etwas auf Missbrauchsopfer zu
Warschau ‐ In Polen verschaffen sich Betroffene von Missbrauch zunehmend Gehör. Die Bischöfe reagieren auf einen offenen Brief und kündigen einen Dialog mit Geschädigten an. Auch weitere Forderungen wollen sie erfüllen. Ein Punkt bleibt jedoch unbeantwortet.
Aktualisiert: 14.06.2024
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Polens katholische Bischöfe unterstützen mehrere Reformvorschläge von Missbrauchsopfern zum Schutz von Minderjährigen. Sie sagten in einem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben unter anderem zu, sich bei der Weltsynode im Oktober im Vatikan dafür auszusprechen, dass Geschädigte künftig als eigene Partei und nicht nur als Zeugen an kirchlichen Verfahren beteiligt werden. Die Funktion des Opfer-Vertreters müsse im Kirchenrecht verankert und geregelt werden, so die 15 Mitglieder des Ständigen Rates der Bischofskonferenz.
Zudem werde man der Bitte der Geschädigten entsprechen, dass in jedem Bistum mindestens eine Frau Ansprechpartnerin für die Betroffenen ist - statt ausschließlich Männer. Bei dem Schreiben handelt es sich um eine Antwort auf einen Offenen Brief an den Ständigen Rat der Bischofskonferenz und den Papstbotschafter in Polen, Erzbischof Antonio Filipazzi, den 46 Personen im Mai unterschrieben - teils anonym.
Die Bischöfe entschuldigten sich nun bei den Betroffenen von sexuellem Missbrauch: „Es tut uns leid, dass wir nicht immer für Sie da waren, um Sie zu unterstützen.“ Sie kamen auch der Forderung nach einem Treffen mit einer Delegation von Missbrauchsopfern bei einer Bischofsvollversammlung nach und luden sie zur nächsten Sitzung im November ein.
Die Bischöfe schrieben, sie wollten den Betroffenen zuhören und „Sensibilität für die Verwundeten in unseren Gemeinschaften neu erlernen“. Und weiter: „Wir hoffen, dass dieser Dialog ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu gegenseitigem Verständnis und zur Zusammenarbeit sein wird, der zu einem besseren Schutz der Jüngsten und Wehrlosen beitragen wird.“
Keine Reaktion auf Suspendierungsforderung
In ihrer Antwort auf den Brandbrief der Missbrauchsopfer äußern sich die Bischöfe allerdings nicht zu der Forderung nach einer Suspendierung des Konferenzvorsitzenden Erzbischof Tadeusz Wojda, bis der gegen ihn erhobene Vorwurf von Nachlässigkeit im Umgang mit Missbrauchsfällen aufgeklärt sei. Wojda habe den Heiligen Stuhl um eine Untersuchung gebeten, so die Bischöfe. „In dieser Haltung sehen wir das Vertrauen des Erzbischofs in den Heiligen Vater Franziskus, in das Handeln des Heiligen Stuhls und in die etablierten kirchliche Verfahren.“
Wojda wird vorgeworfen, er habe einen Priester in seinem Erzbistum Danzig (Gdansk) weiter auch mit Kindern arbeiten lassen, obwohl ihn zwei Frauen 2021 wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt hätten. Dazu sagte Wojda kürzlich in einer Videobotschaft, das Verfahren werde „ordnungsgemäß und mit Rücksicht auf alle Beteiligten geführt“. Er versprach, weitere Schritte zu unternehmen, um Vorwürfe und Zweifel zu klären.
Ein Initiator des viel beachteten Offenen Briefs an die Bischöfe begrüßte das Antwortschreiben. „Für mich ist die Antwort der Bischöfe ein kleines Zeichen dafür, dass sie beginnen, uns als Partner zu behandeln und nicht wie bisher als Objekte ohne Rechte“, sagte Robert Fidura der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Er hatte 2021 aus Protest gegen das Verhalten von Bischöfen seine Mitarbeit im Leitungsgremium der kirchlichen Sankt-Josef-Stiftung beendet, die Missbrauchsopfern helfen soll. Bisher hatten Betroffene nur Gespräche mit einzelnen Oberhirten geführt, schlossen sich aber nicht zusammen. Die Bischöfe hatten bereits in der Vergangenheit die Opfer um Entschuldigung gebeten.
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